Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
damit Schwierigkeiten hatten, sich der in ihren Augen völlig willkürlichen Beurteilung durch irgendwelche verblendete Ideologien zu unterwerfen, die das intelligente Leben im Universum offenbar in verschiedene Klassen einteilte.
*
Etwa zur gleichen Zeit tauchte Lieutenant Commander Robert Mutawesi in der Krankenstation auf, wo Dr. Simone Gardikov gerade damit beschäftigt war, einen Abgleich der verbrauchten Medikamente mit den Beständen vorzunehmen.
Gardikov blickte auf.
»Was kann ich für Sie tun, Lieutenant Commander?«
Beide kannten sich seit jener Zeit, als Gardikov Krankenschwester auf dem Leichten Kreuzer STERNENFAUST I unter Commander Richard J. Leslie gedient hatte, während Robert Mutawesi auf demselben Schiff nach Absolvierung der Star Corps Akademie als Fähnrich angefangen hatte.
»Ich brauche etwas«, sagte er.
Gardikov schien zu wissen, was er meinte. Er brauchte es ihr gegenüber nicht weiter zu erklären.
Ihr Blick verriet Sorge.
»Schon wieder?«, fragte sie.
»Ich musste die Dosis erhöhen.«
»So etwas sollten Sie nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt tun, Lieutenant Commander Mutawesi.«
Mutawesi lächelte mild. »Ich kann am besten beurteilen, wie viel ich brauche. Die Sache ist unter Kontrolle. Es besteht also kein Grund, sich Sorgen zu machen.«
Dr. Gardikov atmete tief durch und strich sich eine verirrte Strähne aus den Augen. »Wenn Sie mich fragen, dann schleppen Sie das schon viel zu lange mit sich herum …«
»Ich nehme an, dass ich austherapiert bin«, erwiderte Mutawesi. Gardikov ging an den Medikamentenschrank, nahm einen Behälter mit Dragees heraus. »Ich war es schon so gut wie los, aber es hat wieder angefangen«, fuhr Mutawesi fort. Er wollte Gardikov die Dragees aus der Hand nehmen, aber die Ärztin zog ihre Hand zurück.
»Seit wann ist es wieder schlimmer geworden?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern.
»Ich glaube, der erste Anfall seit langer Zeit war nach dem Ende des Dronte-Krieges. Davon habe ich Ihnen ja erzählt. Danach ist es beständig schlimmer geworden. Wie gesagt, ich komme jetzt mit der Dosis, die Sie mir bisher gegeben haben, nicht mehr aus.«
»Sie werden da etwas unternehmen müssen, Mister Mutawesi. Und wie ich mich erinnere haben wir auch schon einmal darüber gesprochen.«
Mutawesis Lächeln wirkte flüchtig. »Es ist alles im Griff, Doktor.« Er streckte die Hand aus. Gardikov gab ihm zögernd die Dragees. »Ich kann mich doch auf Ihre Diskretion verlassen?«
»Die ärztliche Schweigepflicht gilt auch für Schiffsärzte«, gab Gardikov eine allgemeine Antwort, wie sie in der Handbuchdatei des Star Corps zu finden war. Allerdings nur, so fern die Diensttauglichkeit nicht beeinträchtigt ist …
*
Zyrolaan erzeugte mit den internen Röhrchen seines Kopfkamms einen vollen, satten und sehr dissonanten Akkord, den nun auch mit größtem Wohlwollen niemand mit dem Begriff Harmonie in Verbindung bringen konnte.
Aber da der Herrscher-auf-Zeit gerade im Begriff war, sich in seine Privaträumlichkeiten zurückzuziehen, dachte er, das Recht dazu zu haben, sein Inneres ganz zu entäußern , wie man diesen Vorgang unter Hestan nannte.
Dass Girrrarrrn bei ihm war, störte ihn dabei nicht. Ein Msssarrr stand in gewisser Weise außerhalb der durch die Fünfgeschlechtlichkeit der Hestan recht komplizierten hestanischen Sozialstruktur. Deshalb durfte man ihm eine solche Entäußerung durchaus zumuten. Unter Hestan war die wechselseitige Akzeptanz einer unangekündigten Entäußerung mit sehr starker Emotionalität sehr gering. Bei Gleichaltrigen des gleichen Geschlechts ging das unter Umständen und mit etwas Glück ohne größere Komplikationen durch, aber ein Angehöriger des Geschlechts Nummer 5 war besser beraten, sich gegenüber den Geschlechtern 2 und 3 in dieser Hinsicht zu beherrschen, weil er sonst leicht missverstanden werden konnte.
Da es ihm innerlich so gut getan hatte, ließ der Herrscher zeitgleich noch einen weiteren Entäußerungsakkord die Knochenhöhlen seines Kamms verlassen. Noch wilder, noch dissonanter, noch tiefer – und mit ein paar noch schrilleren, schon fast den Rahmen des Hörbaren sprengenden Obertönen.
»Ich nehme an, du bist jetzt emotional sehr erleichtert«, sagte Girrrarrrn.
»Ehrlich gesagt schätze ich es nicht, meine Entäußerung von meinem Haus-Msssarrr kommentiert zu bekommen«, erwiderte der Herrscher-auf-Zeit.
»Entschuldigung. Aber obwohl ich nun schon mein ganzes Leben
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