Sternenfaust - 094 - Wandlungen
Kannst du das erkennen?«
Phil, der gerade mitten in einer Kletterbewegung war, stöhnte auf und versuchte, mit dem rechten Fuß Halt zu finden. Schließlich hatte er es geschafft und sah in die angegebene Richtung. Er justierte sein Helmvisier etwas anders und zoomte sich die fragliche Stelle etwas näher heran.
»Das ist eine Höhle, Kerri. Soll in Felswänden schon mal vorkommen.«
Kerri holte Luft, um etwas zu erwidern, doch Seth Green kam ihr zuvor. »Dieses Loch im Fels ist viel zu eben, um natürlichen Ursprungs zu sein.«
»Bist du sicher?«
»Ich seh’s auch«, meldete sich Krüger. »Los, lass uns mal nachsehen, was das wirklich ist.«
»Und was ist mit dem Wettbewerb?«
»Zum Teufel damit. Für sowas vergesse ich auch die zehn Mäuse von Yang!«
*
Kendra Scott starrte ratlos auf den Monitor des Computertomographen, an den sie Bruder William angeschlossen hatte.
»Ich kann mir das nicht erklären …«, murmelte sie und justierte die Einstellungen des CTs noch einmal neu. »Sie haben völlig normale Hirnfunktionen im REM-Schlaf gezeigt«, sagte sie dann laut und bemühte sich um einen beiläufigen Ton in der Stimme. »Keine außergewöhnlichen Ausschläge oder anormale Kurven. Nach diesen Werten hier haben Sie traumlos geschlafen. So, wie das Triazepam es ja auch vorsieht!«
»Nun, ich habe aber geträumt, ganz egal, was das CT sagt.« Die Stimme des Christophorers klang erschöpft und ungeduldig. »Mein Schrei war ja sicher nicht zu überhören, Dr. Scott. – Mein Gott, was gäbe ich darum, diese Albträume los zu sein …«, fügte er in etwas gemäßigteren Tonfall hinzu.
Kendra Scott sah mitleidig auf den jungen Mann herunter, der in einem blaugrauen Overall auf der Pritsche lag. Er war mitten in der Nacht gekommen und hatte wieder einmal um Hilfe gebeten. Also hatte Kendra Scott ihn mit einem Schlafmittel, das den REM-Schlaf unterdrückte, auf der Krankenstation ins Bett geschickt. Im Schlaf hatte sie eine Hirnstrommessung und gleichzeitig ein CT machen wollen, damit sich ihr Vorgesetzter Dr. Tregarde die Ergebnisse noch einmal ansehen konnte. Auch wenn diese Untersuchungen schon von ihm selbst einmal durchgeführt worden waren, wie sie Williams Krankenakte entnommen hatte.
»Es tut mir Leid, Bruder William, ich …«
»Ja ja, allen tut es leid«, brach es verzweifelt aus dem jungen Mönch heraus. »Aber ich habe jetzt schon über zehn Tage ohne tieferen Schlaf hinter mir, ich bin wirklich am Ende. Hier in dieser Krankenstation habe ich das Gefühl, als redete ich nur mit Wänden statt mit Menschen!«
Kendra Scott fuhr zurück, als hätte der Christophorer sie geschlagen. »Na hören Sie mal, was kann ich denn …«
»Was ist denn hier mitten in der Nacht los?« Eine schneidende Stimme unterbrach den Zwist und Kendra Scott und Bruder William fuhren herum, als hätte man sie beim Zanken im Kindergarten erwischt.
Dr. Ashkono Tregarde hatte den Raum betreten. Wie immer hatte er vermieden, seinen Ärztekittel anzuziehen, sondern trug die anthrazitfarbene Star Corps-Uniform für Ärzte mit dem Rangabzeichen eines Lieutenant Commanders und dem stilisierten Äskulapstab. Er strahlte Autorität aus und sah mit harten, braunen Augen von einem der Streitenden zum anderen. »Nun, bitte! Darf ich erfahren, worum es hier geht? – Nein, Miss Scott, der Patient hat Vorrang! – Wenn ich bitten darf, Bruder William?«
Der Christophorer holte tief Luft und erklärte zum gefühlten hundertsten Mal, was ihn wieder auf die Krankenstation geführt hatte. Als er geendet hatte, forderte Dr. Tregarde die immer noch hochrote Kendra Scott auf, einen medizinischen Statusbericht abzugeben. Während sie sprach, ging Tregarde mit gerunzelten Brauen zum CT-Monitor hinüber und rief sich die knallig bunten Querschnitte durch Bruder Williams Gehirn auf den Schirm.
»… aber ich war dabei, als er aufschreckte, Dr. Tregarde. Ich kann mir das auch nicht erklären.«
Tregarde antwortete nicht, sondern überprüfte schnell, ob Kendra Scott die Einstellungen auch richtig vorgenommen hatte. Als sie das sah, biss sie sich ärgerlich auf die Lippen. Doch sie schwieg.
Stille breitete sich aus, in der Dr. Tregarde sich noch einmal alle Ergebnisse, auch die der letzten Untersuchungen von William Beaufort, auf den Monitor rief.
Schließlich ergriff der Schiffsarzt der STERNENFAUST das Wort und sah mit unbewegter Miene von einem zum anderen. »Bruder William, es sieht in der Tat so aus, als habe ihr mangelnder
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