Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
die Kridan-Invasion im Wega-System im vorletzten Jahr dazuzählen!«
Mutawesi fixierte Bruder William mit seinem Blick. »Was wollen Sie? Warum reden Sie plötzlich über 2236 und Ihre offenbar nicht so ganz glückliche Kindheit?«
»Mein Vater war Commander Ferdinand Beaufort. Er starb in dieser Schlacht …«
»Sie haben mit Dr. Gardikov über mich gesprochen!«, schloss Mutawesi plötzlich. »Das fällt mir jetzt wie Schuppen von den Augen. Es kann nicht anders sein!«
»Sehen Sie, ich bin die Erlebnisse von damals bis heute nicht wirklich losgeworden. Darum habe ich mich mit allen Einzelheiten der damaligen Geschehnisse beschäftigt und sogar einen langen Bericht darüber geschrieben, der allerdings niemals veröffentlicht werden wird. Er hat lediglich den Charakter eines privaten Tagebuchs.«
Mutawesi legte die Stirn in Falten.
»Geben Sie sich keine Mühe, um den heißen Brei herumzureden. Und Gardikov kann sich auf etwas gefasst machen. Die kann nicht einfach mit Ihnen über meine …« Er brach ab.
Bruder William hob die Augenbrauen. »Ja?«, fragte er.
Mutawesi wollte aufstehen.
»Warten Sie«, forderte Bruder William. »Ich habe Ihren Namen auf einer Vermisstenliste gesehen, die damals erstellt wurde. Da war ich noch Teenager. Ich weiß auch nicht, da war einfach etwas in mir, das mich dazu trieb, das Schicksal dieser Vermissten zu verfolgen. Manche tauchen wieder auf … Vielleicht war es einfach der Wunsch, dass mein Vater auch auf so einer Liste gestanden hätte. Aber das war leider nicht so …«
Mutawesi verengte die Augen und sah Bruder William kopfschüttelnd an. »Sie haben sich die Namen gemerkt?«
»Ich kannte Ihren Namen lange bevor ich auf die STERNENFAUST kam, Lieutenant Commander.«
Mutawesi ließ sich wieder auf seinen Platz fallen. »Jemand der so einen Dachschaden hat, muss dann wohl zwangsläufig Christophorer werden!«, stieß er hervor.
Bruder Willisam lächelte. »Diese Spitze ging gegen Ihre Eltern, nicht gegen mich.«
»Ich habe nicht um eine Analyse gebeten.«
»Hat es damals angefangen?«
»Was?«
»Sie gerieten in Gefangenschaft. Ich nehme an, dass die posttraumatischen Belastungsstörungen, die Sie bis heute mit Medikamenten unterdrücken, damals anfingen. Das wäre jedenfalls nicht verwunderlich.«
»Also haben Sie tastsächlich mit Gardikov gesprochen?«
»Sie macht sich Sorgen um Sie – genau wie ich. Sie können den Verstoß gegen die Vorschriften natürlich dem Captain melden, aber das geht kaum, ohne dass Sie Frost erklären, worum es eigentlich geht. Und ich glaube nicht, dass Sie das wollen.«
Mutawesis Kinn sackte nach unten. »Es gibt wohl keine Situation, die Sie nicht absolut unter Kontrolle haben … Und sagen Sie jetzt nicht, dass das wieder gegen meinen Vater geht, nur weil der auch ein Christophorer war.«
Bruder William lächelte mild. »Seit den Erlebnissen, die ich als Junge auf dem Erdmond hatte, gebe ich mir tatsächlich große Mühe, nicht in Situationen zu geraten, die ich nicht beherrschen kann.« Einige Augenblicke des Schweigens folgten. Schließlich fuhr Bruder William fort: »Wenn Sie darüber mal reden wollen …«
»Ich spreche nicht darüber. Mit niemandem.«
»Sie sind der Sohn eines Christophorers und ich habe Sie schon dabei erwischt, dass Sie die Mantan-Meditation durchführen.«
»Was soll das nun wieder?«
»Sie wissen, dass wir Christophorer etwas viel Besseres gegen Ihr Problem haben, als die Tabletten, die Gardikov Ihnen gibt.«
»Niemals!«, erwiderte Mutawesi.
Ein Summton ertönte. Bruder William aktivierte seinen Armbandkommunikator. »Was gibt es?«
Es war Fähnrich Ricardo Dunston, der auf der Brücke gerade die Funktion des Kommunikationsoffiziers ausfüllte.
»Kommen Sie bitte auf die Brücke, Bruder Willisam.«
»Sofort«, murmelte der Christophorer.
*
Wenig später traf Bruder William auf der Brücke ein. Frost kam aus ihrem Raum und van Deyk übergab das Kommando an den Captain.
Im ersten Moment war Bruder William etwas überrascht, den kridanischen Austauschoffizier Sun-Tarin an den Kontrollen der Steuerung zu sehen. Der etatmäßige Ruderoffizier Lieutenant John Santos war jedoch bei ihm, um dem Kridan in die Handhabung der Konsole einzuweisen.
Warum eigentlich nicht? , ging es Bruder William dann durch den Kopf. Ein Austauschoffizier sollte auch eine Funktion haben …
»Wir haben jetzt eine Antwort der Hestan«, erklärte Frost. »Sie ging vorhin als Konferenzsendung an alle unsere
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