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Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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wirkenden physikalischen Kräfte schwieriger zu bedienen als sonst. Sie hangelten sich deshalb an langen Leinen entlang, die sie wie Bergsteiger an Sicherungshaken im Fels befestigt hatten. Jeder Haken, den die Bolzenpistole in der Wand versenkte, ließ winzige Gesteinsbrocken absplittern, die in einer elliptischen Bahn in Richtung Zentralsonne wegspritzten. Insgesamt mutete Dr. Brounswig die Art ihrer Fortbewegung fast etwas surreal an. Klettern in der Schwerelosigkeit …
    »Sie haben recht«, ließ sich von Schlichten keuchend vernehmen, »angesichts eines Äquatorialdurchmessers von gut hundertzwanzigtausend Kilometern lässt sich die Wanddicke an dieser Stelle tatsächlich mit einer Eierschale vergleichen.«
    Er ging nicht darauf ein, dass die Hülle der Hohlwelt 1 noch viel dünner war.
    »Richtung Äquator verfünffacht sich die Wandstärke«, erwiderte Dr. Brounswig, weil ihm auf von Schlichtens überraschende Antwort gerade nichts Besseres einfiel.
    »Umgekehrt weicht die Entfernung von Pol zu Pol ebenfalls signifikant vom Äquatorialdurchmesser ab«, ergänzte von Schlichten, »ziemlich genau um zehntausend Kilometer.«
    »Sehr ungewöhnlich.«
    »In der Tat. Normalerweise sind Planeten an den Polen abgeflacht, aber dieser scheint regelrecht in die Länge gezogen worden zu sein. Doch es gibt hier ja noch viel größere Rätsel …«
    »Die Transmitter?«, mutmaßte Brounswig.
    »Ja, die auch«, sagte der Professor, »aber eigentlich meinte ich die vergleichsweise winzige Sonne, die das Innere dieses Systems am Leben hält.«
    »Ein Fusionsreaktor mit einem Radius von gerade mal 400 Kilometern.« Allmählich kam sich Brounswig vor, als müsse er eine mündliche Prüfung an der Uni wiederholen. Er erinnerte sich daran, dass sein Doktorvater solche Prüfungen gerne mit einem harmlos wirkenden Plausch begonnen hatte, um dann irgendwann, wenn keiner mehr damit rechnete, freundlich lächelnd zutiefst vertrackte und vor allem zielsicher genau solche Fragen zu stellen, auf die man sich nicht vorbereitet hatte. Meist betrafen sie irgendeinen als völlig nebensächlich und unwichtig erachteten Aspekt der eigenen Arbeit. Plötzlich hing Wohl und Wehe von der korrekten Beantwortung einer Frage ab, mit der man sich bisher noch nicht einmal im Traum beschäftigt hatte. Und nur wer solch wahrhaft albtraumhafte Klippen meisterte, konnte später sicher sein, von den schier unglaublich guten Beziehungen des Meisters profitieren zu dürfen.
    »Allein das macht deutlich, dass diese Welt gebaut wurde und sich nicht selbst geformt und entwickelt hat wie ein normaler Planet«, riss von Schlichten Dr. Brounswig aus seinen Gedanken. Kopfschüttelnd sah er sich um.
    »Wir haben es gleich geschafft, Professor. Dort vorne ist die Leine zu Ende …«
    Von ihrem winzigen Lager war nichts mehr zu sehen. Nur die dünne Leine stellte die einzige sichtbare Verbindung dar.
    Eine verdammt dünne Nabelschnur , schoss es Brounswig durch den Kopf.
    In 127 Kilometern Entfernung – auf der äußeren Seite der Eierschale – befand sich ihr zweites Lager, mit dem sie nur mittels Bergstrom-Funk kommunizieren konnten, dessen Besatzung aber wie sie an der endlich freigegebenen Erforschung des Schleusen-Transmitters arbeitete. Kein normales Funksignal drang durch die Felsschicht des Planeten. Bisher pendelte lediglich Professor von Schlichten mit einem Shuttle zwischen den beiden Stützpunkten hin und her und nutzte dabei die immer noch rätselhafte, unbekannte Funktionsweise des Transmitters. Sie wussten, dass er existierte und konnten seine Wirkungsweise beobachten. Bestimmte hyperphysikalische Strukturerschütterungen ließen sich messtechnisch exakt eingrenzen. Aber niemand von ihnen hatte eine Ahnung, wo sich das Gerät befand, geschweige denn, wie es arbeitete.
    Dr. Brounswig war froh im Innern der Hohlwelt eingesetzt worden zu sein. Denn im Vergleich zur Notwendigkeit so gut wie ständig einen Raumanzug tragen zu müssen, hatte er es hier – relative Schwerelosigkeit hin oder her – doch besser getroffen. Nicht zuletzt auch aus wissenschaftlichen Gründen. Es deutete alles darauf hin, dass – wenn sie endlich wesentliche Funktionsteile des Schleusen-Transmitters fanden – diese eher von innen zugänglich waren als von der Außenseite des Planeten.
    Der ungefähr mannsdicke Schacht, den sie nur knappe hundert Meter vom Ende ihrer Leine entfernt entdeckt hatten, würde sich vielleicht als das entpuppen, wonach sie die ganze Zeit gesucht

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