Sternenfaust - 053 - Die Morax
unterbrach Doktor Gardikov. Es war van Deyk, der Frost rief.
»Captain, wir haben Verbindung zum MOND VON KANASH. Kommen Sie bitte dringend in die Zentrale.«
Dana Frost ließ Doktor Gardikov einfach stehen und eilte los.
Wäre das ein Routinekontakt, dann hätte van Deyk die Sache nicht so eilig gemacht. Dana spürte das Kribbeln in ihrem Nacken. So weit sie sich erinnern konnte, hatte das noch nie Gutes bedeutet …
*
»Der Kontakt war nur kurz – in geraffter und mehrfach verschlüsselter Form.« Stephan van Deyk sah seinem Captain die Enttäuschung an, in der jedoch auch ein kleines Stück Erleichterung mitschwang, denn wenn Frost direkt mit Siron Talas hätte sprechen können, wäre sie kaum darum herum gekommen, ihm die schlechten Nachrichten über seinen Cousin mitzuteilen.
Das war aufgeschoben – jedoch nicht aufgehoben.
»Gut, spielen Sie mir die Nachricht vor, I.O.«
Siron Talas erschien auf dem Hauptschirm. Er sah müde aus. Mehr als das – Dana glaubte eine übermäßig große Anspannung in den Zügen des J’ebeem zu erkennen. Seine Stimme klang gepresst.
»Captain Frost, ich grüße Sie. Diese Nachricht wird verschlüsselt bei Ihnen eintreffen, denn wir wissen alle nicht, inwieweit der unbekannte Feind unsere Funksprüche abhören kann. Ich bin von meiner Regierung informiert worden, dass der Überfall auf Otano kein Einzelfall geblieben ist. Mehrere Kolonien im J’ebeem-Reich sind auf brutalste Art und Weise überfallen worden. Es ist die Rede von Massakern … von unaussprechlichen Dingen. Eine der Kolonien liegt nur unweit von der Flugroute meines Schiffes entfernt. Wir werden diese Welt anfliegen. Rechnen Sie also vorerst nicht mit unserem Erscheinen.« Talas machte eine Pause.
Es schien, als wollten ihm die richtigen Worte nicht einfallen. Dana erschien es jedoch wahrscheinlicher, dass Talas nicht alles sagen durfte, was ihm ganz weit vorne auf der Zunge lag. Zwischen Frost und dem J’ebeem existierte eine gewisse Sympathie, die jedoch hinten angestellt werden musste, wenn es um geheime Informationen ging. Dana konnte Talas da gut verstehen. Fast tat er ihr in seinem Zwiespalt ein wenig leid.
Dann sprach er doch weiter. »Zumindest von den J’ebeem haben Sie bei Otano keine Unterstützung zu erwarten. Meine Regierung hat beschlossen, dass der Schutz der noch nicht überfallenen Systeme Vorrang hat. Auch wenn es fraglich scheint, ob uns das möglich ist. Bislang hat sich keine angegriffene Welt wirkungsvoll verteidigen können. Achten Sie auf sich und Ihr Schiff. Siron Talas – Ende.«
»Womit er alles und nichts gesagt hat.« Commander van Deyk brachte es auf den Punkt.
Der Bund der Völker, der sich aus der Not heraus ergeben hatte, weil niemand alleine der Gefahr der Dronte gewachsen schien, stand nach wie vor auf tönernen Füßen. Die Informationspolitik zwischen den Völkern war oft geradezu eine Farce. Siron Talas und Dana Frost hatten in diesem Punkt ein stilles Übereinkommen – oft reichten ja schon kleine Bemerkungen, die richtig gedeutet durchaus Sinn machten.
»Da wäre allerdings noch etwas, Captain.« Dana sah zu van Deyk, der ein wenig skeptisch blickte.
»Was? Bitte keine Infos in kleinen Happen, I.O., danach steht mir im Moment wirklich nicht der Sinn.«
Van Deyk runzelte die Stirn. »Mag sein, dass ich da etwas falsch gedeutet habe, aber ganz am Ende der visuellen Nachricht, flackerte das Bild kurz … es pixelte.«
Dana Frost war das nur unterbewusst aufgefallen, aber van Deyk hatte natürlich Recht. Sie hatte an einen simplen Übertragungsfehler gedacht. Der erste Offizier der STERNENFAUST sah das jedoch anders.
»Das ist absolut unüblich für J’ebeem-Technik. Gut, vielleicht irre ich mich, aber ich habe eine Rechneranalyse jedes einzelnen Bildes der letzten zehn Sekunden der Übertragung angeordnet. Das Ergebnis müsste bald kommen.«
»Sie glauben, Talas hat uns doch mehr mitteilen wollen – mehr, als er offiziell durfte?«
Van Deyk zuckte nur mit den Schultern. »Ich glaube, dass er uns ohnehin mehr mitgeteilt hat, als er durfte. Die J’ebeem standen bei dieser Meldung nicht sonderlich gut da, oder? Wer auch immer dieser unbekannte Feind ist – sie können ihm offenbar nicht viel entgegensetzen.«
In dieser Sekunde erschien die Analyse auf seinem Terminal.
Frost und van Deyk sahen einander kurz verblüfft an. Das Ergebnis war eindeutig. In einem der Bildfragmente war eine kleine Datei versteckt. Diese zu decodieren hatte selbst den
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