Sternenfaust - 092 - Widerstand
inzwischen derartig wasserdicht konstruiert, dass selbst ich mich darin einwickeln und trockenen Fußes tauchen gehen könnte. Und ich hasse Wasser, wie du weißt, Schätzchen!«
Wanda Ndogo seufzte und ließ die breiten Schultern hängen. »Da kann man wohl nichts mehr machen«, sagte sie resigniert. »Wollen wir nur hoffen, dass der Konzern nicht noch mehr Dreck am Stecken hat!«
Dabei schloss sie die Newsdienstseite, auf der eben noch ein Bild des Vorstandes von Far Horizon zu sehen gewesen war. Auf dem Foto stand Konzernsprecher Franz Jackson neben einem Mann im feinsten Zwirn und lächelte geschäftsmäßig in die Kamera.
Der Mann im Anzug lächelte nicht.
*
Transalpha
Der Mann im Anzug lächelte.
Die Fotografie, die Ashkono Tregarde gerade auf einem in den Schreibtisch der Krankenstation eingelassenen Touchscreen betrachtete, war schon ein paar Jahre alt. Nichts desto trotz war der Arzt der STERNENFAUST jedes Mal genervt, wenn sich beim Öffnen seiner Privatdateien gerade dieses Bild zur Begrüßung aktivierte. Erst dann konnte er auf die Dateien zugreifen, die eine genauere Beschreibung dessen enthielten, was seine geheimen Auftraggeber eigentlich von ihm erwarteten.
Die Gruppe von einem Dutzend Geschäftsmännern, die sich für ein Portraitfoto in einer großräumigen und prunkvoll eingerichteten Empfangshalle aufgestellt hatten, wirkte entspannt und fröhlich. Es waren Gesichter, die etwas Beruhigendes ausstrahlten. Sicherheit, Geborgenheit, Schutz. Besonders der adrett gekleidete Herr in der Mitte, dessen Kluft sich in der Eleganz deutlich von der seiner Kollegen unterschied, vermittelte diese Gefühle.
Es war diese »Alles ist gut«-Stimmung, die Tregarde im Grunde genommen deutlich missfiel. Niemand ist ständig gut gelaunt , dachte er. Und da kann ein Yngvar MacShane noch so lange den ganzen Tag pfeifen, als wäre er der fröhlichste Mensch der Solaren Welten. Das nehme ich ihm nicht ab!
Dr. Tregarde war genervt. Die nächtliche Arbeit an seinem Geheimauftrag ermüdete ihn zusehends. Die Entdeckung des Ursprungs der Dronte war eine Zeitlang ein wirklicher Lichtblick gewesen. Yngvar MacShanes Berichte über das, was er aus dem Wissensspeicher auf Darokis II erfahren hatte, waren auch für seinen Auftrag sehr interessant gewesen – auf eine eher philosophische Art und Weise. Medizinische Daten, außer denen des Kryptologen während des Wissenstransfers mit dem Kortikalmodul, hatte er nicht erhalten und trat somit, was seine Analysen anging, auf der Stelle. Er brauchte dringend neuere, frischere und einfach mehr medizinische Daten über die Beschaffenheit und die Genstruktur der Dronteparasiten. Gerne auch mit den dazugehörigen Wirtskörpern.
Wie verhielten sich die faustgroßen Lebewesen innerhalb von Starr oder Mantiden? Oder gar der Menschen?
Letztere hatten sogar eine atavistische Hautfalte im Brustbereich, in die sich der Dronte-Parasit ohne Probleme einnisten könnte – ein Hinweis auf die gemeinsame Vergangenheit der Insektoiden und dieser Geschöpfe der Toten Götter? Er bedauerte nach wie vor, dass sich Captain Frost so gegen die Mitnahme der Drontefrau Leila Irina Nikona von Darokis II ausgesprochen hatte. Hätte er sie genauer untersuchen dürfen, da war er sicher, wäre er dem Geheimnis schon nähergekommen.
Fragen über Fragen bestanden weiterhin, und Dr. Tregarde sollte sie – zumindest zum Teil – lösen.
»Aber so wird das nichts!«, flüchte der Arzt leise und hieb wütend auf den Touchscreen, der die harte Behandlung damit quittierte, dass das scheinbar in der Luft schwebende 3-D-Bild für einen Moment in der farbigen Darstellung Schlieren zog, waberte, sich aber dann wieder stabilisierte. Nun gut, er hatte ja auch noch andere Aufgaben.
Hinter ihm, in einer angrenzenden Kammer, lag auf einer Medo-Liege Bruder William. Der Christophorer schlief tief und fest. Tregarde hatte ihm eine weitere Dosis des Medikaments verabreicht, das den Mönch traumlos schlafen ließ. Captain Dana Frost und Yngvar MacShane hatten Bruder William nach einem Kollaps in einem der Aufenthaltsräume auf die Krankenstation begleitet. Gestützt von dem Paar hatten sie den völlig perplexen William hereingebracht und bereits beim Anblick der rollenden Augen des Christophorers hatte Ashkono Tregarde Bescheid gewusst. Kurz darauf war Rana Quaid auf der Krankenstation erschienen, blass vor Sorge um ihren Geliebten. Bis zum Ende ihrer Freischicht war sie nicht vom Bett des jungen Mönchs
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