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Sternenfaust - 089 - Sirius III

Sternenfaust - 089 - Sirius III

Titel: Sternenfaust - 089 - Sirius III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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um ihm zu begegnen, schien auf den ersten Blick abwegig. Andererseits – wenn räumliche Distanzen für die Entität letztlich keine Rolle spielten, war es durchaus möglich, dass sich die Wahrnehmung dieses Wesens auch bis hierher erstreckte.
    »Die Integrität menschlicher Körper ist so leicht zerstörbar«, sagte die Gestalt nun. »Ich beginne erst langsam zu verstehen, was dies für euch bedeuten muss – im Sinne einer Bedingung für physische Existenz.«
    Die Gestalt trat auf Daniel zu.
    Sie streckte die Hand aus.
    Daniel ergriff sie.
    Sie war größer als seine, glich ihr aber ansonsten wie ein Ei dem anderen.
    »Es scheint so zu sein, dass ich zu viel Materie benutzt habe«, sagte die Gestalt. »Der Gesteinsbeißer, den ich in meine Gestalt integrierte, war wohl etwas zu massereich.«
    Verdauungsprobleme eines Geistwesens! , dachte Daniel.
    »Du hast die Möglichkeit, deine Masse zu regulieren?« Bruder Daniel wusste, dass es so war, aber er fragte dennoch. Er hatte so viele Fragen an diese Entität – es gab wohl keine Lebensform, die interessanter gewesen wäre, oder die je mehr Wissen besessen hatte.
    »Ja. Die Kontrolle des Geistes über die Materie ist in der Welt, in der ich lebe, real und absolut.«
    »Für uns ist das leider noch nicht der Fall«, bekannte Meister Daniel. »Wir sind noch immer Sklaven der Materie.«
    »Ich nicht minder«, sagte die Gestalt. »Die Kommunikation mit anderen Wesen bedingt in der Regel eine physische Form.«
    Die dünne Luft und die Kälte schienen dem Menschen, den das Geistwesen nachgebildet hatte, nicht im Mindesten zu schaden. Es gab keine Wolke kondensierenden Atems … Der Brustkorb hob und senkte sich nicht. Er atmet nicht einmal! , erkannte Meister Daniel plötzlich. Und das, was ich als Worte zu hören glaube, sind wohl nur Gedanken.
    Über die Hand, die Meister Daniel gegeben worden war, verbreitete sich jetzt ein Kribbeln seinen Arm entlang. Eine Art Strom schien Daniel plötzlich zu durchfließen. Werde ich jetzt als Materievorrat dem Willen der Entität unterworfen, wie es mit dem Gesteinsbeißer geschah? , fragte sich Daniel.
    »Keine Sorge!«, vernahm er die Stimme seines Gegenübers.
    Seine eigene Stimme.
    Aber das war wohl nichts weiter als eine Illusion.
    Die Gestalt veränderte sich. Die Gesichtszüge verschwammen und das Wesen gab etwas an Substanz ab, indem ein Pulver aus winzigsten Teilchen von ihm abfiel. Es rieselte einfach an ihm hinab. Gleichzeitig veränderte er sich zusehends.
    Schließlich stand ein ihm wohlbekannter Mann vor ihm.
    Er trug die Uniform des Star Corps und man konnte anhand der Rangabzeichen leicht erkennen, dass es sich um einen Offizier im Rang eines Commanders handelte.
    »Richard!«, murmelte Meister Daniel.
    Die Entität hat deinen Bruder nach deinen Erinnerungen geschaffen , wurde Daniel klar. Und der Sinn liegt nicht darin, Commander Richard J. Leslie, den ersten Captain der STERNENFAUST, auf makabere Weise wiederzubeleben. Es geht einem Wesen wie der Entität immer nur darum, eine Kommunikationsbasis zu finden.
    »Völlig richtig«, sagte die Gestalt von Richard J. Leslie. »Darum geht es.«
    »Richard stand immer für den anderen Weg, den ich vielleicht gegangen wäre, wenn ich nicht vom Orden berufen worden wäre«, sagte Meister Daniel. Seine Stimme klang dumpf unter dem Atemgerät, während Commander Leslie mit einer überirdisch wirkenden Unbekümmertheit das Gesicht zu einem Lächeln verzog. Einem Lächeln, das auf den ersten Blick und mit dem gedanklichen Hintergrund, dass es sich um Dan Leslies verstorbenen Bruder handelte, vielleicht verklärt wirken mochte.
    Aber nach längerem Hinsehen erschien es Meister Daniel einfach nur mangelhaft konturiert. Offenbar war das Wissen, dass die Entität aus Daniels Bewusstsein herausgesogen hatte, keineswegs lückenlos.
    Irgendwie erschien Meister Daniel dies tröstlich. Eine Existenzform wie die Entität wäre ihm sonst wohl allzu überlegen vorgekommen.
    »Was willst du von mir?«, fragte Daniel.
    Die Gestalt von Richard Leslie sah ihn nur mit einem Blick an, dessen Ausdruck man vielleicht als irritiert bezeichnen konnte. Daniel schalt sich einen Narren. Nach allem, was man bei den Christophorern bislang über die Eigenschaften der Entität – und ihrer Artgenossen, wenn sie denn welche hatte – herausgefunden hatte, war ihnen das Konzept einer persönlichen Individualität nur schwer verständlich. »Du verstehst mich nicht«, stellte Daniel etwas entspannter fest.

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