Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
von Hestanor A befand.
Die Wände des offenbar vollautomatisch gesteuerten Tropfenraumers wurden bereits nach wenigen Augenblicken scheinbar transparent, sodass man einen unvergleichlichen Panoramablick hatte. In Wahrheit wurden natürlich die Bilder von optischen Sensoren auf die Innenseite der Wände projiziert.
Tiefer und tiefer sank das Tropfenshuttle in die Atmosphäre des Hauptplaneten der Hestan ein. Es waren nun sehr detailreiche Ansichten der Oberfläche zu sehen. Der Planet war vor allem rund um die Binnenmeere dicht besiedelt.
In den trockenen Wüsten, die stets in großem Abstand zu diesen Binnenmeeren lagen, gab es dagegen nur vereinzelte Siedlungen.
Eine hohe Verkehrsdichte an Gleiterflügen fiel darüber hinaus auf.
Genau in eine dieser Wüsten flog aber das Tropfenshuttle. Weit ab von den besiedelten Zentren öffnete sich in der Oberfläche ein Schott mit einem Durchmesser von fast zweihundert Metern. Es gab den Blick auf eine Röhre des gleichen Durchmessers frei, die senkrecht in die Tiefe führte.
Das Tropfenshuttle sank in diesen senkrecht ins Erdreich verlaufenden Tunnel hinein. Das Schott schloss sich wieder.
Das Schiff verlangsamte die Geschwindigkeit und sank minutenlang in die Tiefe, bevor es schließlich in einen sich seitlich öffnenden Hangar einflog.
»Offenbar sind hier die wirklich wichtigen Gebäude und Einrichtungen unterirdisch angelegt«, stellte Sun-Tarin fest.
»Hoffen wir, dass das wirklich der Grund ist und man uns nicht gleich in irgendein unterirdisches Gefängnis samt genetischem Versuchslabor gebracht hat!«, erwiderte von Schlichten sarkastisch.
Aber für Sarkasmus hatten Kridan wenig Sinn.
Der Verbindungsoffizier war zwar inzwischen schon einigermaßen geschult darin, irdische Redensarten und im übertragenen Sinne gemeinte Ausdrucksweisen zu verstehen, aber Ironie und Sarkasmus blieben weiterhin ein Kapitel für sich. Die Tatsache, dass unter Umständen das Gegenteil dessen gesagt wurde, was der Betreffende eigentlich meinte, bereitete ihm immer wieder Kopfzerbrechen und verunsicherte den Kridan jedes Mal aufs Neue.
»Sie können jetzt aussteigen«, sagte Kunststimme. »Äußern Sie einfach mündlich diesen Wunsch. Das System ist darauf eingestellt, Sie zu verstehen.«
»Also öffnen Sie bitte die Schleuse!«, seufzte Frost. Wenn es etwas Nerviges gab, dann waren es zweifellos quatschende Computer.
*
Zyrolaan war dem Attentatsversuch in letzter Sekunde entkommen. Der Herrscher-auf-Zeit war immer noch fassungslos darüber, dass es jemand gewagt hatte, ihn auf diese barbarische Weise aus dem Amt zu befördern! In der legendären Düsteren Zeit war das angeblich der Fall gewesen. Die Düstere Zeit bezeichnete eine Ära, in der das Erbe der Erhabenen fast vergessen und der Raumverkehr selbst zwischen den Sieben mal sieben Welten von Hestanor fast abgebrochen wäre. Die Hestan waren beinahe auf ein Niveau zurückgefallen, in dem sich verschiedene Gruppen mit primitiven Atomwaffen bedrohten.
Aber das war lange vorbei.
Nur die weitverzweigten unterirdischen Anlagen des Planeten waren noch ein Beleg dafür, dass es diese Düstere Zeit überhaupt gegeben hatte.
Der Herrscher-auf-Zeit wurde von einem Dutzend bewaffneter Msssarrr umgeben, die mit Strahlwaffen ausgerüstet waren. Treuen Wach-Msssarrr traute Zyrolaan einfach mehr als irgendwelchen Hestan-Wächtern. Während es kaum einen Hestan gab, der in dem Konflikt zwischen Expansionisten und Traditionalisten neutral war, waren Msssarrr üblicherweise an dieser Frage nicht interessiert. Und selbst die wenigen Msssarrr, die in dieser Angelegenheit eine Meinung hatten, waren von dem Fanatismus der Hestan, die sich für eine der beiden Positionen entschieden hatten, weit entfernt.
Der Herrscher-auf-Zeit fühlte sich also in der Gegenwart von Msssarrr-Wächtern sehr viel sicherer.
In der Mitte des Raumes war sein Haus-Msssarrr Girrrarrrn aufgebahrt. Er hatte Zyrolaan das Leben gerettet.
»Die Delegation der Fremden ist eingetroffen«, meldete der einzige andere Hestan im Raum. Es war der Sekretär des Herrschers-auf-Zeit und sein Name war Werolaan. Dass er dem Geschlecht Nummer 1 angehörte fanden manche Beobachter unschicklich, da es angeblich eine besondere sexuelle Affinität zwischen den Geschlechtern 1 und 5 gab, dem Zyrolaan selbst angehörte. Die Kommentatoren im Mediennetz hatten sich darüber ausführlich ausgelassen, seit Zyrolaan den jungen 1er, wie man Angehörige des Geschlechts Nummer 1 auch
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