Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat
der erste J’eberde-Agent war, der enttarnt wurde.
Und diese unrühmliche Rolle überließ er doch lieber jemand anderem …
*
Ebeem, Hauptstadt Saktara, Gesundheitshaus »Langes Leben«
»Ich verlange eine Erklärung!«, forderte Sablon Gendos wieder einmal von dem Mann, den er für Dagis Rendoy hielt und deutete anklagend auf Meister Jaro, der an einem Tisch im Hintergrund des Raums saß und jetzt aufstand und Gendos und Megon Barus angemessen ehrerbietig begrüßte.
»Was hat der J’erde hier zu suchen?«, verlangte auch Barus zu wissen und sprach das Wort »J’erde« aus wie einen Fluch. »Dies ist eine geheime Besprechung des Triumvirats. Und ich muss sagen, Ihre Eigenmächtigkeiten passen mir nicht, Rendoy.«
»Meister Jaro ist auf meinen Wunsch hier. Er hat uns seine Unterstützung und die seines Ordens angeboten, da wir uns alle in akuter Gefahr befinden. Der Anschlag auf mich wurde von dem Angehörigen einer Verschwörerin begangen, der ihren Tod an mir rächen wollte. Und solche Gedanken hegen momentan eine Reihe von Angehörigen, die ebenfalls Blut sehen wollen. Unser aller Blut, meine Herren, nicht nur meins. Und demnach war das Attentat auf mich mit Sicherheit erst der Anfang. Weitere werden folgen, und sie werden sich garantiert nicht auf meine Person beschränken. Ich nehme an, Sie beide haben ebenfalls Kamraans jüngste Berichte gelesen. Aufständische sprießen an allen Ecken des Reiches aus dem Boden, und wir stehen am Rand eines Bürgerkriegs.«
Das traf zwar nicht in dem Maße zu, wie Siron es jetzt darstellte, aber er wusste, wie sehr die beiden anderen Triumvirn um ihre persönliche Sicherheit fürchteten und gedachte das auszunutzen.
»Ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu erklären, welche Folgen es für das Reich hätte, wenn es den Aufständischen gelänge, uns alle drei oder auch nur einen von uns zu töten«, fügte er deshalb hinzu. »Meister Jaro lebt schon lange genug auf Ebeem, um sich mit den Verhältnissen hier bestens auszukennen. Er ist für uns als Beobachter überaus wertvoll. Und Sie alle wissen von der besonderen diplomatischen Sensibilität der Mönche seines Ordens. Außerdem schätze ich seinen Rat. Falls jemand in unserem unmittelbaren Umfeld einen Anschlag plant, während er bei uns ist, kann er uns rechtzeitig warnen. Immerhin hatte derjenige, der den Sprengsatz in meinem Gleiter angebracht hat, eine entsprechende Sicherheitsfreigabe, und das bedeutet, dass weder ich noch Sie irgendwem trauen können. Die Christophorer dagegen sind uns allen als friedliebend bekannt. Keiner von ihnen würde sich an so etwas beteiligen. Und aus diesem Grund ist Meister Jaro hier.«
»Das ist wohl wahr«, stimmte ihm Megon Barus zu, warf aber dem Christophorer einen seltsamen Blick zu, der beinahe unsicher war. »Nun gut. Bleiben Sie, Meister Jaro. Und wir danken, Ihnen für Ihre Unterstützung.«
Jaro verneigte sich nur leicht und schwieg.
»Wie gehen wir also vor, um diese Pest der Verschwörungen und Aufstände einzudämmen und ein für alle Mal auszurotten?«, fragte Barus.
Und damit war Meister Jaros Anwesenheit für die nächsten zwei Stunden zumindest nach außen hin vergessen. Natürlich waren die Triumvirn vorsichtig mit dem, was sie sagten, denn in Gegenwart eines wie auch immer pazifistischen und wohlmeinenden J’erde würden sie niemals über einen gewissen Grad hinaus offen sein. Und so brachte diese Besprechung auch nichts wirklich Neues.
Nachdem Barus und Gendos das Gesundheitshaus wieder verlassen hatten und Gendos gerade mit gemischten Gefühlen in seinen Gleiter steigen wollte – er hatte ihn natürlich von seinem Piloten vorher auf einen Sprengsatz untersuchen lassen –, sah er die Musikerin und Lakshaira Tamfura Hattis mit wiegenden Schritten auf sich zukommen. Jede Bewegung ihres Körpers buchstabierte »Verführung«, und sie lächelte erwartungsvoll. Gendos war geschmeichelt. Wie jeder der drei Triumvirn hatte auch er sich ihrer besonderen Künste schon des Öfteren bedient.
» Nema’aika Hattis«, begrüßte er sie mit der Anrede, die »geehrte Glückspenderin« bedeutete. »Ich hatte lange nicht mehr das Vergnügen, Ihrer Musik lauschen zu dürfen.«
Sie lächelte kokett. »Mein Triumvir, wenn Sie es wünschen, erfreue ich Sie auch mit Musik, aber heute bin ich das Geschenk von Triumvir Rendoy für Sie, mit dem er Ihnen seine Verbundenheit ausdrücken will.«
Gendos schnaufte verächtlich. »Er will mich wohl bestechen, dass ich ihm
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