Sternenfaust - 092 - Widerstand
dass verdächtig nach einem feierlichen Glas Rotwein aussah. »Ich bin sehr froh, dass wir uns bei dieser Sache einig werden konnten«, sagte er zufrieden. »Und wie ich nicht müde werde zu betonen: Diese kleine Transaktion hat wohl beiden mehr als geholfen. Ich bin wirklich gespannt, wie die Reaktionen der Genetics sind, wenn wir ihnen Diaz auf dem Silbertablett präsentieren – den Mann, der uns in einen Konflikt mit unseren solaren Brüdern stürzen wollte, um das bisher sehr gut funktionierende System der Drei Systeme zu stürzen.«
Vijay Gustaffson verkniff sich die bissige Bemerkung, dass es erst dieses »gut funktionierende System« gewesen war, das den Lordmanager zu dieser Aktion gezwungen hatte. Nun, er wollte sich nicht beschweren. Die geklärte Situation und der wiederhergestellte Status Gregor Rudenkos als Ratsvorsitzender des Hohen Rates nützte den Solaren Welten weit mehr als ein schweigender krimineller Genetic, der zwar einst an der Spitze eines kleinen Sternenreichs gestanden hatte, dem nun aber offenbar außer verbitterter Rache nichts geblieben war. Von daher war das Geschäft in der Tat ein gutes.
Die Dreierdelegation der Erde hatte sich offiziell vor den in den großen Wandmonitor eingebauten Kameras platziert. Gustafsson an seinem Schreibtisch, die kleine, rundliche Botschafterin Jefica Moll zu seiner Rechten, die herbe, dunkle Wanda Ndogo etwas im Hintergrund zu seiner Linken. Der orangefarbene Sikh-Turban des sitzenden Ratsmitgliedes befand sich fast auf Augenhöhe mit dem Kopf der stehenden Botschafterin. Wenn man genau hinsah, ein ziemlich amüsanter Anblick.
»Auch wir freuen uns, dass der Kontakt mit den Drei Systemen, der zunächst von inoffizieller Seite aufgenommen wurde, dann hoffentlich demnächst auch offiziell wieder etabliert wird«, übernahm Moll die Antwort. »Wir möchten uns ausdrücklich für die vorbildliche Zusammenarbeit Ihrer Leute bedanken, die uns bei der Überprüfung der Materialien unterstützt haben. Entgegen der bisherigen, nun, restriktiven Informationspolitik der Drei Systeme, sind wir mehr als zufrieden, was die Mitarbeit Ihres Verwaltungsapparates und darüber hinaus angeht.«
Wynton R. Canetti schmunzelte. Eine leichte, nicht ganz ernst gemeinte Empörung lag in seiner Stimme als er antwortete: »Wir Genetics sind keine verschrobenen Einzelgänger, sondern ebenso kommunikative Menschen wie Sie und ich, Miss Moll. Ich hoffe, das haben unsere Gespräche ausreichend gezeigt! Wir haben allerdings unsere Prinzipien und die werden wir auch nie ändern. Sie sind mit denen der Solaren Welten in einigen wesentlichen Punkten nicht vereinbar, was uns dazu zwingt – wie sagt man so schön – unser eigenes Ding zu machen.«
Der Lordmanager zuckte mit den Schultern. »Wir sind noch ein sehr junges Sternenreich. Ich gebe es ungern zu, aber auch wir machen Fehler. Die Abschiebepolitik war so einer. Sie hat uns außer Mehrkosten gegenüber anderen Rentenmodellen und einer handfesten Widerstandsbewegung auch sonst zu wenig gebracht, das man als ökonomisch und sozialverträglich hätte bezeichnen können. Aber wie sie wissen, zeigen sich einige unvorhersehbare Dynamiken tatsächlich erst in der Praxis und nicht am Reißbrett.«
Vijay Gustafsson straffte seine Haltung. »Der Hohe Rat, nunmehr wieder unter der Leitung von Gregor Rudenko, hat mir im Übrigen aufgetragen, um weiteren regelmäßigen Kontakt mit den Drei Systemen zu bitten. Die lange Funkstille zwischen unseren beiden … nun, Staaten wäre wohl das richtige Wort, auch wenn uns das in den Solaren Welten immer noch hart ankommt, muss so nicht weitergehen. Die letzten Tage haben gezeigt, dass man sich ja ganz vernünftig unterhalten kann.«
»Was auch daran liegt, dass die Solaren Welten unsere Autarkie jetzt trotz allem anerkennen«, stimmte Canetti zu. »Es redet sich gleich viel leichter, wenn man nicht dauernd von der Gegenpartei dazu gedrängt wird, seine Prinzipien über Bord zu werfen und sich wieder in das Glied einzureihen, aus dem man gerade erst aus gutem Grund ausgebrochen ist.«
Wanda Ndogo hatte den leicht aggressiven Tenor des letzten Satzes des Lordmanagers nicht überhört. »Niemand zweifelt mehr daran, dass die Genetics nicht auch größtenteils alleine zurechtkommen, Mr. Canetti. Doch Sie selbst haben auch zugegeben, dass ohne die Verbindungen zu den Solaren Welten wirtschaftlich für die Drei Systeme einiges den Bach heruntergehen würde«, gab die Assistentin von Jefica Moll zu
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