Sternenfaust - 054 - Versklavt
und war an einer Stelle bereits geflickt. Das Alter dieses Mannes schätzte Dana auf Anfang vierzig. Die Haare waren hinten zu einem Zopf zusammengefasst. Dana hatte gehört, dass dies auf manchen Außenwelten der J’ebeem üblich war.
Das Reich der Söhne Ebeems umfasste ein Raum-Ellipsoid von mehr als tausend Lichtjahren Durchmesser. Aber jenseits dieser fest zum Reich gehörenden Zone gab es noch Hunderte von mehr oder minder unabhängigen J’ebeem-Welten in einem Korridor, der fast zweihundert Lichtjahre breit war und sich an den eigentlichen Herrschaftsbereich des Erbtriumvirats anschloss.
Die Herrschaft der Zentralwelt Ebeem endete nicht abrupt, sondern franste an den Rändern aus. Es gab Welten, die nominell noch unter der Oberherrschaft Ebeems standen, andere waren lediglich durch Bündnisverpflichtungen mit dem Reich verbunden und wieder andere, teilweise noch viel weiter entfernt gelegene J’ebeem-Kolonien, hatten sich schon vor langer Zeit vom Reich losgesagt und ihre Unabhängigkeit im Streit gegen das Erbtriumvirat erkämpft. Die Ursachen waren vielfältig und reichten von verfemten Adelshäusern, denen das Triumvirat die Herrschaft über ein planetares Lehen wieder abzunehmen versucht hatte, bis hin zur Auflehnung gegen Handelsbeschränkungen und bürokratische Drangsalierung durch die Zentralregierung.
Ein Großteil der Sklaven, die sich an Bord dieses Mutterschiffs befanden, stammte zweifellos von jenen entlegenen Kolonien, von denen sich gewiss nicht alle gegen die plündernden Morax hatten wehren können.
Zumindest stand für Dana fest, dass sich der Großteil der Sklaven schon sehr lange an Bord der GRALASH befinden musste. Wahrscheinlich Jahre, gemessen an irdischen Maßstäben. Anders war es einfach nicht erklärlich, dass sich offenbar bereits so etwas wie eine Sklavengesellschaft herausgebildet hatte, in der es feste Hierarchien gab. Den Morax schien es dabei weitgehend gleichgültig zu sein, wie die Sklaven ihre Streitigkeiten untereinander regelten.
Nur wenn Stammeseigentum vernichtet wurde, wurden sie ungehalten, wie jener Morax, der Dana hierher brachte, bereits mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht hatte. Das war nichts anderes als eine Warnung gewesen. Schlage jeden, töte niemanden – sonst gibt es Ärger.
Bran Larsons Züge wirkten hart und entschlossen.
»Warum tun Sie das alles für mich?«, fragte Dana.
»Ich denke, Menschen sollten zusammenhalten. Es gibt nämlich nur sehr wenige hier von uns. Und da wir den J’ebeem körperlich und vom Reaktionsvermögen her unterlegen sind, empfiehlt es sich nicht gerade, darauf zu setzen, sich als Einzelkämpfer durchzuboxen.«
Der Anführer der J’ebeem-Gruppe stand noch immer in der Nähe und hörte dem Gespräch der beiden Menschen interessiert, aber auch mit einer deutlichen Portion Misstrauen in den Gesichtszügen zu.
Zumindest sofern man die Mimik von Menschen einfach auf J’ebeem übertragen kann , dachte Dana.
Jedenfalls hielt es Bran Larson wohl für angemessen, den J’ebeem in das Gespräch mit einzubeziehen.
»Dies ist Herkon Lakiv, der Anführer dieser Gruppe. Ihm sind Sie jetzt Gehorsam schuldig.«
»Wie bitte?«
»So ist das hier nun einmal. Für die Morax sind Sie eine J’ebeem-Frau. Die machen da keine Unterschiede. Und wie sich die Sklaven untereinander organisieren, ist ihnen überlassen. Hauptsache, die Verluste sind nicht tödlich und die anstehende Arbeit wird zuverlässig verrichtet. Alles andere interessiert unsere Gastgeber nicht.«
Dana atmete tief durch. Ich wusste doch, dass das alles einen Haken hat. Ein Kleid gegen Gehorsam. Klingt nach Dienst im Star Corps bei gestrichenem Sold.
»Wenn es Sie tröstet, dann sollten Sie wissen, das Herkon Lakiv auch nicht an der Spitze der Hierarchie steht. Das Ganze ist organisiert wie in den Mafia-Epen, die Sie als Computerspiele oder Multimediadramen kennen. Man schützt sich gegenseitig und verlangt dafür eine Gegenleistung, die in der Regel in der Gefolgschaft besteht. Irgendwer ist dann der Ober-Pate, der direkt mit den Morax spricht.«
Herkon Lakiv sagte etwas.
»Er möchte, dass Sie ihm Gefolgschaft versichern«, übersetzte Bran Larson. »Ich würde nicht lange überlegen. Sie haben gesehen, was mit denen passiert, die niemanden haben, der sie schützt.«
»Dann sagen Sie ihm, dass ich einverstanden bin.«
»In Ordnung.«
Larson sagte ein paar Worte auf J’ebeem. Herkon Lakiv schien zufrieden zu sein. Er wandte sich zu den anderen und hielt
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