Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt
einigermaßen verblüfft in die Runde blickte, als habe sich gerade etwas völlig Unverständliches ereignet. Tatsächlich kam sich der egozentrische Wissenschaftler plötzlich so vor, als sei er aus einem bösen Traum erwacht.
Zum Glück stehe ich nicht im Schlafanzug oder splitternackt auf dem Vorplatz der Tempelanlage , dachte er und schüttelte den Kopf. Dann fiel ihm alles wieder ein.
»Keine Ahnung, wer verrückt genug war, um von Schlichten seinen Forschungs- und Lehrauftrag zu erteilen …«, murmelte er. »Dieser unterbelichtete Geisteszwerg glaubt tatsächlich, mir das Wasser reichen zu können. Unglaublich, was der sich einbildet!«
Sein Blick glitt über die wuchtigen Türme der Transmitteranlage, die sich an der Rückseite des Heiligtums erhoben. Ringsherum umgeben von wuchtigen Bauwerken, Mauern und Gräben, die teilweise an burgähnliche Befestigungsanlagen erinnerten. Unmittelbar vor dem Transmitter befanden sich die weitläufigen Tempelhallen, die nahtlos in jene profane Gebäude übergingen, in denen die Priester, ihr Hofstaat, die Wachmannschaften, alle möglichen Bediensteten und seit Kurzem auch zahlreiche Wissenschaftler und wissenschaftliche Assistenten untergebracht waren, die sich als die Vertreter technisch weit überlegener Spezies auf einmal in dieser Welt tummelten.
Zum ersten Mal seit er hierhergekommen war – fast zeitgleich wie von Schlichten – dachte er über die eigenartigen Bewohner dieser Hohlwelt nach. Jene katzenartigen, aufrecht gehenden, annähernd menschgroßen Wesen, die – anders als in der ersten Hohlwelt, die er entdeckt hatte – entwicklungsgeschichtlich in einer Art mittelalterlichen Gesellschaft lebten.
Der Auftrag, der ihn hierher gebracht hatte, war strikt auf die Region um den Transmitter der Toten Götter begrenzt. Die Forschungsvorschriften besagten ausdrücklich, dass sie sich nur hier aufhalten durften. Das soziale und politische Leben dieser Welt sollte so wenig wie möglich gestört und verändert werden.
Schöne Theorie … hohle Worte für eine ausgehöhlte Welt … , höhnte Schmetzer in Gedanken. Er betrachtete diese Einschränkung als reine Alibi-Aussage, formuliert von der Administration der Solaren Welten und des Star Corps viele Lichtjahre entfernt, um die Öffentlichkeit zu beruhigen, ihr vorzugaukeln, man habe alles im Griff.
Eine Feigenblatt-Vorschrift, denn die Tatsache, dass Wissenschaftler der Menschen und der J’ebeem hier an einem Relikt der Toten Götter arbeiten … Was sage ich, es reicht doch, dass sie einfach in der Hohlwelt anwesend sind, um das soziale Gefüge dieser Welt bereits gründlich und vor allem unumkehrbar durcheinanderzubringen!
Ihn erfüllte ein kurzer Anflug von Verwunderung angesichts dieser für ihn ungewohnten Gedanken, doch dann wischte Professor Schmetzer sie kurzerhand beiseite. Er ging wieder zu dem Haus zurück, in dem sein Labor und seine Privaträume untergebracht waren. Dabei beschäftigten ihn längst ganz andere Überlegungen. Vor seinem geistigen Auge zeichneten sich die Umrisse eines perfekten Plans ab. Ja, so würde es ihm gelingen, von Schlichten endgültig zu stoppen …
*
Hillprar schnurrte vergnügt, während ihm die Tempeldienerin das Fell ausbürstete. Die Situation hatte sich sehr zu seinem Vorteil verändert. Früher konnte er sich dank seiner kargen Einkünfte als Sprecher des Priesterrats nur einfache, wenig geschickte Fellpflegerinnen leisten und auch die nur sehr selten. Viel häufiger hatte er selbst zu Bürsten, Kämmen und genoppten Massagebällen greifen müssen, um seinem langen, glänzenden Fell zu einem Aussehen zu verhelfen, dass der Würde seines Amtes entsprach.
Seit die fliegenden Boten Rrres, des göttlichen Himmelsauges, in seinem Tempel ein und ausgingen und sich dort teilweise sogar niedergelassen hatten, aßen, schliefen, arbeiteten und wohnten, hatte eine alles umwälzende Veränderung stattgefunden, die auch ihn, den geringsten Diener Rrres, mit gewaltiger Kraft an die Spitze der kirchlichen Hierarchie gespült hatte. Dabei hatte zuerst alles so furchtbar, so chaotisch und so verworren ausgesehen, dass er schon das Schlimmste befürchtet hatte: Die Zerstörung des Tempels durch die Truppen Fürst Malachenkos oder – wahrhaft keine Alternative – durch die Streitkräfte des anderen kriegslüsternen Nachbarn Fürst Schaschellon. Er sah sich schon abgeschlachtet von Soldaten der einen oder der anderen Seite, bestenfalls auf der Flucht durch den
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