Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
Expedition teilnehmen würde. Aber die sachlichen Gründe waren nicht von der Hand zu weisen. Die STERNENFAUST verfügte mit ihrem Mesonenantrieb über ein wesentlich besseres Beschleunigungsvermögen und konnte daher auch ein paar Stunden früher im Orbit von Hestanor A sein.
Angesichts der Tatsache, dass durchaus die Möglichkeit bestand, dass die Morax irgendwo noch einmal ihre Kräfte sammelten und vielleicht einen zweiten Angriffsversuch auf das Hestanor-System starteten, konnte das ein entscheidender Faktor sein. 36 Stunden von der Entmaterialisierung der Morax-Mutterschiffe gerechnet waren sie vor dieser Gefahr einigermaßen sicher. In dieser Zeit konnten die Weltraumbarbaren allenfalls mit den erbeuteten Hestan-Schiffen angreifen.
Aber danach musste man mit ihnen rechnen.
Dana Frost hatte in ihrer Zeit als Gefangene und Sklavin an Bord eines Morax-Schiffs mehrere solcher Angriffe mitbekommen. Die meisten davon auf Welten, die von J’ebeem bewohnt gewesen waren. Manche von ihnen hatten zum Reich von Ebeem gehört, andere waren nur lose mit diesem gigantischen Imperium assoziiert gewesen. Aber die äußerst hartnäckige Kampfweise der Weltraumbarbaren hatte Frost dabei durchaus hautnah mitbekommen. Sie waren rücksichtslos gegen ihre Gegner und Sklaven – aber sich selbst schonten sie genauso wenig. Ein hohes Risiko schien sie dabei keineswegs abzuschrecken, wenn dem gegenüber die Hoffnung auf reiche Beute entgegenstand.
Frosts Instinkt sagte ihr einfach, dass die Morax zurückkehren würden.
Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie so schnell aufgaben …
Die STERNENFAUST erreichte den Orbit von Hestanor A. Die anderen Schiffe blieben zurück. Man kam überein, einen einheitlichen Verband zu bilden, schon um sich im Fall erneuter Kampfhandlungen besser verteidigen zu können.
Ein Shuttle wartete dort bereits im Orbit.
Es handelte sich um eine Einheit, die goldfarben im All schimmerte und die Form eines Tropfens hatte, was dafür sprach, dass sie auch für den Flug durch eine relativ dichte Atmosphäre geeignet war.
Frost, Bruder William, Sun-Tarin und Professor Yasuhiro von Schlichten betraten das goldene Tropfenshuttle, nachdem dieses an der Außenschleuse der STERNENFAUST II angedockt hatte.
Die vier Expeditionsteilnehmer wurden gründlich gescannt. Manche dieser Verfahren waren zumindest Bruder William und Professor von Schlichten dem zu Grunde liegenden Prinzip nach bekannt – bei anderen konnten selbst sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, was da mit ihnen gemacht wurde.
»Hoffen wir, dass nichts davon gesundheitsschädlich ist«, meinte Frost.
An den Kommunikatoren nahmen die automatisch arbeitenden Scanner keinerlei Anstoß und ihre Auslegung des Begriffs »Waffen« war offenbar auch nicht so eng, dass die Mitglieder der STERNENFAUST Crew ohne Gürtel, Schuhe und andere Dinge hätten an Bord gehen müssen.
Etwas überrascht stellten sie fest, dass sich auch in dem Raum, der offenbar die Passagierkabine des Tropfenshuttles darstellte, keiner ihrer Gastgeber auf sie wartete. Stattdessen begrüßte sie eine Kunststimme in menschlicher Sprache. Die Hestan hatten offenbar durch Aufzeichnung des Funkverkehrs der STERNENFAUST mit den anderen Schiffen des Expeditionsverbandes genug Sprachmaterial aufgezeichnet, um ein Translatorsystem mit den nötigen Daten füttern zu können.
»Seien Sie willkommen. Die genetischen Tests und die Durchsuchung nach Waffen oder Sprengstoff und anderen potenziell gefährlichen Stoffen hat ergeben, dass Sie unbedenklich sind und Hestanor A betreten dürfen. Bitte nehmen Sie Platz. Die ausfahrbaren Pneumöbel lassen sich an die besonderen Bedürfnisse jeder Anatomie anpassen, sofern Sie ein Einzelgewicht von 300 Kilogramm nicht überschreiten.«
Sitzmöbel wurden aus dem Boden ausgefahren.
Da die Anatomie der Hestan von jener der Menschen nicht allzu verschieden war, was Beine, Gesäß und den Bewegungsapparat anging, konnten sich Frost, Bruder William und von Schlichten einfach setzen.
Sun-Tarin musste sich hingegen durch ein durch direkte Spracheingabe zu bedienendes Programm quälen, um sein Sitzmöbel an die Gegebenheiten seiner vogelartigen Unterleibsanatomie anzupassen.
Sowohl das Translatorsystem des Kridan als auch das des Shuttle-Bordrechners wurde dadurch einer Belastungsprobe unterzogen.
Sun-Tarin hatte die umständliche Prozedur erst abgeschlossen, als sich der Shuttle bereits an der Grenze zwischen Stratosphäre und Troposphäre
Weitere Kostenlose Bücher