Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
Bürgerrechte besitze. Ich darf zwar den Herrscher-auf-Zeit in allen Fragen beraten, weil dem Herrscher natürlich freisteht, sich beraten zu lassen, von wem er will. Ich selbst aber habe weder die Möglichkeit, mitzubestimmen, wer der nächste Herrscher-auf-Zeit wird, noch könnte ich selbst Herrscher-auf-Zeit werden.«
»Ich glaube, du eilst in Gedanken deiner Zeit jetzt etwas zu weit voraus«, stellte Zyrolaan fest.
»So? Ich dachte, das ist die Aufgabe eines jeden, der sich in der einen oder anderen Form mit Politik beschäftigt. Man muss vorausblicken und bedenken, welche Folgen die Entscheidungen, die man heute trifft, in der Zukunft haben werden. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?«
»Nein, ganz und gar nicht«, musste der Herrscher-auf-Zeit zugestehen. »Aber derzeit ist es für viele meiner Art schon eine Zumutung, dass ein erklärter Expansionist wie ich zum Herrscher-auf-Zeit gewählt worden ist – und nicht ein Traditionalist, der einfach nur so weitermacht wie bisher …«
»Du meinst, die Bevölkerung würde da nicht mitmachen?«, fragte Girrrarrrn.
»Ganz genau. Im Moment würde eine solche Maßnahme die Stabilität unseres politischen Systems bis in seine Grundfesten erschüttern.«
*
»Gauss 1-6 auf Dauerfeuer!«, befahl Lieutenant Commander Robert Mutawesi. »Plasma-Schirm hochfahren.« Der Taktikoffizier hatte die Koordination der beweglichen Gauss-Geschütze übernommen. Der Reihe nach bekam er von den Waffenoffizieren im Rang eines Lieutenants die Meldung auf das Display, dass das Feuer eröffnet war.
In der letzten Stunde hatten insgesamt vier Hestan-Schiffe den Zwischenraum verlassen, die offenbar von den Morax gekapert worden waren. Eine weitere Rückfrage bei dem etwas einsilbigen Befehlshaber der Hestan-Flotte hatte diese Einschätzung bestätigt.
»Treffer in Bandit 2!« meldete Lieutenant Branco Del Rey, der zuständige Waffenoffizier von Gauss 1.
Augenblicke später war auf dem Panorama-Schirm zu sehen, wie eines der herannahenden Kaperschiffe zerplatzte.
»Gratuliere! Ich sehe, du kannst noch treffen!«, kommentierte Lieutenant Bester von Gauss 2 über Interkom.
»Nur kein Neid!«, mischte sich Lieutenant Steve Asturias von Gauss 6 ein, der sein Geschütz maximal drehte, um das auf Ausweichkurs gehende Zielobjekt, das auf der Positionsübersicht die Bezeichnung Bandit 1 erhalten hatte, zu erfassen. Asturias versuchte das vorbeiziehende Schiff noch zu treffen.
Vergeblich.
»Leichter Strahlentreffer in Sektion drei!«, meldete van Deyk.
»Schäden?«, fragte Frost.
»Status des Plasma-Schirms liegt bei 80 Prozent. Abgesehen von der energetischen Überlastung eines Andruck-Absorber-Moduls gibt es keinerlei Schäden«, meldete van Deyk. Er stellte eine Interkom-Verbindung zu Lieutenant Simon E. Jefferson, dem Leitenden Ingenieur der STERNENFAUST her, um sich nach eventuell auftretenden Resonanzphänomenen zu erkundigen. Diese konnten bei Strahlentreffern in den Bugbereich immer wieder auftreten, da es dort besonders viele Leitungen gab, die direkt in den Maschinentrakt führten. Insbesondere galt dies für die Andruckabsorber, einige Antigravprojektoren, sowie die Projektoren für die künstliche Schwerkraft im vorderen Bereich der Vertikalsichel-Sektion des Sondereinsatzkreuzers.
»Schaden am Andruckabsorber kann durch Rekalibrierung behoben werden!«, erklärte Jefferson, dessen Gesicht durch die ausschließlich infrarotsichtigen Facettenaugen sehr unmenschlich wirkte. Dabei waren die menschlichen Gene des Genetic nur in einem winzigen Bruchteil verändert worden – ursprünglich, um ihn durch die Fähigkeit zur Methanatmung besser für den Einsatz auf Extremwelten verwenden zu können.
Aber mit dem Bergbau auf Methanwelten hatte Jefferson schon lange nichts mehr zu tun, wie er auch den inzwischen aus dem Bund der Solaren Welten ausgeschiedenen Drei Systemen der Genetics den Rücken gekehrt hatte. »Ich überbrücke die Störung mit einem Ersatzsystem, bis die Rekalibrierung durchgeführt ist.«
»In Ordnung, L.I.«, nickte van Deyk.
Bandit 1 zog an der STERNENFAUST vorbei. »Feindliches Objekt im Visier!«, meldete Lieutenant Saul Mandagor, der Waffenoffizier von dem nach hinten ausgerichteten Gauss-Geschütz Nummer 8.
»Kein Feuer!«, befahl Mutawesi. »Wahrscheinlichkeit, dass wir unsere Verbündeten treffen, ist zu groß.«
»Bandit 2 fliegt auf die STOLZ DER GÖTTER zu«, meldete Lieutenant Briggs. »Strahlenschussdistanz in 10 Minuten.«
Die
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