Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt
herauszubekommen …«, giftete Schmetzer. Doch bevor er noch ein verächtliches »Idiot« hinzufügen konnte, unterbrach ihn die Stimme des Ersten Offiziers vom Bildschirm.
»Danke für Ihre Ausführungen, meine Herren. Ich werde Ihre Argumente sorgfältig überdenken und Ihnen in Kürze meine Entscheidung mitteilen.«
»Ihre Entscheidung?« Ungläubig starrten sich Schmetzer und von Schlichten an. Der Ausruf war ihnen synchron und gleichzeitig über die Lippen gekommen.
»Ja. Meine Entscheidung. Wenn Sie sich nicht einigen können, muss das jemand anderes für Sie tun. Bis bald.« Mit diesen Worten unterbrach er die Verbindung.
*
Fast zur gleichen Zeit fand in der Tempelanlage keine hundert Meter von der Kommunikationszentrale der Boten Rrres entfernt ein anderes Treffen statt. Und zwar zwischen Hillprar, dem neuen geistlichen Oberhaupt der Kultstätte und Kanturiol, einem ehemaligen Jäger der Truppen Fürst Malachenkos, der sich unerlaubt aus der Armee entfernt hatte, als er erfuhr, dass der Fürst und sein General planten das Heiligtum zu erobern und in ihren Besitz zu bringen.
Odira, einer der Töchter Malachenkos, gelang es damals zwar, Kanturiol wieder einzufangen, aber bevor sie mit ihm tun konnte, was mit allen Deserteuren praktiziert wurde, nämlich ihn umzubringen, fielen sie gemeinsam in die Hände der Soldaten Fürst Schaschellons, der seinerseits einen Überfall auf den Tempel vorbereitete. Ihnen glückte zwar die Flucht aus dem Lager des gemeinsamen Gegners und sie konnten sich bis zum Heiligtum durchschlagen, aber das verhängnisvolle Aufeinandertreffen zweier verfeindeter Armeen mit einem identischen Ziel konnten sie nicht mehr verhindern. Die kazanischen Schutztruppen des Tempels waren nicht nur hoffnungslos unterlegen was ihre Zahl und Bewaffnung anbelangte, einer ihrer Befehlshaber – Herzog Rigbalton von Rauni – erwies sich letztlich sogar als Verräter, der mit Fürst Schaschellon gemeinsame Sache machte. Die ganze Situation erfuhr schließlich eine dramatische Zuspitzung und hätte zweifellos in eine gewaltige Katastrophe gemündet, wenn nicht zu diesem Zeitpunkt etwas geschehen wäre, was im Verständnis aller aufeinanderprallender Kräfte nur als Wunder, als göttliches Zeichen Rrres angesehen werden konnte.
Das, was geschehen war, überstieg das Verständnis der Rrriar, der Kinder Rrres, wie sich die felidenartigen Bewohner der Hohlwelt selbst bezeichneten. Fliegende, frei durch die Luft schwebende Wesen, die den im Tempel verehrten heiligen, weißen Affen täuschend ähnlich sahen, senkten sich vom Himmel herab und verlangten eine sofortige Einstellung der Kämpfe.
Seitdem gebot Kanturiol über die neue Schutztruppe, die die Sicherheit der Tempelanlage garantieren sollte und aus sorgfältig ausgewählten Kämpfern der Heere beider Fürsten und den verbliebenen Soldaten des Kazan bestand.
Zum großen Bedauern des neuen Befehlshabers kehrte Odira zusammen mit dem abrückenden Heer General Wrogins zu ihrem Vater zurück.
»Es sind zwei Nachrichten eingetroffen«, sagte Hillprar. »Eine davon für dich …« Der Rriarchgon wies auf die beiden verschiedenfarbigen Kapseln, die vor ihm auf dem Tisch lagen.
»Die grüne stammt aus Hradzscharalbah vom Hof des Kazan«, sagte Kanturiol. »Die rote trägt das Zeichen Fürst Malachenkos …«
»Was der Kazan von mir will, wissen wir«, erwiderte Hillprar und legte die rote Kapsel in Kanturiols Hand. Der ehemalige, einfache Jäger spürte, wie ihn ein Gefühl der Verunsicherung überwältigte. Doch diese Irritation dauerte nur einen Augenblick. Es war das erste Mal, dass ihm jemand mittels eines Sturmvogels eine Botschaft zukommen ließ.
»Ist es dir lieber, wenn ich gehe?«, fragte Hillprar.
»Bleib«, sagte Kanturiol. »Wir haben noch mehr zu besprechen.«
Er öffnete die Kapsel. Sie enthielt zwei kurze Schreiben. Ein offizielles von General Wrogin und eins von Odira. Kanturiol konnte nicht verhindern, dass sich seine Nackenhaare aufstellten, als er ihre Schrift erkannte. Verlegen versuchte er, ihren Brief unauffällig in seiner Brusttasche verschwinden zu lassen. Der Blick des Rriachgon folgte kommentarlos seiner Bewegung. Dann zerbrach er das Siegel des anderen Schreibens.
»General Wrogin äußert sich besorgt, dass noch kein neuer Dreierrat installiert ist«, sagte Kanturiol schließlich, nachdem er den Brief von Fürst Malachenkos engstem Vertrauten gelesen hatte. Insgeheim war er froh über diese Anfrage. Denn er hatte
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