Sternenfaust - 084 - Der Fremde
mehr lange genug im Normalraum sein, um das noch mitzubekommen. Aber es wäre in der Tat höchst interessant.«
»Nicht interessant genug, um unsere Sicherheit dafür aufs Spiel zu setzen«, erinnerte ihn Frost. Doch sie musste zugeben, dass auch ihr diesbezüglich die wildesten Spekulationen durch den Kopf gingen.
*
Als die STERNENFAUST drei Stunden später in den Bergstromraum eingetreten war, ging Dana zusammen mit MacShane und Bruder William zur Kabine des Unbekannten. Mittlerweile musste er nicht mehr auf der Krankenstation bleiben, und man hatte ihm ein eigenes Quartier zugewiesen. Immerhin musste er von der Entscheidung unterrichtet werden, dass er an Bord bleiben durfte, wenn er das wollte, auch wenn die letztendliche Entscheidung, was mit ihm geschah, sicher bei ihm lag. Aber an Bord würde er immer willkommen sein.
Doch als sie seine Kabine betraten, war der Unbekannte nicht darin.
»Mr. DiMarco?« Captain Frost ging wieder vor die Tür. Sie war ein wenig ungehalten, weil ihr die Marines nichts gesagt hatten. »Ist unser Gast auf der Krankenstation?«
»Nein!« Verblüfft sahen die beiden Marines Pablo DiMarco und Wyn Bullock erst sich, dann den Captain an.
»Nun, er ist zumindest nicht in seiner Kabine!«
»Das gibt es nicht!«, war Pablo DiMarco überzeugt. »Captain, ich schwöre, dass der Mann die Kabine nicht verlassen hat, seit er zuletzt hineingegangen ist.«
Er gab Bullock einen Wink, und gemeinsam durchsuchten sie die gesamte Kabine, schauten in jeden Winkel, der einem Mann von der Statur des Unbekannten als Versteck hätte dienen können und sahen sogar noch dort nach, wo er sich eigentlich unmöglich hätte verbergen können. Das Ergebnis blieb dasselbe. Der Fremde war nicht mehr da.
Dana betätigte die Komkonsole in der Kabine und machte eine schiffsweite Durchsage. »Hier spricht der Captain! Der Fremde ist auf bisher unbekannte Weise aus seiner Kabine verschwunden. Alle Crewmitglieder auf Freiwache beteiligen sich unverzüglich an der Suche nach ihm. Durchkämmen Sie jeden Winkel des Schiffes, bis Sie ihn gefunden haben.«
»Wir finden ihn schon, Ma’am«, war DiMarco überzeugt. »Egal in welchem Wartungsschacht, Kleiderschrank oder welcher Vorratskiste er sich versteckt hat, wir finden ihn.«
*
Etliche Stunden später stand allerdings fest, dass sich der Fremde in keinem der von DiMarco vermuteten Verstecke aufhielt. Auch nirgendwo sonst. Alle verfügbaren Crewmitglieder hatten das gesamte Schiff auf den Kopf gestellt und waren sogar in Ecken herumgekrochen, die seit dem Stapellauf der STERNENFAUST niemand mehr betreten hatte. Doch der Unbekannte blieb verschwunden. Auch Dr. Tregardes Suche mit Hilfe eines speziell geeichten Medo-Scanners, in dem er die Daten des Fremden gespeichert hatte, brachten ihn nicht wieder ans Tageslicht. Dana ordnete sogar eine Untersuchung mit einem Winston-Feld-Scan in seiner Kabine an, der aber auch kein anderes Ergebnis brachte.
»Da er nachweislich über Telekinese verfügt«, resümierte Tregarde schließlich, »liegt der Verdacht nahe, dass er auch der Teleportation mächtig ist und vielleicht noch andere Fähigkeiten besitzt, die er uns nicht vorgeführt hat.«
»Mal vorausgesetzt, das wäre tatsächlich der Grund oder vielmehr das Mittel, durch das er verschwunden ist«, überlegte Frost, »wohin hat er sich dann begeben? Wir waren immerhin rund 400.000 Kilometer vom Planeten entfernt. Ich halte es doch für sehr unwahrscheinlich, dass er so weit teleportieren konnte, falls das denn wirklich seine Fluchtmethode war. Außerdem gibt es doch auf dieser Welt nichts mehr für ihn außer Dronte. Und nachdem die jetzt wahrscheinlich alle weg sind, wäre er da vollkommen allein.«
Tregarde zuckte mit den Schultern. »Nun, Ma’am, vielleicht hat er sich ja zum Sterben auf den Planeten transportiert. Oder er ist zu demselben Zweck einfach in den Raum gesprungen. Allerdings halte ich die Wahrscheinlichkeit, dass er – falls er tatsächlich Teleportation beherrschen sollte – bis auf die Oberfläche des Planeten gelangen konnte, in Anbetracht der Stärke der von ihm demonstrierten Telekinese für gar nichtmal so unwahrscheinlich. Fakt ist jedenfalls: Er ist weg, und damit ist er unserem Einfluss und auch unserer Verantwortung entzogen.«
»Wo Sie recht haben, haben Sie recht, Doktor«, musste Dana ihm zustimmen.
Und stumm fügte sie hinzu: Wo immer Sie jetzt sein mögen, großer Unbekannter, ich wünsche Ihnen alles nur erdenklich
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