Sternenfaust - 100 - Der Flug ins Ungewisse (1 of 2)
hochzoomte. Die Korona um die stilisierte Schiffsdarstellung, die die Abwehrschirme symbolisierte, sollte eigentlich in einem matten Grün erstrahlen, das einen Wert zwischen neunzig und hundert Prozent entsprach, jetzt leuchtete sie an den am wenigsten betroffenen Bereichen gelb, aber meist orange und an einigen Stellen sogar rot. Tiefrot am Bug.
»Raumminenteppich ausgeworfen«, bestätigte al Khaled vom Waffenleitstand. Nach ein paar Augenblicken erfolgte ein Aufschrei von Lieutenant Sobritzky, der Navigatorin des Schiffs. »Ma’am, Angreifer drehen ab!«
Die Angreifer waren im Moment nicht das Problem, das war Dana Frost klar. »Verstanden. Bugsicht auf das Display.« Ihre Stimme klang trotz der brenzligen Situation ruhig und fest.
Die Sonne sprang praktisch in die Kommandozentrale hinein, als ihr Bild wieder den Hauptschirm ausfüllte, so nah war die STERNENFAUST ihr jetzt schon gekommen.
»Abblenden! Zoomfaktor um hundert reduzieren!«
Das gleißende Licht, das vom Bildschirm durch die Zentrale flutete, wurde auf ein erträgliches Maß reduziert. Die Sonne wurde zu einer 30 Zentimeter durchmessenden Scheibe in der Mitte des Schirms. Das Bild verhieß trügerische Sicherheit. Längst war man tief, vielleicht zu tief in das Gravitationsfeld der Sonne geraten.
»Maschinenraum, Statusmeldung!«
Unten links am Bildschirm wurde das Gesicht von Chefingenieurin Jenny Black Fox eingeblendet. Noch bevor sie zu sprechen begann, wusste Dana Frost schon, dass es keine guten Nachrichten sein würden, die die gebürtige Cheyenne-Indianerin zu melden hatte.
»Triebwerke drei und vier sind immer noch ausgefallen, Ma’am. Energie ist da, aber wir bringen sie nicht zu den Triebwerken. Weiß der Himmel warum, aber wir arbeiten daran.«
»Wir versuchen mit den restlichen vier Triebwerken einen Ausweichkurs zu fliegen, der uns von der Sonne wegbringt«, entschied Dana. »Geben Sie volle Leistung auf fünf und sechs.«
»Das ist nicht das Problem, Captain«, entgegnete Black Fox. »Wir befinden uns schon zu weit im Gravitationsfeld der Sonne, um noch ordentlich manövrieren zu können. Wenn wir Vollschub auf fünf und sechs geben, müssten wir gleichzeitig nach Steuerbord ausweichen, um an dem Stern vorbeizukommen, aber das geht nicht, weil die zur Kurskorrektur notwendigen Backbordtriebwerke ausgefallen sind. Captain, ich fürchte, wir müssen evakuieren.«
»Das Schiff evakuieren …«, murmelte Sobritzky am Steuerstand in der Zentrale, »… und es hier zurücklassen?«
Dana Frost sah zu der sehr aufrecht an den Steuerkontrollen sitzenden Sobritzky hinüber. Die Ungläubigkeit, die die schlanke junge Frau ausstrahlte, entsprach so in etwa ihrer eigenen. Nur dass ich sie nicht zeigen darf, dachte Dana. Aber nun ja, dafür bin ich ja auch der Captain. Sie konnte als verantwortlicher Captain den Flottenneubau, der in den letzten sieben Jahren unglaubliche Anstrengungen und Ressourcen der Solaren Welten gefordert hatte, nicht einfach in eine Sonne stürzen lassen. Und schon gar nicht mitsamt der Crew, für die sie die Verantwortung übernommen hatte.
Es musste einen Weg geben, mit dem beides zu retten war – dieses Schiff und ihre Besatzung. Dann konnte sie auch den Ärger aushalten, der sie im Flottenhauptquartier auf dem Jupitermond Ganymed erwartete – natürlich nur dann, wenn sie das alles hier heil und in einem Stück überlebte.
»Wir versuchen einen Noteintritt in den HD-Raum«, ordnete sie mit ruhiger Stimme an. »Leitstand, wie stehen die Chancen, es zu schaffen?«
Noch bevor Sobritzky antworten konnte, gellte erneut eine Alarmsirene. Dana Frosts Nerven vibrierten. Wenn – wenn! – das hier alles überstanden war, würde sie dafür sorgen, dass die Dinger in Krisensituation abgeschaltet werden konnten! Sie brauchte keinen akustischen Hinweis, dass sie … ja, in der Scheiße saßen.
»Bugschirm im kritischen Bereich. Ladung nähert sich zwanzig Prozent und fallend«, kam die Meldung vom Waffenleitstand für den Grund des Alarmsignals.
»Status für Eintritt in den HD-Raum?«
»Status Rot«, kam die Antwort von Sobritzky. Frost glaubte Angst in ihrer Stimme zu hören. Ihr jugendliches und hübsches Gesicht, das ebenso wie das eines jeden in der Steuerzentrale vor Schweiß glänzte, war schmerzhaft verzogen, als ob sie auf einer mittelalterlichen Streckbank liegen würde.
»Was heißt das?«, fragte Dana Frost scharf und hatte das Gefühl, alles hätte sich gegen sie verschworen. Der neue
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