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Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Titel: Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Expansionisten und das wird lange so bleiben …
    Die politischen Verhältnisse Hestanors waren sehr schwerfällig. Veränderungen brauchten lange, ehe sie sich durchsetzten. Aber Zyrolaan hatte Zweifel daran, ob die Umgebung des Siebener-Systems den Hestan diese Zeit geben würde. Schließlich sind wir nicht allein im Universum – und auch unsere edle Abstammung von den Erhabenen wird uns nicht davor retten, eines Tages das Opfer irgendeiner gierigen Macht zu werden. Und selbst genetisch primitiven Tieren wie den J’ebeem ist so etwas zuzutrauen …
    Eine Bewegung lenkte Zyrolaan ab.
    Ein arachnoider Msssarrr krabbelte auf ihn zu. Die Geschwindigkeit, mit der sich Angehörige dieser Spezies auf ihren spinnenartigen Beinen zu bewegen vermochten, beeindruckte den Herrscher-auf-Zeit immer wieder von Neuem.
    Der Msssarrr blieb in einer Entfernung von nur etwa zwei bis drei Metern von Zyrolaan entfernt stehen. Er stoppte völlig abrupt. Das Augenkonglomerat sah den Herrscher an. Die Beißwerkzeuge schabten gegeneinander und als er zu sprechen begann und sich dabei die Fressöffnung auftat, war der Röhrenstachel zu sehen.
    »Sei gegrüßt, Herrscher-auf-Zeit«, sagte der Msssarrr.
    »Ich freue mich, dass du den Weg in den Palast gefunden hast, Girrrarrrn«, erwiderte Zyrolaan. Es lebten zahlreiche Msssarrr im Hestanor-System. Sie waren irgendwann vor langer Zeit mit Hilfe der Transmitteranlage, die vom großen Transportnetz der Erhabenen übriggeblieben war, hierher gelangt und wurden von den Hestan nicht nur geduldet, sondern auch geschätzt. Sie waren im Laufe der Zeit zu einem symbiotischen Teil der Hestan-Gesellschaft geworden. Insbesondere einfachere Tätigkeiten wurden von ihnen verrichtet. Darüber hinaus hatten sie ihren eigenen Umgang mit der Technik der Erhabenen und konnten den uralten Artefakten mitunter Dinge entlocken, von denen kein Hestan geglaubt hatte, dass die technischen Hinterlassenschaften sie hergaben.
    »Es ist mir immer ein besonderes Vergnügen, mich mit dir auszutauschen, Girrrarrrn«, sagte Zyrolaan. Das Treffen mit Girrrarrrn war schon seit Langem geplant gewesen. Lange bevor man mit einem Angriff der Morax hatte rechnen müssen.
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte der Msssarrr mit einer Folge schriller Laute, die von eigenartigen Klick- und Reibegeräuschen unterbrochen und ergänzt wurden. Ein Hestan war rein physiologisch nicht in der Lage, diese Laute zu erzeugen – und umgekehrt war es dem Msssarrr nicht möglich, mit Hilfe seiner Fressöffnung und der anderen an der Geräuscherzeugung beteiligten Organe Laute hervorzubringen, die auch nur im Entferntesten eine Ähnlichkeit mit der hochkultivierten Sprache der Hestan aufwiesen.
    So war für die Verständigung ein Translator unerlässlich. Zumindest auf Seiten des Msssarrr.
    Der Herrscher-auf-Zeit hingegen war stolz darauf, das Idiom der Msssarrr zumindest zu verstehen , wenn er es auch nicht aktiv verwenden konnte.
    Für den Hestan war das in seiner Jugend eine Gedächtnisübung gewesen. Auf Grund der engen synästhetischen Verknüpfung jeder semantischen Bedeutungseinheit der Msssarrr-Sprache – von Wörtern zu sprechen wäre vielleicht nicht ganz passend gewesen – mit einprägsamen Farben und Gerüchen, war es für Zyrolaan kein Problem gewesen innerhalb eines Monats diese Sprache so perfekt verstehen zu lernen, dass er den Ausführungen eines Arachnoiden ohne Schwierigkeiten zu folgen vermochte. Die Tatsache, dass es bei den Spinnenartigen keinerlei Nebenton-Ebene gab und sich auch ihr gestisches und mimisches Repertoire an nonverbalen Äußerungen eng begrenzt hielt, half ihm dabei.
    Und die Einfachheit der Kommunikation, wie sie mit einem Msssarrr möglich war, reizte ihn auf eine besondere Art und Weise. Austausch von Informationen und Meinungen ohne das, was man bei den Hestan einen doppelten Ton nannte – das war so erfrischend direkt und der Herrscher-auf-Zeit fand sogar, dass es mitunter einen völlig neuen Blick auf den einen oder anderen zu erörternden Sachverhalt eröffnete.
    Das war – neben der persönlichen Freundschaft zu Girrrarrrn und einigen anderen Msssarrr – der Hauptgrund dafür, dass der Herrscher-auf-Zeit die Beratung mit diesen spinnenartigen Intelligenzen sehr schätzte.
    »Hast du über meine Vorschläge nachgedacht, Herrscher-auf-Zeit?«, fragte der Msssarrr.
    Ein paar Nebentöne entrangen sich den Klangröhren des Hestan, ehe dieser damit abrupt wieder aufhörte, als ihm bewusst

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