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Sternenfaust - 092 - Widerstand

Sternenfaust - 092 - Widerstand

Titel: Sternenfaust - 092 - Widerstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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Videodateien zu transkribieren. Die darin enthaltenen Gespräche sollten in Textform gebracht und an die Teilnehmer der Sitzung verschickt werden – und das am besten noch während die Konferenz lief. Ludmilla Meyer wäre das ohne Probleme gelungen. Sie hatte ein fotografisches Gedächtnis und konnte sich an einmal gehörte Gespräche oder gesehene Bilder bis ins Detail und richtig erinnern. Diese Gabe war ihr nicht zugeflogen – die Genetic war eigens für diese Aufgabe gezüchtet worden und übte sie nun schon seit einigen Jahren aus.
    Doch auch wenn sie sich alles merken konnte – schneller tippen als ein normaler, im Maschinenschreiben trainierter Mensch konnte auch sie nicht.
    Dabei halfen ihr die Geräte natürlich auch. Leistungsfähige Programme waren in der Lage, ebenfalls die gewünschte Aufgabe zu erfüllen und Audiodaten in einen Text zu verwandeln. Die Fehlerquote allerdings lag, gerade bei schnell geführten Gesprächen und undeutlichen Aufnahmepassagen, noch nicht im Bereich des Befriedigenden.
    Und eine menschliche Kontrolle war dabei unabdingbar.
    Was Zeit kostete, war die Einarbeitung begleitender Dokumente in einen solchen Bericht, wie Ludmilla ihn aufbereiten sollte. Diese standen manchmal nur in ausgedruckter Form zur Verfügung, wenn andere Teilnehmer von Konferenzen diese als Handouts mitgebracht hatten. Trotz der Verbreitung von Handheld-Modulen, auch unter Politikern, ging man gerne noch mit einer physischen Version der Dokumente auf Nummer sicher.
    Ludmilla las diese Texte – und tippte sie, ohne noch einmal hinzusehen, in den Computer. Für solche und andere Aufgaben, die man von einer Sekretärin erwartete – Sorgfältigkeit, Organisationstalent, Schnelligkeit – war sie geschaffen worden.
    Sie erfüllte diese Aufgabe gerne, wenn auch nicht ganz stressfrei. Vor allem, seit dem Gerüchte kursierten, ältere Genetics würden nach und nach durch neuere, effektivere Modelle ersetzt. Aber das war nichts Neues und schreckte die Sekretärin nicht. Sie würde schon eine andere Aufgabe finden, wenn sie in der Lokalen Verwaltung nicht mehr gebraucht würde.
    Was Ludmilla Meyer aber in der letzten Zeit sehr beunruhigte, waren die Botschaften, die Widerständlergruppen mit Flugblättern und Graffitis der Bevölkerung von Einstein-City mitteilten.
    Von der Abschiebung auf Ghetto-Planeten war da die Rede, menschenunwürdige Verhältnisse in menschenverachtenden Anlagen. Die Entsorgung von nicht mehr erwünschten Genetics, als würde man sie auf die Müllkippe werfen. Keine Gesundheitsversorgung, Kriminalität, qualvolle Tode. Die Liste der Schreckensvisionen war unendlich.
    Die Bevölkerung der Drei Systeme war beunruhigt. Die Themen, die die Widerständler ansprachen, brannten den Bürgern unter den Nägeln.
    »Wenn das wahr ist, kann das nicht hingenommen werden!«, erinnerte sie sich an ein Gespräch, dass sie mit einem Freund vor nicht allzu langer Zeit geführt hatte.
    »Und was gedenkst du zu tun?«, hatte Ludmilla gefragt. »Ich sitze doch an der Quelle, direkt oben in der Verwaltung. Meinst du nicht, ich hätte von dem großen logistischen Aufwand, den eine solche Verschwörung verursachen würde, etwas mitbekommen? Aber da ist nichts! Sag bloß, du willst dich dem Widerstand anschließen?«
    In den Augen ihres Freundes hatte es geblitzt. »Wenn es gar keine andere Möglichkeit gibt, dann ja!«
    Und so war es dann auch gekommen. Ludmilla verriet ihren Freund nicht, denn sie konnte seine Beweggründe nachvollziehen. Es gab zwar keine Beweise für die Abschiebung einiger weniger älterer Genetics (die Zahl wurde im Allgemeinen auf wenige Hundert geschätzt, die eventuell abgeschoben worden waren – die Anzahl der Genetics, die für eine solche Deportation in Frage kamen, ging allerdings in die Hunderttausende!), aber es gab eben auch keinen Gegenbeweis. Genau deswegen, und weil sie im Grunde zu den potentiellen Kandidaten gehörte, die, nachdem sie überflüssig geworden waren, möglicherweise abgeschoben wurden, hatte die Sekretärin beschlossen, mit dem Widerstand zu sympathisieren.
    Sie traf ihren Freund. Regelmäßig. Reine Freundschaftsbesuche waren das. Aber wenn es etwas Interessantes gab, was dem Widerstand helfen konnte, beispielsweise nicht ganz eindeutig formulierte Lieferscheine, die möglicherweise auf menschliches Stückgut hinwiesen, dann machte sie vorsichtig Kopien davon und reichte sie ihrem Bekannten weiter. Das war allerdings erst ein oder zweimal vorgekommen.
    Ludmilla

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