Sternenfaust - 092 - Widerstand
bedenken.
»Das ist dann aber ein Thema, was wir ein anderes Mal diskutieren sollten, Wanda-Schätzchen«, bremste die Botschafterin ihre rechte Hand. »Was wir im Grunde genommen sagen wollen – und ich denke, da spreche ich nicht nur für das Corps Diplomatique , sondern auch für den Hohen Rat –«, sie sah zu Gustafsson herüber, der wohlwollend nickte, »– ist, dass wir uns über weitere Kontakte offizieller und diplomatischer Art sehr freuen würden. Es wird Zeit, dass sich unsere beiden Sternenreiche wieder aufeinander zu bewegen und wir in Zukunft wieder besser aufeinander zu sprechen sind.«
»Dem stimme ich zu«, nickte der Lordmanager. Ein Blick auf seinen Armbandkommunikator verriet Canetti die Zeit. Entschuldigend zeigte er sein Raubtiergebiss-Lächeln in die Kamera. »Meine Damen, mein Herr, ich habe einen Flug zu erwischen. Zunächst zum Raumhafen und dann interstellar nach Darelis II, um Diaz in Empfang zu nehmen und mit meinen Regierungskollegen darüber zu beraten, wann wir unsere Pressekampagne starten, die Bevölkerung informieren und dann vor allen Dingen den Terrorismus bekämpfen. Idealerweise hören die Anschläge mit dem Wegfall der Protestgründe auf und die Widerstandszellen lösen sich auf. Dennoch kommt einiges an PR-Arbeit auf uns zu, wenn wir eine breite öffentliche Unterstützung behalten wollen. Wünschen Sie uns Glück.«
Keiner der drei Menschen in dem Büro des Ratsmitgliedes sagte etwas, sondern nur Moll und Gustaffson nickten. Eine kühle Geste, ein letzter kleiner Protest, der dem Lordmanager zeigen sollte, dass die Solaren Welten nach wie vor die Abschiebung von Menschen auf Ghettoplaneten keinesfalls billigte.
Die Botschaft kam an. »Wie Sie meinen«, war Wynton R. Canettis Kommentar. »Warten wir ab, was nun geschieht. Vielleicht bekommen wir – wie Sie – eine erneute Stabilität in die Innenpolitik. Der Hohe Rat ist wieder komplett und einsatzfähig, sicherlich auch aufmerksamer gegenüber der Integrität der einzelnen Mitglieder.« Er schaute Gustafsson einen Augenblick lang bedauernd an. » Pro Humanity hält die Füße still und stellt sich auf die Seite Rudenkos und damit auf die Seite des Hohen Rates, wenn es um die Aufklärung der Herkunft der Lichtsonden geht. Die Bevölkerung der Solaren Welten ist zufrieden mit der Klärung der PFS-Krise und der Hintergründe. Natürlich wird das auch weiterhin ein Thema bei Ihnen bleiben, keine Frage. Aber die Verhältnisse sind doch jetzt erfreulich klar, oder nicht?«
Vijay Gustafsson faltete die Hände auf seinem Schreibtisch zusammen. »Da mögen Sie recht haben, Lordmanager. Aber lassen Sie das mal unsere Sorge sein und kümmern Sie sich jetzt erst einmal darum, bei sich selbst wieder alles in Ordnung zu bringen.«
»Was hoffentlich nicht mehr lange dauert«, gab sich Canetti zuversichtlich und schloss nach einer knappen Verabschiedung die Verbindung.
»Das wäre also das«, atmete Wanda Ndogo durch, als das Bild des Lordmanagers von dem Wandbildschirm verschwunden war.
»Ein hartes Stück Arbeit, ja«, gab Jefica Moll zu. »Aber nichts desto trotz eine sehr gute Bewährungsprobe für das Diplomatencorps. Ich denke, wir können da behaupten, gute Arbeit geleistet zu haben. Das stärkt unsere Position als zuverlässige Verhandlungsführer für die Solaren Welten!«, freute sich die Botschafterin.
Vijay Gustafsson nickte wohlwollend. »Gratulation, Jefica. Gut gemacht.«
Wanda Ndogo hatte sich unterdessen an den in den Schreibtisch integrierten Touchscreen gesetzt und ließ ihre Finger über die Tastenfelder gleiten. Sie hatte die Seiten eines Newsdienstes aufgeschlagen und legte die Stirn in Falten.
»Was suchst du da?«, wollte Jefica wissen.
»Noch immer keine Stellungnahme von Far Horizon zu den neusten Erkenntnissen«, stellte sie mit Bedauern fest.
Moll lachte verächtlich. »Natürlich nicht, meine Liebe. Alle Beweise sind längst vernichtet, Rudenko ist komplett aus dem Schneider. Niemand wird mehr nachweisen können, dass Far Horizon das Virus entwickelt und freigesetzt hat.«
»Aber Valentina Duchamps Ermittlungen auf dem Mars …«, warf Wanda ein.
»… basieren auf nur einer einzigen Aussage eines unvorsichtigen Labormitarbeiters. Aussage gegen Aussage. Auch die Daten, die wir von Botschafter Aorangi Maunga erhalten haben, und die von seinem Genetic-Verwandten J.J. Wieden stammten, waren in dieser Hinsicht alles andere als ergiebig. Leider. Ich wette, die Far Horizon -Alibis sind
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