Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat
vorüber war.
Abenaike plante gerade, ihn mit einer getürkten Durchsage wegzulocken, die er bequem und unbemerkt von seinem Terminal aus generieren konnte, als ihm der Zufall zu Hilfe kam. Die Kom-Anlage auf Hamids Tisch summte. Gleich darauf ertönte die Stimme von Admiral Takato.
»Mr. Hamid, haben Sie die Analyse des P017-Berichts fertig? Dann bringen Sie ihn unverzüglich zu mir. Persönlich.«
Takato wartete eine Antwort nicht ab, sondern unterbrach die Verbindung, und Hamid erhob sich gehorsam. »Ich eile schon, mein Herr und Meister«, brummte er ironisch und grinste schief. »Wenigstens kann ich mir auf diese Weise mal die Beine vertreten«, sagte er zu Abenaike, der zurückgrinste.
»Willst du bei der Gelegenheit nicht auch gleich Mittagspause machen, Sven?«, schlug er vor. »Falls ja, könntest du mir aus der Kantine ein Stück Apfelkuchen mitbringen. Der steht heute als Dessert auf dem Speiseplan.«
»Mach ich«, versprach Hamid, nickte ihm zu und verließ den Raum.
Abenaike wartete fünf Sekunden, ehe er mit den sprichwörtlichen Reflexen eines J’ebeem – die bei ihm das Ergebnis entsprechender Genmanipulationen waren – die Nachricht an den Temuran in das Terminal eingab und die Übertragung über die üblichen verschlungenen Kanäle vorbereitete.
Er zuckte sichtbar zusammen, als keine Minute später die Tür aufglitt und Sven Hamid schwungvoll in den Raum zurückstürmte. Abenaike löschte rasch die Anzeige auf dem Display und fluchte laut. »Verdammte Scheiße! Erschreck mich doch nicht so, Sven! Jetzt bin ich versehentlich auf die Löschtaste gekommen!«
Sven Hamid lachte. »Mensch, Joris, was ist denn los mit dir? So schreckhaft kenne ich dich ja gar nicht.«
Abenaike seufzte tief und warf genervt die Hände hoch. »Ich bin ein Wrack«, gestand er theatralisch. »Mit den Nerven völlig am Ende.«
»Wieso? Was ist passiert?«, fragte Hamid besorgt.
»Ronan ist passiert.«
»Dein Sohn? Was hat der denn damit zu tun?«
»Alles! Unsere Isabella war ein so liebes, ruhiges Baby, das fast den ganzen Tag geschlafen hat und die Nächte freundlicherweise gleich mit dazu«, erklärte Abenaike. »Aber Ronan macht das wieder wett. Er schreit gefühlte dreißig Stunden am Tag. Ich schlafe kaum noch, und das macht sich eben bemerkbar. Wenn es nicht so verdammt unfair Silvana gegenüber wäre, würde ich vorübergehend ausziehen und mich hier einquartieren, bis der Junge irgendwann ruhiger geworden ist. Aber ich kann sie doch nicht mit Ronans Geschrei und Isabellas alltäglichem Quengeln ganz allein lassen.«
Hamid unterdrückte ein Lachen. »Das tut mir leid, Joris«, versicherte er schmunzelnd. »Aber unter diesen Umständen ist es ja kein Wunder, dass deine Nerven blank liegen. Soll ich die SQL3AK-Analyse für dich übernehmen? Dann kannst du dich zwischendurch mal zwei oder drei Stunden hinlegen und ein bisschen schlafen.«
Abenaike sah ihn zutiefst dankbar an. »Das würdest du tun?«
»Na klar, Kumpel. Du hast mir schließlich auch schon oft genug unter die Arme gegriffen, wenn ich mal in Zeitnot war. Nun kann mich endlich mal dafür revanchieren.«
»Vielen Dank, Sven! Ich muss nur erst sehen, was ich von meinen eben gelöschten Daten noch retten kann.«
»Und ich muss vorher meine ›Botengang‹ für unseren Herrn und Meister Takato erledigen, aber danach mache ich die Analyse fertig. Hol deine Daten zurück und dann hau dich im Ruheraum aufs Ohr, mein Freund.« Hamid klopfte Abenaike wohlwollend auf die Schulter, schnappte sich seinen Handspeicher, den er auf seinem Schreibtisch vergessen hatte und verließ zum zweiten Mal den Raum.
Abenaike holte die Daten zurück auf den Bildschirm, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Hamid nicht noch einmal in den nächsten fünf Minuten zurückkommen würde, verschlüsselte sie und sandte sie mit den üblichen Sicherheitsvorkehrungen über etliche Zwischenstationen auf ihren Weg nach Ebeem zum Temuran, ehe er sie spurlos aus dem System löschte und danach die von Hamid angebotene Pause antrat. Obwohl sein Söhnchen Ronan keineswegs der Schlafräuber war, als den er ihn eben dargestellt hatte, konnte er ein bisschen Ruhe trotzdem gut gebrauchen, um sich von dem Schrecken der Beinahe-Entdeckung zu erholen.
Er musste in Zukunft erheblich vorsichtiger sein und durfte seinen Emotionen über selbst die wichtigste und dringendst zu meldende Entdeckung nie wieder erlauben, sein Handeln zu bestimmen. Sonst könnte es sehr leicht passieren, dass er
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