Sternenfaust - 078 - Der Flug der PHOENIX (2 of 2)
haben sie?«
»Ja. Das Metall stimmt überein, das Infrarotbild auch. Außerdem gibt es eine schwache Signatur von mehreren Antigravfeld-Projektoren. Die Daten lassen keinen Zweifel daran, dass es sich um die PHOENIX handelt.« Santos meinte, das Stirnrunzeln trotz des dichten Pelzes zu sehen, der Morales’ Gesicht bedeckte. »Allerdings …«
»Was?«
»Keinerlei Energie-Signatur im Inneren, Lieutenant.«
»Klingt nicht gut.«
»Nun, dass die Bordsysteme nicht mehr funktionieren, liegt ja nahe. Aber eigentlich müssten die mobilen Geräte auf diese Entfernung zu orten sein. Oder wenigstens aktiv geschaltete Energiezellen …«
»Aber wir haben doch an Bord der STERNENFAUST sogar die Transmission eines Kommunikators von der PHOENIX empfangen!«, mischte sich Simon E. Jefferson jetzt ein. »Da kann doch nicht sein, dass wir jetzt gar nichts erkennen können.« Er schob sich neben Morales und fingerte nun seinerseits auf der Konsole herum. Doch schon bald wandte der facettenäugige Genetic den Kopf halb herum.
Dr. Ashkono Tregarde hatte ihn interessiert beobachtet und lächelte Jefferson nun freundlich zu. Jefferson selbst war es gewohnt angestarrt zu werden. Zumindest von Leuten, die ihn nicht kannten. Der Anblick seiner ausschließlich infrarotsichtigen Facettenaugen war in der Tat gewöhnungsbedürftig und selbst Menschen, die Jefferson gut kannten, hatten Probleme damit, seine Mimik zutreffend zu deuten. Es war davon auszugehen, dass es Tregarde genauso ging.
»Sehen Sie ruhig hin, Doktor«, sagte Jefferson mit einem für seine Verhältnisse ungewohnt hart klingenden Unterton. »In gewisser Wese bin ich ein Produkt des medizinischen Fortschritts – oder dessen, was man auf den Drei Systemen für eine Weile darunter verstand.«
»Für eine Weile?«, echote Tregarde. Seine Stimme klang verbindlich und keinesfalls ablehnend.
»Ja – so lange bis es Individuen mit besserem genetischen Anpassungs-Design gab. Dann ist man plötzlich altes Eisen. Zum Glück für mich.«
»Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen.«
»Kann ich mir kaum vorstellen, es sei denn, Sie hätten eine Weile auf Epikur, Darelis oder Einstein gelebt. Aber dort würde selbst ein Nobelpreisträger wie Sie wohl nur als intellektuell minderbemittelt gelten.«
Dr. Tregarde wirkte amüsiert. »Vermutlich haben Sie recht.«
Morales unterbrach diese Unterhaltung. »Koordinaten der Landestelle erreicht«, meldete der Fähnrich.
»Ich halte die Position«, sagte Santos. »Nehmen Sie weitere Messungen vor. Das ganze Standardprogramm.«
»Die Strahlungswerte sind für die planetaren Verhältnisse moderat. Aber dennoch auf die Dauer gesundheitsschädlich. Ein Ausstieg ist ohne Schutzanzug nicht zu empfehlen. Außentemperatur 18 Grad Celsius, Sauerstoffgehalt liegt bei 24 Prozent.«
»Dann sollten wir vorsichtig mit offenem Feuer sein!«, grinste der Marine Leary Dawson und erhielt dafür einen tadelnden Blick seines Vorgesetzten Telford.
Jefferson versuchte inzwischen über die übliche Kommunikatorfrequenz einen Kontakt herzustellen.
Vergeblich.
»Nach wie vor keine Signatur im Inneren«, meldete Morales. »Die PHOENIX ruht auf mehreren Antigravkissen und sinkt langsam in den weichen, sumpfigen Boden. Die Antigravkissen verdrängen das sumpfige Material und die Leistung der Projektoren nimmt rapide ab, weil sie nur für eine Notlandung gedacht waren. Außerdem ist der Untergrund selbst für einen Sumpf extrem instabil.«
»Ich schlage vor, dass wir hinausgehen und dort mal nach dem Rechten schauen«, meldete sich Telford zu Wort.
Alle Augen waren jetzt auf Santos gerichtet. Eine Situation, die ihm zutiefst unbehaglich war, wie man ihm durchaus ansehen konnte.
Da musst du durch! , ging es ihm durch den Kopf. Er nahm sich zusammen. Er hatte es ja nicht anders gewollt.
»Okay, Sergeant Telford – und Dr. Tregarde, Sie werden die Marines begleiten. Falls in der PHOENIX jemand überlebt hat, werden sie medizinische Hilfe sicher brauchen.«
*
Die Marines legten ihre schweren, raumtauglichen Kampfanzüge an. Tregarde trug einen konventionellen Raumanzug, der ebenfalls vor der Strahlung schützte. Da es vor allem darauf ankam, die Aufnahme radioaktiver Partikel über die Atemwege zu vermeiden, mussten natürlich trotz des hohen Sauerstoffgehalts der Atmosphäre Sauerstoffpatronen mitgeführt werden.
Philip Harris war der erste Marine, der die Außenschleuse der etwa fünf Meter über dem Wrack der PHOENIX schwebenden L-2 verließ.
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