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Sternenfaust - 052 - Welten-Verwüster

Sternenfaust - 052 - Welten-Verwüster

Titel: Sternenfaust - 052 - Welten-Verwüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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nachdem der Kridan seine Mahlzeit beendet hatte und vor sich hin starrte. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Sun-Tarin sah erstaunt auf. Er brauchte einen Moment, ehe er begriff, was der Christophorer gesagt hatte. »Ich glaube nicht«, antwortete er schließlich. »Ich muss eine Entscheidung treffen, die mir nicht leicht fällt.
    Und das bereitet mir – wie sagt man bei Ihnen? – Kopfzerbrechen.«
    »Ich vermute, es handelt sich dabei um unsere Mission auf Mantis«, sagte William. »Ich nehme an, Sie werden diesen Vorfall nach Kridania melden.«
    Sun-Tarin sah Bruder William einen langen Moment schweigend an. »Das sollte – müsste! – ich tun, ja«, bestätigte er schließlich. »Aber ich hätte in der Vergangenheit auch schon andere Dinge melden müssen. Zum Beispiel, dass die Solaren Welten damals bereits vor den Bündnisverhandlungen mit dem Prediger wussten, dass im Gebiet des Kridanischen Imperiums gar kein Wurmloch entstehen würde.«
    »Wenn Sie das getan hätten, wären die Verhandlungen möglicherweise gescheitert«, stimmte Bruder William zu. »Darf ich fragen, warum Sie geschwiegen haben?« Er hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, dass das eine sehr persönliche Frage ist. Aber«, er zögerte, »ich bin der Meinung, dass wir einander schon gut genug kennen, um auch mal eine so persönliche Frage erörtern zu können.«
    Der Kridan schwieg. Du bist ein Ketzer , dachte er. Und doch hast du recht. Ich lerne euch Menschen immer besser kennen. Gerade das bringt mich immer mehr in Konflikt mit meiner Loyalität zum Kridanischen Imperium und meiner Stellung hier. – Hilf mir, Gott, und zeige mir den richtigen Weg!
    Er beschloss, Williams Frage zu beantworten. »Die Vorgehensweise Ihrer Regierung damals war eine raffinierte Taktik, um ein Bündnis mit dem kridanischen Volk zu erreichen. Natürlich ist es verwerflich, zu diesem Zweck eine Lüge in die Welt zu setzen. Aber ich stimme zwar nicht für jede Situation Ihrem Sprichwort zu, dass der Zweck die Mittel heiligt, doch manchmal trifft es zu. Die Bedrohung durch die Dronte war so gravierend, dass dieses Bündnis zwingend erforderlich war.«
    Bruder William nickte. »Das erklärt aber immer noch nicht Ihr Schweigen gegenüber Kridania.«
    Der Kridan rieb seine Schnabelhälften aneinander, was ein knarrendes Geräusch erzeugte. »Die Wahrheit ist«, bekannte er, »dass zumindest das alte Regime von Kridania dieselbe Taktik angewandt hätte, wenn es zu ihrem Vorteil gewesen wäre. Wie Sie wissen – und vielleicht sogar besser als ich – haben die Vertreter der alten Ordnung sogar noch ganz andere Dinge getan. Es wäre sehr heuchlerisch von mir, wenn ich Sie verrate, weil Sie etwas getan haben, das wir Kridan in derselben Situation ebenfalls getan hätten. Darum habe ich geschwiegen. Denn das positive Resultat überwiegt meiner Meinung nach die doch relativ kleine Lüge bei Weitem.«
    Bruder William nickte verstehend. »Sehen Sie die jetzigen Situation ähnlich?«, fragte er vorsichtig.
    »Ja«, gab Sun-Tarin nach kurzem Überlegen zu. »Wir Kridan hätten, wenn ich ehrlich bin, nicht einmal so lange gewartet wie Sie, um die Welt der Mantiden nicht nur zu plündern, sondern auch für das Kridanische Imperium in Besitz zu nehmen.« Er machte eine nachdenkliche Pause und stand schließlich unvermittelt auf. »Ich möchte unser Gespräch an dieser Stelle beenden, Bruder William. Es ist Zeit für meine Gebete.«
    Der junge Christophorer nickte verständnisvoll, und Sun-Tarin verließ die Messe. Nein, es waren nicht die Gebete, die ihn jetzt in seine Kabine trieben.
    Es war das dringende Bedürfnis, allein zu sein und einige Dinge – wieder einmal – in Ruhe zu überdenken.
     
    *
     
    Slonan ließ den Gleiter für Merliks Begriffe im Schneckentempo und in schlingernden Zickzacklinien über die Trümmer auf den Fluss zugleiten. Merlik hätte es vorgezogen, möglichst schnell in die trügerische Sicherheit des Wassers einzutauchen. Doch er sah ein, dass das Manöver notwendig war, denn alles andere hätte die Angreifer nur noch schneller auf sie aufmerksam gemacht. So blieb immer noch die Möglichkeit, dass sie die geringen Energiewerte des Gleiters für Emissionen von zerstörten Leitungen hielten und die langsame und schlingernde Vorwärtsbewegung für eine Fehlfunktion.
    Doch zu ihrem Glück waren die Fremden anderweitig beschäftigt. Der Gleiter erreichte ungehindert den Fluss, und Slonan ließ ihn eintauchen mit einem Manöver, das für einen unbeteiligten

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