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Sternenfaust - 086 - Vermisst

Sternenfaust - 086 - Vermisst

Titel: Sternenfaust - 086 - Vermisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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er ein J’ebeem, den er aber nicht persönlich kannte. Das machte die Sache leichter. Wenn er schon gezwungen war, eine gewisse Anzahl von Leuten zu töten, dann würde er hinterher erheblich besser schlafen können, wenn ihn mit keinem von denen eine persönliche Erinnerung oder gar Freundschaft verbunden hatte, bevor er ein Dronte wurde.
    Das Shuttle, das er zusammen mit seinen Begleitern besetzte, war seiner Einschätzung nach ursprünglich ein Aufklärungsschiff gewesen, bevor es für den allgemeinen Exodus rekrutiert worden war. Und es war zu seinem Glück ein Fernaufklärer, der dafür eingerichtet war, längere Strecken zurückzulegen und für längere Zeit im All zu bleiben. Es war eigentlich nur für vier Besatzungsmitglieder konzipiert; zumindest gab es nur zwei Kabinen mit je zwei Betten. Da aber die Steuerkonsole sowie die Funkstation ständig besetzt sein mussten und zwei weitere Dronte sich in der kleinen Kantine aufhalten konnten, während vier andere schliefen, war es kein Problem, dieses Shuttle mit acht Leuten zu besetzen.
    Brekken übernahm freiwillig die erste Schicht am Funkgerät, nachdem der zweite J’ebeem – ehemalige J’ebeem – die Steuerung übernommen hatte. Zum einen gab ihm das die beste und vor allem einzige Möglichkeit, dem Piloten auf die Finger zu sehen und dadurch unauffällig zu lernen, wie das Schiff gesteuert wurde. Zum anderen hoffte er, durch den Funkverkehr etwas über den Hintergrund dieser allumfassenden Evakuierung zu erfahren. Schließlich gab er vor, ebenfalls ein Dronte zu sein und hatte als solcher natürlich darüber bescheid zu wissen. Deshalb konnte er unmöglich danach fragen.
    Doch der Inhalt des Funkverkehrs, den er überwachte, beinhaltete nur belanglose Dinge, die sich ausschließlich um die Positionen der einzelnen Schiffe im zu bildenden Pulk drehten und kein Wort über den Sinn der ganzen Aktion verlauten ließen. Immerhin bekam Brekken mit, dass der Kurs, der eingeschlagen werden sollte, sobald alle Schiffe ihre Passagiere aufgenommen hatten, tatsächlich in die Richtung ging, in die auch die anderen Dronte-Schiffe geflogen waren.
    Während sich das Schiff noch in der Warteposition auf dem Raumhafen befand, hatte Brekken genug Zeit, sich einen Plan zu überlegen, wie er das Shuttle schließlich kapern wollte. Oder konnte. Brachiale Gewalt schied natürlich aus. Das wäre zu riskant und barg zu viel unkalkulierbare Möglichkeiten des Versagens. Doch wozu war er Arzt mit einer praxiserprobten Kenntnis über Kenoor-Physiognomie? Er hatte unter den Chemikalien, die er aus der Medo-Station mitgenommen hatte, auch ganz bewusst solche ausgewählt, von denen er wusste, dass er damit Kenoor betäuben konnte.
    Das einzige Problem war nur, wie er es den Kenoor-Dronte verabreichte, ohne dass die etwas davon merkten. Und vor allem ohne dass die anderen etwas davon mitbekamen. Den J’ebeem-Dronte außer Gefecht zu setzen war dagegen leicht. Dafür brauchte Brekken nicht einmal ein Medikament oder Gewalt. Doch der Zeitpunkt für solche Aktionen war noch lange nicht gekommen.
    Das Shuttle erhielt die Startfreigabe. Der Pilot aktivierte das Triebwerk und gab den Kurs ein, der es zunächst zum Sammelpunkt des Kontingents im Orbit bringen würde. Brekken schielte ihm dabei unmerklich auf die Finger und stellte fest, dass die Dronte-Technologie zwar komplex in ihrem Aufbau war, aber doch erstaunlich einfach zu handhaben. Da die Dronte ebenfalls die Schrift der Toten Götter benutzten, von der Brekken einiges bei den Morax gelernt hatte, fiel es ihm nicht schwer, die Schriftzeichen auf den Konsolen zu entziffern.
    Wer hätte gedacht, dass meine Sklavenzeit bei diesen brutalen Tieren einmal derart nützlich sein würde , stellte er fest. Ohne das während dieser Zeit erworbene Wissen wäre ich hier wohl aufgeschmissen. Trotzdem hätte ich gern darauf verzichtet und wäre immer noch nichts anderes als ein nur mit langweiliger Routine unterbeschäftigter Arzt auf Otano oder einer anderen entlegenen Welt des Reiches. Solange ich nicht mehr mein Leben aufs Spiel setzen müsste, um dem Triumvirat zu dienen, wäre mir alles recht.
    Dieser Gedankengang brachte ihm ein neues Problem zu Bewusstsein.
    Falls es ihm tatsächlich gelang, nach Ebeem zurückzukehren – was immer noch in den Sternen stand –, so würde der Temuran ihn ausquetschen wie eine wasserspeichernde kanashitische Fettpflanze. Und er kannte die Methoden nur zu gut, mit denen die Agenten auch das unbedeutendste

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