Sternenfaust - 094 - Wandlungen
greifen. Sie schienen mit ihren Fingern durch die Oberarme der jungen Frau hindurchzufassen.
Sand schien zu rieseln und sich dann in kleinen Wirbeln wieder zu einem Arm zusammenzufügen …
*
»Bruder William, ich habe wirklich Verständnis für Ihre Lage, aber …«
»Nein, Captain, Sie verstehen nicht! Ich weiß, dass etwas mit Professor MacShane ist, ich weiß es.« Der Christophorer saß am Tisch des Besprechungsraums und vergrub kurz sein glühendes Gesicht in den Händen. Er saß nicht eine Sekunde still.
Dana Frost war jetzt ernsthaft ungehalten. »Aber Sie können mir nicht sagen, was los ist?« Ihre Stimme klang so eisig, dass sogar Dr. Tregarde es vorzog, am anderen Ende des Tisches sitzen zu bleiben und sich nicht einzumischen. Nicht, wenn es nicht nötig war.
»Mr. Beaufort, langsam reicht es mir mit Ihrem Zustand. Meine Crew besteht aus 125 Mann, einschließlich mehreren Zivilisten, von denen Sie einer sind. Einer. Aber gerade Sie halten mich in einer Gefechtssituation von meinen Pflichten gegenüber dem gesamten Schiff ab! Was denken Sie sich eigentlich? Soll ich die STERNENFAUST aufs Spiel setzen, nur weil Sie ein … ein Prickeln im Nacken haben?« Dana verschränkte die Arme vor der Brust und ging erregt ein paar Schritte auf und ab. Zornig sprach sie dabei weiter.
»Ich weiß, was Sie und Dr. Tregarde glauben, aber solange Sie keine handfesten Beweise oder Begründungen vorzuweisen haben, denke ich nicht daran, Ihrer Bitte nachzukommen! – Und nein«, fügte sie in scharfem Ton hinzu. »Das hat nichts damit zu tun, dass der Professor mein Lebensgefährte ist – das würde für jedes Mitglied dieser Crew gelten. Zu der Sie im Übrigen auch gehören, aber das scheinen Sie ja wohl gerade vergessen zu haben.«
»Nein – nein, das habe ich nicht, ganz im Gegenteil, Captain! Ich möchte das alles ja gern untermauern und ich vermute auch den Zusammenhang, aber das kann ich nur, indem ich mit meinem Mutterhaus in Verbindung trete.«
Dana blieb vor dem Mönch stehen und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab. Sie starrte den jungen Mann zornig an.
»Eine Bergstromverbindung wollen Sie auch noch? Wo Sie von einer akuten Gefahr reden?«
»Wenn ich recht behalte, wäre die Gefahr vielleicht nicht so akut. Bisher ist nichts geschehen, und es würde auch nichts weiter …«
»Ja was denn nun? Wissen Sie, wo wir sind? Es wird Stunden dauern, Zeit, die wir nicht haben, wenn uns die Starr im Orbit auflauern!«
William war ein wenig zusammengesunken.
»Captain, bitte! Überlassen Sie mir Ihren Raum, ich kümmere mich selbst darum, dass die Verbindung etabliert und gehalten wird …«
»Das wäre das Allermindeste, wäre da nicht das Problem, dass wir in den nächsten Stunden unsere gesamte Computer- und Funkkapazität brauchen! Ich hätte nicht gedacht, dass ich Ihnen die Regeln für Gefechtssituationen vorbeten muss! Und in einer solchen werden wir uns befinden, bis wir in den Bergstromraum eintreten können!«
»Captain … ich bin mir bei allen Defiziten durchaus bewusst, wie unsere Lage hier auf Juno 2 aussieht. Aber glauben Sie mir, ich bitte Sie, ich würde Sie nicht auf Knien darum anflehen, wenn ich nicht das absolut sichere Gefühl hätte, dass es für uns alle höchstwichtig ist!«
Dana gab einen wütenden Laut von sich und schüttelte den Kopf. Sie wollte schon den Mund öffnen, um die Bitte abzuschlagen, da fiel ihr Blick noch einmal auf Dr. Tregarde. Er erwiderte ihren Blick und ergriff nach einer kurzen Pause das Wort.
»Captain Frost, ich weiß, wie dumm das klingt. Aber ich bin sicher, dass irgendetwas im Gange ist und dass nur Bruder William uns weiterhelfen kann. Er mag unter starken Stresssymptomen leiden, aber er ist nicht verrückt.
Außerdem glaube ich, er hat recht. Die Gefahr, die er spürt, ist nicht so akut, dass der unmittelbare Schiffsuntergang droht. Selbst wenn – es wäre sinnvoll, wenn wir wüssten, um was genau es sich überhaupt handelt, wenn wir etwas unternehmen wollen. Professor von Schlichten und Chefingenieur Jefferson haben wir bereits eingeweiht. Sie halten Professor MacShane bis auf Weiteres unter Beobachtung, ohne dass er es weiß.«
Dana schnaubte und ging wieder ein paar Schritte auf und ab. Die Eindringlichkeit des Mönchs war wirklich nicht von der Hand zu weisen. Glaubte sie entgegen Dr. Tregardes Versicherung daran, dass Bruder William verrückt geworden war? Wenn sie ehrlich war – nein. Und wenn sie noch ehrlicher war – er
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