Sternenfaust - 089 - Sirius III

Titel: Sternenfaust - 089 - Sirius III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker

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Raumbooten. Haensel nahm das mit versteinerter Miene zur Kenntnis.
    Funkoffizier Donovan Gutierrez stellte ihm eine Verbindung zum Systemgouverneur her. Es war im Verlauf dieser Krise nicht immer einfach gewesen, ihn überhaupt zu erreichen. Blesh Haensels Meinung nach war das ein unhaltbarer Zustand. Aber er behielt dies als seine private Ansicht für sich.
    Wirklich helfen konnte der Systemgouverneur ihm schließlich nicht. Aber er besaß nun einmal die letzte Entscheidungsgewalt. Operative Entscheidungen traf Haensel allein. Darin weihte er Gouverneur Jabattko nicht einmal ein, weil der davon ohnehin nichts verstand. Aber wenn es um die Erörterung der Frage ging, ob es nicht vielleicht besser war, sich einfach zu ergeben, dann ging an Jabattko einfach kein Weg vorbei.
    »Ich hoffe, Sie haben zur Abwechslung mal ein paar gute Nachrichten, Colonel«, sagte Jabattko.
    Sein Gesicht wirkte bleich und abgespannt. Die Ansprachen an die Bevölkerung, die von ihm aufgezeichnet worden waren, hatten noch ein sehr viel kraftvolleres Bild konserviert. Aber die sich zuspitzende Lage hatte auch im Gesicht des Systemgouverneurs ihre Spuren hinterlassen.
    »Wenn nicht innerhalb der nächsten Stunden noch erhebliche Verstärkung eintrifft, wird alles zusammenbrechen, Sir«, sagte Blesh Haensel. »Sie sollten darüber nachdenken, ob es nicht besser ist, bedingungslos zu kapitulieren. Es könnte sein, dass dadurch viele Menschenleben gerettet werden. Im Moment zerreiben sich unsere Abwehrkräfte in einem sinnlosen Kampf, den sie nicht gewinnen können.«
    Jabattko schwieg einige Augenblicke. »Ist das Ihr Ernst, Haensel?«, fragte er dann.

    *

    Bruder Thaddaeus saß an der Steuerkonsole des Gleiters. Das ließ er sich nicht nehmen. Er war einer der besten Piloten innerhalb des Ordens und schien ein fast ebenso intuitives Verhältnis zu Flug- und Raumfahrzeugen aller Art zu haben, wie es unter den Christophorern ansonsten eher im Hinblick auf menschliche oder außerirdische Gesprächspartner an der Tagesordnung war.
    Abgesehen vom Piloten befand sich noch Bruder Yohannes in dem Gleiter, er saß an der Ortungskonsole.
    Schon seit Stunden suchten Thaddaeus und Yohannes den inneren Kraterrand nach dem Verbleib von Meister Daniel ab. Da man wusste, dass Bruder Daniel möglichst exakt den Weg des legendären Saint Garran nachzugehen versuchte, waren die Gebiete, in denen man suchen musste, durchaus eingegrenzt.
    Andererseits hatte Bruder Daniel darauf bestanden, keinerlei Kommunikationsequipment bei sich zu tragen. Nicht einmal für den Notfall.
    Es war seine Entscheidung, aber sie war nicht ungewöhnlich gewesen. Er hatte sich an einem bestimmten Punkt, am Fuß der Außenseite des Garran-Kraters, absetzen lassen, der allgemein als Ausgangspunkt des Saint Garran-Weges galt. Tatsächlich gab es für diese Annahme durchaus einige Indiziden, aber selbstverständlich waren die sämtlich allenfalls ansatzweise gesichert.
    Auch damals war es Bruder Thaddaeus gewesen, der den Gleiter gesteuert hatte.
    »Warum mutest du dir so etwas zu?«, hatte er den Meister damals neugierig gefragt. »Ich meine, das Risiko …!«
    »Weil ich ganz auf mich allein gestellt sein will«, hatte Bruder Daniel lächelnd geantwortet. »So wie Saint Garran auch ganz allein war, als er sein sirianisches Yak davon schickte, um sich dann an den Aufstieg zu machen.«
    »Er soll Flugschlangen gejagt haben. Ihr Fleisch soll ja eine halluzinogene Wirkung haben.«
    »Das sind nur Geschichten, die ihn diskreditieren sollen.«
    Bruder Thaddaeus erinnerte sich dieses Gesprächs jetzt bei der Suche nach Meister Daniel plötzlich in allen Einzelheiten. Die Worte des Meisters waren ihm gut im Gedächtnis geblieben. Sie hatten sich ihm förmlich ins Gedächtnis eingebrannt und in den letzten Tagen hatte er immer wieder an sie denken müssen.
    »Ich habe ihn!«, sagte Bruder Yohannes. Er war ein hoch gewachsener, leicht ergrauter Äthiopier mit sehr dunklem Teint, der zuvor Dozent für Ortungstechnik an der Far Horizon -Akademie auf Sedna, im Zentralsystem der Solaren Welten, gewesen war, bevor er sich dem Orden angeschlossen hatte. »Die Biozeichen sind allerdings sehr schwach …«
    Bruder Thaddaeus bekam die Position von Meister Daniel auf seinem Konsolendisplay angezeigt. Er steuerte den Gleiter im einfachen Antigrav-Modus sehr dicht an den Hang heran, wo Meister Daniel auf einer schmalen Trasse lag. Die Felsen in der Umgebung waren von kärglichen Moosflechten überzogen.