Sternenfaust - 086 - Vermisst
nicht weiter. Für ihn war nur die eine Frage wichtig, wie er in eins der Raumschiffe und damit weg von diesem Planeten kommen konnte, um irgendwie wieder nach Hause zu gelangen. Dazu bedurfte es allerdings eines ausgeklügelten Plans.
Seine erste Idee war gewesen, sich möglichst ungesehen – obwohl er noch keine Ahnung hatte, wie er das bewerkstelligen sollte – ein kleines Shuttle oder Boot zu stehlen, das noch unbemannt war. Allerdings barg dieser Plan mehr als nur ein unkalkulierbares Risiko. Das erste war, wie er überhaupt unbehelligt in ein solches Boot gelangen konnte. Und das zweite war, wie man so ein Ding flog.
Natürlich kam ihm auch hierbei seine Temuran-Ausbildung zugute, in der man ihm beigebracht hatte, jeden bekannten Schiffstyp fliegen zu können, den ein Mann allein steuern konnte. Allerdings gehörten Dronte-Schiffe eben nicht zu den »bekannten« Typen. Und bis er herausgefunden hätte, wie er so ein Ding fliegen musste, wäre er wahrscheinlich längst entdeckt und womöglich getötet worden.
Bliebe noch die Möglichkeit, sich als Blinder Passagier in ein kleines Schiff einzuschleichen, zu warten, bis es gestartet war und danach zu versuchen, die Besatzung auszuschalten, um es übernehmen zu können. Wobei »ausschalten« nur ein Synonym für »umbringen« war, denn er konnte es sich nicht leisten, mehrere lebende Dronte an Bord zu haben, während er sich absetzte.
Oder er könnte versuchen, eins der Shuttles zu sabotieren in der Hoffnung, dass es zurückgelassen werden würde, damit er es, sobald die Dronte den Planeten vollständig evakuiert hatten, wieder reparieren und damit verschwinden konnte. Allerdings würde dieser Plan scheitern, sobald die Dronte entschieden, das Boot zu reparieren, statt es zurückzulassen. Nein, er musste seine Flucht anders anfangen, wenn sie ihm glücken sollte.
Am Ende war es wie so oft im Leben der Zufall, der ihm die Entscheidung aus der Hand nahm. In seiner unmittelbaren Nähe landete ein weiteres Transportschiff – nahe genug, dass es ihn mit den Scannern erfassen konnte. Erfassen musste . Brekken hatte keine Möglichkeit, sein Versteck zu verlassen, um sich anderswo zu verbergen, ohne gesehen zu werden, denn vom Rand des Raumhafens kam jetzt der nächste Pulk von Kenoor-Dronte in Transfer-Shuttles, denen er bei einem Fluchtversuch unwillkürlich in die Tentakel lief. Und aus dem soeben gelandeten Schiff kamen jetzt Kshagir-Dronte und ein paar Kenoor-Dronte direkt auf ihn zu …
In diesem Moment rasten die widersprüchlichsten Gedanken und Impulse durch Brekkens Kopf, die von sinnlosem Fluchtversuch bis zum augenblicklichen Selbstmord nahezu alles beinhalteten. Doch am Ende siegte seine Geheimdienst-Konditionierung. Er richtete sich unsicher auf, machte zwei Schritte auf die Herannahenden zu und blickte ihnen mit einem verwirrten Ausdruck entgegen, von dem er hoffte, dass sie ihn entsprechend interpretieren konnten.
»Helfen Sie mir«, bat er, und sein Translator, den er bereits auf die Sprache der Kenoor umgeschaltet hatte, übersetzte seine Worte. »Ich bin verwirrt und kann mich nicht erinnern, was passiert ist. Wie komme ich hierher?«
Er hoffte, dass sein Bluff funktionierte. In den Berichten, die man inzwischen über die Auswirkung des Implantierens eines Dronte hatte, hieß es übereinstimmend, dass es bis zu acht Stunden dauerte, bis der Dronte die Persönlichkeit seines Wirts vollständig übernommen, sprich: ausgelöscht hatte. Bis dahin waren teilweise noch seine alten Erinnerungen in unterschiedlichem Maße aktiv. Mit etwas Glück würden die Dronte hier glauben, dass Brekken ein frisch erschaffener Dronte in der noch nicht abgeschlossenen Phase seiner Etablierung in diesem J’ebeem-Wirtskörper war. Falls sie allerdings seinen Körper scannten, würden sie sehr schnell die Wahrheit entdecken. Und in dem Fall wäre Brekken tatsächlich in nur wenigen Stunden einer von ihnen.
Doch die Dronte schöpften offenbar nicht den leisesten Verdacht, dass er immer noch ein freier J’ebeem sein könnte.
»Sie sind ein Neuerschaffener«, erklärte ihm einer der Kenoor-Dronte prompt. »Die Übernahme Ihres Wirtskörpers ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Ihre Wirtspersönlichkeit hat Sie offenbar mit den Rudimenten seiner Konditionierung hierher getrieben. Sie brauchen noch ein wenig Ruhe in einer Medo-Station, ehe der Prozess abgeschlossen ist. Kommen Sie, wir bringen Sie dahin, wo man sich um Sie kümmern wird.«
»Danke«, sagte
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