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Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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mörderischen Dschungel, als Gefangener in einem finsteren Verlies verrotten – jede dieser Aussichten hatte ihn in tiefste Verzweiflung gestürzt. Und immer hatte er Rrre angefleht, ihm den rechten Weg zu weisen, die richtige Entscheidung zu treffen, ihm Stärke zu verleihen. Er hatte Sturmvogel um Sturmvogel mit verzweifelten Botschaften in die ferne Hauptstadt geschickt, heiße, untertänigste Bittschriften an Ihre Majestät, Ihrer aller Herrscher, den allmächtigen Kazan, mehr Truppen in die entlegene Region zu entsenden, um das Heiligtum wirkungsvoller zu schützen.
    Doch eine Antwort des Kazans blieb aus. Dem fernen Herrscher schien das Schicksal des ihm anvertrauten Heiligtums gleichgültig zu sein. Rrre, der am Himmel thronende, alles erleuchtende, einzige Gott dagegen hatte irgendwann die Gebete seines Dieners erhört und die glatthäutigen Boten zu seinem Tempel entsandt. Gerade zur rechten Zeit, als Verrat und Mord und die Armeen der Eroberer, die vor den Mauern standen und im Begriff waren, alles mit Tod, Vernichtung und Verderben zu überziehen. Es bedurfte lediglich des Erscheinens der fliegenden Boten Rrres, um das Rad des Schicksals in eine andere, bessere Richtung zu drehen und eine neue Ordnung zu errichten. Eine Ordnung mit ihm, Hillprar, als oberstem Rriarchgon an der Spitze.
    Neben den Annehmlichkeiten, die seine neue Stellung mit sich brachte und zu denen ergebene Dienerinnen gehörten, die ihm das Fell bürsteten und auch viele weitere Genüsse bereiteten, gehörten natürlich auch neue Pflichten. Zum Beispiel die, über die jetzige Situation gründlich nachzudenken. Gründlicher, als seine Vorgänger es je getan hatten. Er zerbrach sich stundenlang den Kopf, über Rrres wahren Willen. Denn nach dem Fortgang seiner ersten Boten waren neue Boten gekommen. Immer mehr hatten sich im Tempelgebiet niedergelassen, taten vielfältige Wunder und konnten unerklärliche Dinge geschehen lassen. Aber – und das stürzte Hillprar in einen Abgrund des Zweifels – sie sprachen nicht mit einer Zunge.
    Immer wieder bekam er zugetragen, dass sich die Boten uneins waren, dass sie untereinander stritten. Worüber, das entzog sich Hillprars Verständnis, aber die Tatsache an sich war schon besorgniserregend genug. Gab es doch mehr als nur einen Gott? Waren die Götter so zerstritten wie ihre Boten? Und was würde geschehen, wenn der Konflikt zwischen ihnen eskalierte?
    Der junge, unerfahrene Rriarchgon befürchtete für diesen Fall das Schlimmste, schlimmer als alles, was zuvor jemals gedroht hatte. Und im Grunde konnte auch die beste Fellpflege nicht über diese düsteren Gedanken hinweghelfen. Da war eine andere Frage schon viel einfacher zu beantworten.
    Was sollte er mit den Botschaften des Kazan machen, die seit Kurzem bei ihm eintrafen?
    Er hat keinerlei Macht mehr über das Heiligtum!
    Diesen Satz wiederholte Hillprar jedes Mal, wenn ihm das Eintreffen eines weiteren kazanischen Sturmvogels angekündigt wurde. Und: Der Kazan hat mich viele Zyklen lang vergeblich auf eine Antwort warten lassen, jetzt muss er sich gedulden …
     
    *
     
    Rrre, das Himmelsauge, der Alles-Erleuchter, sandte zur gleichen Zeit seine Strahlen auch auf jene weitläufige Parklandschaft herab, die wie eine grüne Insel der Ruhe inmitten des geschäftigen Treibens lag, das den stetigen Pulsschlag Hradzscharalbahs bildete. Theoretisch brauchte ein Reiter auf einem guten, ausgeruhten Penschu einen halben Zyklus, also genau zehn pausenlos durchwachte Perioden, um vom Rand der Hauptstadt an den Ufern des Warr’gha, der wasserreichsten Weltader, bis zu den gegenüberliegenden Randbezirken am Fuß der Ging-Berge zu gelangen. Vorausgesetzt, der Reiter verzichtete auf Schlaf, ernährte sich nur vom aufputschenden Fleisch der Bitto-Blätter und erhielt jeweils nach spätestens zwei Perioden einen neuen, frischen Reitvogel. Die speziell für die Truppen und Boten des Kazan gezüchteten Penschus waren die schnellsten Fortbewegungsmittel, abgesehen natürlich von den Sturmvögeln, die aber zu klein waren, um mehr als eine Handvoll Briefe zu transportieren.
    Praktisch benötigten natürlich auch die geschicktesten Reiter des Kazan wesentlich länger als einen halben Zyklus, da die engen Straßen Hradzscharalbahs meist derart von Karren, hin und her eilenden Straßenhändlern, bummelnden Passanten und spielenden Kindern verstopft waren, dass an ein rasches Vorwärtskommen nicht zu denken war.
    Der große, mit hohen Mauern und Türmen gesicherte

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