Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
gekommen«, erklärte Bruder William. »Vor allem, wenn man noch näher an die Oberfläche herangeht und eine Strukturanalyse durchführt, dann sieht man, wie stark das alles den Dronte ähnelt. Man hat den Eindruck die Abdrücke von Dronte zu sehen, die vor langer Zeit einen Verbund um den ganzen Planeten gebildet haben. Die Ähnlichkeiten gehen bis in die Feinheiten der Oberflächenstrukturen hinein.«
»Die Dronte waren ein Hilfsvolk der Erhabenen«, meinte van Deyk. »Und da wir ja davon ausgehen, dass sie es waren, die dieses System so manipuliert haben, überrascht es eigentlich nicht, dass wir auch Spuren der Dronte finden …«
»Das stimmt«, musste Frost zugeben. Wahrscheinlich bin ich, was die Dronte angeht, ein bisschen traumatisiert. So wie wohl die meisten Menschen. Die Vorstellung, von einem faustgroßen Parasiten, dessen Ganglien sich im ganzen Körper verbreiten, zu einer willenlosen Marionette gemacht zu werden, ist einfach eine menschliche Albtraumfantasie par excellence! Kein Arenakampf der Morax kann grausamer sein! Und mit denen kenne ich mich ja leider aus …
»Captain ich würde gerne die Fossilien auf Hestanor C untersuchen«, erklärte nun Bruder William. »Das dürfte vielleicht sogar fast aufschlussreicher sein, als es die Untersuchung dieses Transmitter-Artefakts gewesen wäre, dessen Technologie wir vermutlich ohnehin nicht verstanden hätten.«
Frost seufzte hörbar. »Ich werde sehen, was ich tun kann, Bruder William«, versprach sie. Anschließend wandte sie sich an van Deyk. »Sie übernehmen bis auf Weiteres das Kommando. Geben Sie der Stammcrew der Brücke frei. Die Morax sehen wir frühestens in 36 Stunden wieder – bis dahin können andere zeigen, was sie können.«
»Ja, Ma’am«, nickte van Deyk.
Frost wandte den Kopf in Mutawesis Richtung. Der Lieutenant Commander und in der Hierarchie nach dem Captain und dem Ersten Offizier die Nummer drei an Bord der STERNENFAUST, gab sich redlich Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken. »Das gilt auch für Sie, Mister Mutawesi.«
»Ich fürchte, ich bin bei dieser angespannten Lage unabkömmlich.«
»Das sind Sie nicht. Lieutenant Mandagor kann Sie vertreten, während Gauss 8 von einem Fähnrich übernommen wird.«
Mutawesi war anzusehen, dass ihm die Worte des Captains nicht gefielen. Was ist gegen eine Mütze voll Schlaf und etwas Entspannung eigentlich einzuwenden, Mister Mutawesi? , fragte sich Frost, als sie dem Blick des Taktikoffiziers begegnete. Lässt Sie irgendetwas nicht schlafen?
Mutawesi hatte Ringe unter den Augen.
Das war Frost schon seit einiger Zeit aufgefallen. Sie hatte das auf den in letzter Zeit mitunter extrem anstrengenden Dienst geschoben. Schlafmangel war da unvermeidlich – zumindest wenn man einer der drei wichtigsten Offiziere an Bord eines Star Corps Schiffs war und damit nicht so leicht die Möglichkeit hatte, die Verantwortung einfach an irgendeinen Gleichrangigen abzugeben, wie das in den unteren Mannschaftsrängen sehr viel eher der Fall war.
Jetzt fragte sich Frost, ob vielleicht mehr dahintersteckte.
*
Frost ging in den Raum des Captains, um eine Funkkonferenz mit den Kommandanten der anderen Schiffe abzuhalten. Bruder William wurde auch hinzugeschaltet, um die Verbündeten von der Wichtigkeit der Fossilien zu überzeugen, die es auf Hestanor C gab. Aber da rannte Frost offene Türen ein.
Siron Talas bestand darauf, dass zuerst J’ebeem-Wissenschaftler die Möglichkeit bekamen, den Boden dieser Schwerkrafthölle zu betreten und an den Fossilien – oder worum immer es sich sonst handeln mochte – Untersuchungen vorzunehmen.
»Ich nehme an, Sie möchten auch den diplomatischen Kontakt mit den Hestan in die Hand nehmen«, vermutete Frost.
Aber in dieser Hinsicht irrte sie ganz gewaltig.
»Nein, ich denke, der ist bei Ihnen besser aufgehoben, Captain Frost.«
Frost glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Die J’ebeem verzichteten freiwillig auf eine Führungsrolle?
Kaum zu glauben. Oder es steckt noch etwas dahinter, was ich bis jetzt nicht weiß! , wurde es der Kommandantin der STERNENFAUST schlagartig klar.
Siron Talas druckste etwas herum, ehe er dann schließlich zur Sache kam.
»Es ist nämlich so, dass es in der Vergangenheit bereits mehrere Kontaktversuche zwischen J’ebeem und Hestan gab«, erklärte er dann.
»Um so mehr wären Sie dazu prädestiniert, mit ihnen zu sprechen!«, fand Frost und ihr Unverständnis für das bisherige Verhalten des J’ebeem-Kommandanten
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