Sternenfaust - 054 - Versklavt
drei der geflügelten Menschenaffen ähnelnden, lederhäutigen und in tunikaartige Gewänder gekleidete Wesen über den Sklavenpferchen kreisen. So als würden sie beobachten, was sich dort unten tat.
Nein , wusste Dana. Die Xabong riechen es!
Beinahe die gesamte soziale Kommunikation dieses Volkes basierte auf dem Geruchssinn und erst in zweiter, sehr viel unbedeutenderer Hinsicht auf dem Austausch verbaler Botschaften. Untereinander vermochten sie die Emotionen des Gegenübers zu riechen, falls dieser nicht in der Lage war, seine olfaktorisch relevanten körpereigenen Emissionen zu kontrollieren.
Angeblich waren Xabong dazu jedoch in der Lage.
Noch auf der Akademie hatte Dana die Kontaktaufnahme zwischen Menschen und Xabong als ein klassisches Beispiel für die Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Spezies kennengelernt, deren bevorzugte Kontaktkanäle unterschiedlichen Sinnen entsprachen. Aber schon wenige Jahre später hatten die Xabong in so erschreckender Weise dazugelernt, dass Verhandlungsführer der Solaren Welten nur noch in spezieller, geruchsneutralisierender Kleidung zu den diplomatischen Treffen mit ihren Anführern gingen, um der anderen Seite nicht vorzeitig durch den Duft ihrer Ausdünstungen auch ihre Absichten zu verraten.
»Für wen spionieren diese Affen?«, fragte Frost an Bran Larson gewandt, der ebenfalls noch keine Ruhe zu finden schien. »Das tun sie doch, oder?«
Larson grinste.
»Da kommt das Militärische bei dir durch!«, stellte er fest. »Aber nicht schlecht erkannt. Die Xabong sind tatsächlich dazu da, uns zu überwachen. Wie ich schon sagte, es gibt nur sehr wenige von ihnen – und die meisten hat sich Milan D’aerte als seine persönliche Truppe angestellt.«
»Wie viele sind das?«
»Drei oder vier, glaube ich. Genau weiß das niemand. Sie sind ein Teil seiner Machtbasis.«
»Weshalb?«
»Weil auch der J’ebeem mit den schnellsten Reflexen meistens nicht mehr viel machen kann, wenn sich so ein Dreihundert-Kilo-Kloß auf ihn stürzt. Außerdem würde ein Xabong seinen Gegner auch bei Dunkelheit am Geruch orten können.«
»Na ja, so dunkel ist es nun auch wieder nicht.«
»Warte es ab.«
»Was soll das denn heißen?«
Nur ein paar Minuten später wurde die Beleuchtung so weit heruntergedimmt, dass zumindest ein Mensch kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte.
Das soll wohl so etwas wie eine Schlafphase sein , dachte Frost., Offenbar denken die Morax, dass es am ruhigsten ist, wenn sie einfach für Dunkelheit sorgen – was nur beweist, dass sie selbst wohl eine eher optisch orientierte Spezies sind und in diesem Punkt von sich selbst auf andere schließen .
Ein Chor unheimlicher Geräusche erfüllte diese künstlich geschaffene Nacht. Manchmal glaubte Dana noch, einen der Xabong als geflügelten Schatten seine Bahnen ziehen zu sehen.
»Versuch zu schlafen, Dana«, wisperte Bran, der ihre Unruhe zu spüren schien. »Ich weiß, dass das in den ersten Nächten auf der GRALASH sehr schwer ist, aber du musst es versuchen. Der morgige Tag wird anstrengend genug. Verlass dich darauf.«
Frost legte sich auf den kalten Boden und versuchte den Rat des Mannes zu folgen, der auf Grund der Tatsache, dass man ihr den Translator abgenommen hatte, ihre einzige Kommunikationsverbindung zu ihrer Umgebung war.
Ich muss den Kommunikator zurückgewinnen! , ging es ihr durch den Kopf. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, während ihr Atem langsam regelmäßiger wurde. Die Kühle des Untergrundes linderte etwas die Schmerzen ihrer Blutergüsse. Ich werde Schritt für Schritt vorgehen! , dachte Dana. Wahrscheinlich haben privilegierte Sklaven in diesem verfluchten System auch bessere Kleidung, warme Decken und insgesamt eine höhere Überlebenschance …
Und nur darum ging es im Moment.
Überleben.
Irgendwie durchkommen und dabei wenn möglich nicht zum Tier werden, auch wenn die Morax alles versuchten, um die Gefangenen genau dazu zu degradieren. Zu Tieren, die auf ihre Grundbedürfnisse reduziert wurden und für das Überleben bereit waren, den Rest an Zivilisiertheit abzustreifen wie eine Kombination, die nicht mehr passte.
Nein! , nahm sie sich vor. Ich nicht!
Auch wenn die Aussicht, vielleicht Jahre oder für immer in dieser grässlichen Gefangenenhölle festzusitzen, auf jeden, der damit konfrontiert wurde, geradezu deprimierend wirken musste, war Dana Frost nicht bereit, sich unterkriegen zu lassen.
Sie wollte den Kampf aufnehmen.
*
Commander Stephan van Deyk
Weitere Kostenlose Bücher