Sternenfaust - 094 - Wandlungen
machte Dana ungehalten. Sie wäre viel lieber hier sitzen geblieben und hätte auf dem Hauptschirm das Auftauchen der STERNENFAUST aus der Spalte verfolgt. Das hätte ihr mit ihren Gedanken an Yngvar noch ein wenig Zeit gelassen.
Aber ihr Erster Offizier hatte wohl recht. Wenn Tregarde das sagte, dann war es sicher auch dringend.
»Sie haben recht, Commander. Begleiten Sie mich? Wenn es die Schiffssicherheit betrifft, dann sollten Sie dabei sein. Commander Mutawesi, Sie haben die Brücke.«
*
Danas Auftritt auf der Krankenstation war ihrer Stimmung angemessen. Kühl und mit den Händen hinter dem Rücken trat sie durch das zischende Schott und wandte sich sofort an den Arzt, der hinter seinem Schreibtisch an einem Computerterminal saß und offenbar seelenruhig die Daten darauf betrachtete.
Bruder William saß mit einem untergeschlagenen Bein, blassem Gesicht und einem Schopf wild durcheinandergeratener hellbrauner Haare auf dem vorderen der beiden Krankenbetten und las in einem Datenpad.
Irgendwie sah das alles nicht so dringend aus, wie sie erwartet hatte. Stephan van Deyk beobachtete das und hielt sich wohlweislich im Hintergrund.
Unwillig stellte Captain Frost sich vor dem Schreibtisch von Dr. Tregarde auf. »Nun, Doktor, Sie wünschten mich dringend zu sprechen. Darf ich fragen, was trotz unserer prekären Lage nicht warten konnte?«
Tregarde sah auf und ließ sich von Danas scharfem Ton nicht aus der Ruhe bringen. »Danke, dass Sie so kurzfristig kommen konnten, Captain«, meinte er höflich. »Bitte, nehmen Sie Platz. Bruder William und ich konnten mit unseren Mitteilungen in der Tat nicht warten.«
Dana biss die Zähne aufeinander, um nicht allzu unhöflich zu werden, so ungeduldig wäre sie am liebsten auf der Stelle zur Ausgangsschleuse im Hangar gelaufen, um dort auf Yngvar zu warten. Verärgert dreinblickend nahm sie Platz und deutete dann mit einer Handbewegung an, dass sie bereit war.
»Nun, Captain, ich weiß nicht recht, wo wir mit unseren Mitteilungen anfangen sol-«
»Am besten ist es wohl, wenn ich selbst spreche, Doktor. Captain, wie sie wissen, kann ich seit unserem, nun ja, sagen wir Ausflug, auf Devas II nicht mehr richtig schlafen. – Nein, lassen Sie mich ausreden, Captain Frost, es geht in der Tat um mehr. Ich schlafe wirklich gar nicht mehr. Dr. Tregarde wird Ihnen das bestätigen. Ich werde von starken Kopfschmerzen geplagt, von schweren Halluzinationen und einem ständigen Prickeln im Nacken.«
»Diese Symptome sind auf den ersten Blick medizinisch kaum von den Folgen der Schlaflosigkeit zu unterscheiden«, fiel Dr. Tregarde ein. »Aber sie ähneln mit Ausnahme ihrer Folge, des Schlafentzugs, körperlichen Anzeichen, die Bruder William bereits einmal durchmachen musste – und zwar auf Denuurs Station.«
So ungeduldig Dana bisher zugehört hatte, jetzt war sie doch verblüfft. »Denuur? Ich dachte, der wäre tot?«
»Das – oder zumindest, dass er ausgeschaltet wurde –, denken wohl alle, aber es spielt auch keine relevante Rolle. Fest steht, dass Bruder William seit über einer Woche wieder die gleichen Symptome zeigt.«
Dana stand auf und ging mit verschränkten Armen ein paar Schritte auf und ab. »Woher wollen Sie wissen, dass beides zusammenhängt, Dr. Tregarde?«, fragte sie schließlich.
Und auch van Deyk warf ein: »Denken Sie da nicht zu kompliziert, Doktor? Mit Verlaub – ein Mann von Ihren Fähigkeiten sieht vielleicht Dinge, die möglicherweise gar nicht da sind.«
»Die medizinischen Unterlagen sind eindeutig«, meinte Ashkono Tregarde eine Spur kälter als nötig. »Ich habe auch mit Professor von Schlichten gesprochen, er erlitt bei seiner Begegnung mit Denuur ebenfalls Kopfschmerzen bis zur Bewusstlosigkeit, Desorientierung, starke Erhöhung der Neurotransmitterwerte, partielle Überaktivierung des Hirnstamms und des Hirnbereichs für Sprache und Ähnliches. Das alles zusammen wurde von den Medizinern des Star Corps und auch von denen bei Far Horizon nach der Rückkehr der STERNENFAUST als etwas gedeutet, dass man als Angriff eines mental hochbegabten Wesens bezeichnen könnte.«
Dana blieb stehen. Sie sah von Bruder William, der schuldbewusst und unglaublich verletzlich auf seinem Bett saß, zu Dr. Tregarde, der es schaffte, gleichzeitig selbstzufrieden und beunruhigt auszusehen. Seine dunklen Augen funkelten und es war zu erkennen, dass er seine Aufregung über diese Entdeckung nur mühsam beherrschte.
Captain Frost setzte mehrfach an, um
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