Sternenfaust - 094 - Wandlungen
ihre nächste Frage zu stellen. Als van Deyk ihr zu Hilfe kommen wollte, warf sie ihm einen zornigen Blick zu. Er klappte den Mund wieder zu und überließ ihr die Frage, die zu stellen beiden schwerfiel.
»Wollen Sie damit andeuten, dass hier auf diesem Asteroiden auch so eine Sammelintelligenz existiert? Oder ein anderes telepathisch begabtes Wesen?«
Tregarde schüttelte zögernd den Kopf. »Diese Schlussfolgerung ist nicht von der Hand zu weisen, Captain, aber das wäre vielleicht schon zu viel Interpretation. Außer Bruder Williams körperlichen und geistigen Beschwerden gibt es dafür bisher keine Anzeichen. Sie sollten erst einmal kürzer greifen.«
»Kürzer?«, fragte Dana stirnrunzelnd.
Bruder William und Dr. Tregarde wechselten einen weiteren Blick miteinander, bevor der Christophorer wieder das Wort ergriff. Seine Stimme klang bedrückt und niedergeschlagen, als er sagte: »Das soll heißen, dass Dr. Tregarde vermutet, diese Symptome seien typisch für mich, Captain. Er behauptet nämlich, dass ich ein unbewusster Telepath bin.«
*
Eine rotierende Skulptur aus reinem Licht. Frei schwebend, aus Farben geformt und wunderschön.
Jetzt löste sich ein winziges, pfeilspitzenförmiges Objekt von der Oberfläche der bei aller Kompaktheit fragil wirkenden sujavanischen Erdknolle und flog langsam und elegant manövrierend auf die große Pfeilspitze im Orbit um die Knolle zu.
Die beiden glutbeerenfarbenen Lichtpunkte knapp unter der Oberfläche rührten sich nicht.
Kommandantin Irizzz Trarashtarrr atmete erleichtert, aber so flach wie möglich aus. Das sah ja fast so aus, als hätte Shavass wirklich nichts weiter als ein oder maximal zwei Caesiumvorkommen oder ein Lager Uran entdeckt. Sie spürte, wie ihr Herzschlag etwas ruhiger wurde. Gelassener als die ganzen letzten Tage zuvor wollte sie sich soeben in ihren Kommandantensessel setzen, als Shavass und Kellress durch die Lifttüren der Brücke hereingestürmt kamen.
»Ruhe!«, befahl Trarashtarrr ungehalten. »Was hat dieser Aufruhr zu bedeuten? Shavass?«
Der Starr neigte kurz seinen Kopf. »Kommandantin, unser Schiff ist außer Gefahr. Es handelt sich bei den Energiesignaturen tatsächlich um die beiden Schiffe der Solaren Welten, aber wir konnten mit ihnen verhandeln.«
Eine eiskalte Krallenfaust griff nach Trarashtarrrs Herz. »Was sagen Sie da?«
Shavass atmete noch einmal tief durch. »Kommandantin Trarashtarrr, die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, waren teilweise jene, die auch beim Schiffbruch auf dem Planeten des Todes dabei waren. Sie haben bewiesen, dass man ihnen trauen kann. Sie nahmen uns kurz gefangen, haben uns dann aber freien Abzug garantiert, wenn wir wiederum sie gehen lassen.«
Aufgeregt schnellte die Riechzunge der Kommandantin vor und wieder zurück. Ihr Kopf ruckte hektisch hin und her.
»Sie haben ihnen tatsächlich geglaubt, Subkommandant?«
»Aber natürlich, Kommandantin. Warum auch nicht, ich bin hier!«
»Und was ist, wenn die beiden Schiffe aus ihren Spalten gekrochen kommen? Das sind ehrlose Wesen, das haben Sie doch gesehen! Zweimal garantierten sie Verhandlungen, zweimal haben sie uns betrogen! Ich bin sicher, man kann ihnen nicht vertrauen.«
Shavass zögerte. Er hatte einen gegenteiligen Eindruck gehabt. Natürlich wollten die Menschen wissen, was hier im System los war und warum sich hier Starr in einem ehemaligen Dronteschiff aufhielten. Das passte zu dem, was Shavass einmal den Ersten Sprecher des Arashlan, Kaishuk, hatte sagen hören: Die hervorstechendste Eigenschaft der Säuger der Solaren Welten war ihre unersättliche Neugier. Dennoch hatten die Menschen nur in höchster Not selbst angegriffen. Das bedeutete ja nicht, dass er nun gleich mit ihnen Blut tauschen wollte, aber freies Geleit stand den Schiffen der Solaren Welten sicher zu und würde die Starr wahrscheinlich weniger Leben kosten als ein Angriff, bei dem sich die Säuger durchaus zu verteidigen wussten.
Als er seiner Kommandantin das auseinanderzusetzen versuchte, wurde er von ihr rüde unterbrochen.
»Schluss. Es sieht so aus, als vertrauten Sie den Säugern mehr als Ihrem eigenen Volk! Ich sage, wir lassen sie nicht einfach gehen.«
Shavass’ Kopf legte sich misstrauisch zur Seite. Er fixierte Trarashtarrr mit dem rechten Auge.
»Aber Kommandantin Trarashtarrr, was wollen Sie damit sagen?«, fragte er beunruhigt. »Ich werde wortbrüchig werden, wenn Sie die Menschen angreifen!«
»Es ist nicht mein Problem, wenn Sie
Weitere Kostenlose Bücher