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Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle

Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle

Titel: Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl & San Fuller
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persönlichem Logbuch
     
    Auch wenn ich nur wenig verstand und mehr riet als wirklich zu übersetzen, war ich von den Datenkolonnen, die über das Display der Steuerungszentrale liefen, fasziniert. Es war offenbar, dass es sich hier um ein Programm handelte, dass Denuur nicht nur am Leben erhielt, sondern ihn, wie er es selbst auch gesagt hatte, immer wieder neu erschuf. Vieles wies darauf hin, dass es sich in weiten Teilen um Gen-Informationen handelte und in mir verdichtete sich die These, dass es sich bei den Toten Göttern um hervorragende Genetiker handelte – oder besser: gehandelt hatte. Offenbar war hier ein automatisches Programm erschaffen worden, dass es dem Computer ermöglichte, ein Wesen wie Denuur durch die Schaffung der kleinen, kaum scanbaren silbernen Spinnchen am Leben zu erhalten und immer wieder neu zusammenzusetzen. Die Kontrolle des Programms jedoch entzog sich hartnäckig jedem Entschlüsselungsversuch. Selbst Professor MacShane und Sikona, die schon bald den einen oder anderen Teil der Texte übersetzt hatten, hatten nicht die geringste Ahnung, wie sie zu interpretieren waren.
    Es schien, als sei der einzige Zweck der Anlage, oder besser der von Denuurs Programm der, das er eben da war. Ich fühlte mich an die berühmte Antwort eines Bergsteigers auf die Frage erinnert, warum er seinen Sport denn überhaupt ausübe: Weil Berge eben da sind. Vielleicht hatten die Erhabenen Wesen wie Denuur einfach nur erschaffen, weil sie es konnten.
    Kaum hatten Schmetzer, MacShane und ich das begriffen, als auch schon die gleiche Trauer in mir hochstieg, die die Wissenschaftler unserer Expedition auch schon bei der Lagebesprechung so hatte verzweifeln lassen: Wir konnten fast nichts tun, um dieses Programm auf Anhieb zu verstehen (da hätte schon ein Genetiker von Darelis, Einstein oder Epikur hier sein müssen) – es konnte im Sinne unserer Kameraden nur unsere Aufgabe sein, es abzuschalten, so dass das Wesen Denuur nicht weiter existierte und uns davon abhalten konnte, zu unseren Schiffen zu finden. Siron Talas, der an jedem unserer Worte hing, ließ keinen Zweifel daran. Er ließ sich außerdem noch – was durchaus in unserem Sinne war – von Jefferson die Armaturen der Steuerung genau erklären. Das war auch sinnvoll, denn wenn wir wirklich zu unseren Schiffen zurückfanden, würden wir diese Kenntnisse sicher brauchen können – und wer wusste schon, ob Jefferson einer derjenigen sein würde, die das schafften.
    Aber mir blieb nicht viel Zeit, diese Situation zu bedauern. Mit einem Mal fühlte ich mich wieder beobachtet, und das Gefühl war plötzlicher und stärker denn je zu spüren. Doch bevor ich die anderen warnen konnte, erfasste uns wieder diese tiefe Finsternis, die einen fragen ließ, ob man bewusstlos war. Doch gleichzeitig kam eine neue Komponente zu diesem leider nicht mehr unbekannten Gefühl dazu: Ich bekam schlimme Kopfschmerzen; mein Schädel schien sich in einer festen Hand zu befinden, die mich – so mein Gefühl – nie mehr loszulassen drohte und im Gegenteil immer fester Zugriff. Ich glaubte, zu spüren, wie sich die Finger dieser unsichtbaren Hand immer tiefer in mein Hirn gruben. Vor Schmerz begann ich zu schreien, ich bin sicher, dass kein Migräneanfall dem entsprechen kann, was ich in diesem. Augeblick fühlte.
    Jetzt im Nachhinein erinnere ich mich, dass meine Stimme die einzige war, die ich hörte, doch bevor ich mich in meiner Situation darüber wundern konnte, erklang wieder Denuurs Stimme in meinem Kopf.
    › Ihr wolltet Denuur schaden. Das können die Vielen nicht zulassen. Doch ist Denuur gehalten, keine Existenzen unnötig zu beenden. Sprecht! Warum tut ihr dies? ‹
    Mir war schlecht, so sehr schmerzte mein Kopf, doch trotzdem bemühte ich mich um eine Antwort. »Wir möchten gehen! Einfach nur weg von hier. Wir sind Viele, doch wenn du … wenn Denuur uns gefangen hält, ist uns die Möglichkeit genommen, in unsere Heimat zurückzukehren … Kannst du, kann Denuur … kann Denuur das denn nicht verstehen? Wir müssen zurück! Es ist … ist die Grundlage unserer Existenz!«
    Die Stimme schwieg, doch die Schmerzen ließen nicht nach. Ich ging in die Knie und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben. Das Gespräch war die einzige Chance, die wir noch hatten, doch von Sekunde zu Sekunde wurde es schwerer, mich zu konzentrieren.
    › Was ist Heimat? ‹
    »Ich … dort … dort leben unsere Vielen …«
    › Es gibt Viele von Eurer Art? Von ihnen seid ihr getrennt?

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