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Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse

Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse

Titel: Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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folgen und uns zurücklassen. Das ist Sitte. Nur so können wir ihnen zeigen, was wir in ihnen verlieren und wie wichtig sie uns sind. Wir sollten uns auf diese Aufgabe vorbereiten und weiterfliegen. Es gibt noch viele Andere, um die wir uns kümmern müssen und die auf unseren unbeschädigten Schiffen sind. Der Ruf an sie darf nicht ungehört verhallen. Sie sind wichtig, so sehr auch der Schmerz um die auf der Qantarell in uns wütet.
    Was, wenn doch noch jemand überlebt hat? Einer der Unseren, oder wichtiger, einer der Unseren, der einen Anderen in sich trug? Es war Saraani, die diese Frage gestellt hatte, die Heilerin.
    Turanor warf einen letzten Blick auf das Trümmerfeld. Hast du gesehen, wie das Schiff auseinandergeplatzt ist? Ich sehe kein Leben mehr darin.
    Saraani schwieg einen Moment. Und? Kannst du, die Heilerin, es nicht fühlen, wenn noch jemand der Unseren, besonders wenn er von einem Anderen begleitet wird, überlebt hat?
    Ja, ließ sich Saraani vernehmen. Aber es kann ja auch sein, dass etwas meine Wahrnehmung behindert. Vielleicht liegt es an diesen Fremden, vielleicht daran, dass wir den Ruf vernehmen.
    Du weißt, dass diese Wahrscheinlichkeit nicht sehr hoch ist, Saraani.
    Sie schwieg und gab keine Antwort. Er hatte recht.
    Hört zu, meinte Turanor und wandte sich damit wieder an den Chor der Stimmen. Ich weiß, wie schwer es uns fällt, die Unseren, die von einem Anderen begleitet werden, gehen zu lassen. Unser Leben wird vielleicht ärmer dadurch. Aber wir dürfen unsere Traditionen nicht außer Acht lassen. Und unsere Tradition befiehlt uns, uns auf die Lebenden zu konzentrieren, ob es sich dabei nun um die Anderen handelt oder um uns und die Unseren.
    Der Stimmenchor schwieg. Wir stimmen zu, meinten schließlich einige. Die anderen sagten nichts mehr, dennoch brachte ihre Missbilligung Unordnung in den Einklang.
    Turanor überlegte, wie er auch ihnen gerecht werden konnte – denn auch das war Tradition: einen Konsens finden.
    Wir müssen uns um die Unseren kümmern, die zusammen mit den Anderen, die in ihnen sind, dem Ruf folgen. Wir wissen alle, wir können sie nicht bis zum Ziel begleiten, nur ein Stück des Weges werden wir noch zusammen gehen, um sie zu verabschieden. Wenn wir das getan haben, werden wir zurückkehren und die ehren, die auf die andere Seite gegangen sind. Außerdem wird ein Schiff hierbleiben und die Fremden beobachten. Diejenigen, die von einem Anderen begleitet wurden und die, die sich von ihnen verabschieden wollen, müssen auf die anderen Schiffe gehen. So können wir allen unseren Aufgaben und Verpflichtungen gerecht werden.
    Jetzt erklärten sich auch die anderen einverstanden, die bisher geschwiegen hatten.
    Du bist weise, ließ sich eine Stimme vernehmen. Es war deutlich, dass sie nur für ihn sprach. Die anderen waren ausgeschlossen von diesen Worten. Es war Saraani, seine Gefährtin. Du hast eine gute Entscheidung getroffen, Turanor, eine, mit der alle leben können. Und auch der Andere in mir sagt, dass es gut ist.
    Turanor richtete seinen Blick jetzt auf sie.
    Du wirst mir fehlen, Saraani.
    Du mir auch, Turanor. Aber beide werden wir dank unserer Aufgaben weiterleben.
     
    *
     
    Simon E. Jefferson machte es nicht viel aus, frei im All zu schweben, auch wenn das diesmal nicht auf einem eisenhaltigen Space-Surfbrett, sondern zwischen den verkohlten Teilen eines Raumschiffes der Fall war. Er genoss die endlose Weite, die ihn umgab, auch wenn der Auftrag zugegebenermaßen gefährlich war. Nicht nur, dass die Bewegungsmomente der einzelnen Wrackteile noch relativ hoch waren, auch die Fremden konnten jederzeit wieder aus dem Ortungsschatten des Mondes hervortreten. Er sah zu dem runden Mond hinüber, auf dessen eisiger Oberfläche Einschlagkrater ein netzartiges Muster gebildet hatten.
    Er justierte die Düsen seines Anzuges neu und schwebte in Richtung des größten Wrackstückes. Es war das einzige, das groß genug schien, um etwaige Überlebende zu beherbergen – oder sonstige Informationen, die sich nicht auf verkohlte oder zerplatzte Kristalle und Bleche beschränkten.
    Währenddessen nahm er mit seinem Scanner und mit der integrierten Kamera in seinem Helmvisier ein Teil nach dem anderen auf und übertrug die Daten an die STERNENFAUST. Von Schlichten und Bruder William befanden sich in der wissenschaftlichen Sektion und würden mit Hilfe des Computers versuchen, die einzelnen Komponenten so zusammenzusetzen, dass man eine Gesamtform erkennen und das Schiff

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