Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle
einer Stelle aus dem Körper aus. Ob das Msssarrr-Blut war oder irgendein anderer liquider Teil des spinnenartigen Körpers, war nicht so ohne Weiteres gleich zu erkennen.
Im ersten Moment hatte Mutawesi den Kommandanten für tot gehalten. Zu starr wirkte das Augenkonglomerat, zu teilnahmslos stand die Fressöffnung offen und hing der Saugstachel aus ihr heraus, was normalerweise bei Msssarrr nicht der Fall war.
Wenn das schließlich jemand genauer einschätzen konnte, dann war es Mutawesi. Er zwang sich, den Blick von diesem Monster nicht abzuwenden.
Schließlich habe ich ja eine Weile auf Tuchfühlung mit dieser Spezies gelebt! , dachte er nicht ohne Sarkasmus. Aber vielleicht ist es ja schon ein Fortschritt, dass ich einem toten Msssarrr gegenüberstehen kann, ohne in die Lösung mathematischer Probleme flüchten zu müssen!
Doch dann bemerkte Mutawesi die ganz leichte Bewegung an einem der Greiforgane, die sich stets am Ende der unterschiedlich langen und kräftigen Extremitäten befand.
Lebte das … Ding noch?
Vielleicht nur ein Zucken der Nerven? Oder sind es deine eigenen Nerven, die dir einen Streich spielen? , durchfuhr es ihn. Er sah sich verstohlen um. Die Marines schienen nichts bemerkt zu haben.
»Also ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass der Funkspruch einer Gefangenen von hier abgeschickt wurde!«, meinte Lester Ramirez.
»Wenn es zu dem Zeitpunkt des Funkspruchs hier schon so ausgesehen hat – warum nicht?«, lautete Telfords lakonische Erwiderung. »Tote Msssarrr sind schließlich ungefährlich.«
Plötzlich traf eine Nachricht von der STERNENFAUST ein. Telford nahm sie entgegen, weil Mutawesi einfach nur dastand, auf den halbtoten Kommandanten starrte und das Summen seines Armbandkommunikators gar nicht zu hören schien.
»In Ordnung, Captain«, sagte Sergeant Telford nach einer Pause. »Wir sehen uns nur noch kurz hier um und falls wir diese Maria Smith dann nicht finden, werden wir unverrichteter Dinge zurückkehren müssen. Die Konsolen hier auf der Brücke sind leider nicht in einem Zustand, dass es noch lohnend erscheint, hier großartig Daten herunterzuziehen … Aber was wir bekommen können, nehmen wir natürlich mit.«
Jede zusätzliche Information über das ominöse Imperium der Goldenen Häuser war selbstverständlich von großem Nutzen für die Fortsetzung der Expedition. Wer konnte schon vorhersagen, ob man mit den Msssarrr nicht noch häufiger aneinandergeraten würde, wenn die STERNENFAUST und die SONNENWIND ihren Weg fortsetzen und sowohl den Konvois der Dronte als auch den der Lichtsonden folgten.
Mutawesi fiel unterdessen auf, dass eine der Extremitäten des Kommandanten auf einer Konsole lag, die aus irgendeinem Grund weniger stark von dem Überspannungseffekt betroffen gewesen zu sein schien. Der verbrannte Geruch, der von ihr ausging, legte allerdings auch die Möglichkeit nahe, dass die Schäden vielleicht nur nicht so deutlich von außen zu sehen waren. Das Greiforgan hielt einen Gegenstand, der aussah wie ein geschliffener Kristall. Er war oval und in eine Vertiefung auf der Oberseite der Konsole gesteckt worden.
Ein Datenträger! , durchfuhr es Mutawesi.
Mutawesi loggte sich mit seinem Ortungsmodul ein. Wenig später hörte man über die Lautsprecher des Moduls die Stimme von Maria Smith. Das Rauschen, die Qualitätsstörungen und schließlich der Abbruch der Transmission – alles so, wie es auf der Brücke der STERNENFAUST schon einmal zu hören gewesen war.
Mutawesi stieß einen wütenden Schrei aus.
Dann atmete er tief durch.
Er stellte eine Kom-Verbindung zur STERNENFAUST her.
Captain Frost nahm das Gespräch entgegen.
»Ma’am, hier Mutawesi. Wir haben Maria Smith gefunden. Richten Sie Mister Santos aus, dass er recht hatte. Das Ganze war eine fingierte Nachricht, die nur den Sinn hatte, uns anzulocken …«
Dana Frost schwieg einen Moment. »Gut, wenn das geklärt ist, beeilen Sie sich bitte mit Ihrer Rückkehr«, antwortete sie dann kühl.
»Ja, Captain.« Mutawesi beendete den Kontakt.
Er nahm den Datenkristall an sich. Irgendwie hatte er das Gefühl, ihn mitnehmen zu müssen. Vielleicht, um sich mit Hilfe einer genaueren Analyse zu versichern, dass es sich tatsächlich um eine fingierte Audio-Datei und nicht etwa um ein authentisches Dokument handelte.
Falls nur der geringste Zweifel darüber blieb, ob es nicht vielleicht doch eine Gefangene an Bord dieses Schiffes gab, würde er es sich nie verzeihen, nicht genauer
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