Sternenfaust - 102 - An vielen Fronten
natürlich, dass wir seit einigen Jahren an einem Prototypen bauen, aber dass dieser erst vor wenigen Wochen fertiggestellt werden konnte?«
»Sicher, Ratsmitglied.«
»Erdanaar. Die, die nicht wie Menschen aussehen«, sagte Wanda Ndogo, scheinbar nachdenklich. »Ein seltsamer Name für dieses Volk, denn hier steht, dass die DYAGOETH nur auf das Schiff getroffen ist, ohne einen Kontakt welcher Art auch immer herstellen zu können. Das Schiff der Unbekannten schickte also einfach nur ein paar Warnstrahlen ab und verschwand dann scheinbar wieder in den Weiten des Alls.«
»Korrekt«, bestätigte Harath mit unbewegtem Gesicht. »Doch mit Ihrer Erlaubnis, Madame Ndogo, ich würde das Wort ›Erdanaar‹ nicht so übersetzen, wie Sie es getan haben. ›Die, die keine Menschen sind‹, träfe es eher. Das hat der Kapitän aus der Art der Bewaffnung und der Bauweise des unbekannten Schiffes geschlossen, wie Sie sich denken können, und wir J’ebeem legen großen Wert auf genaue Bezeichnungen. Kein J’ebeem hat einen der Erdanaar je zu Gesicht bekommen.«
»Natürlich nicht. Entschuldigen Sie meine sprachlichen Unzulänglichkeiten, Exzellenz«, nickte Ndogo und verstaute den Datenpad in den Tiefen ihres Gewandes. Dann wechselte sie plötzlich das Thema. »Sie erforschen jetzt auch schon seit Jahren den Raum in Transalpha, nicht wahr? Oder vielleicht sollte man sagen, Transbeta?«
»Das tun wir«, bestätigte Gondrel Harath. »Es sind viele interessante Entdeckungen gemacht worden, einige, auf die die Solaren Welten sicher ebenfalls noch treffen werden und andere, die sich eher als Enttäuschung entpuppt haben. Einige nicht uninteressante Entdeckungen haben wir auch auf diesem Datenpad verzeichnet. Ein Schiff hat sie vor drei Tagen aus – wie sagten Sie? – Transbeta mitgebracht. Wir sind natürlich auch weiterhin an einer Kooperation mit den Solaren Welten interessiert, daher haben wir sie ebenfalls auf dieses Pad geladen. Möglicherweise stellen sich einige der Daten irgendwann einmal für Sie als nützlich heraus.«
Wanda Ndogo lächelte. »Da haben Sie sicher recht, Exzellenz. Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken.« Die Heiterkeit in ihrem Gesicht verschwand plötzlich. »Es tut mir daher leid, dass ich Ihnen kaum adäquate Berichte über unsere Erkenntnisse, das unbekannte Schiff betreffend, geben kann. Was wir wissen, nämlich, dass es sich wahrscheinlich um ein Schiff diese Erdanaar handelt, aber wir nicht einmal das mit Sicherheit feststellen konnten, hat der Hohe Rat dem Oberen Triumvirat ja bereits in einer offiziellen Note mitgeteilt.«
Gondrel winkte ab. »Es war einen Versuch wert. Wir wussten, Sie haben das bessere Schiff, und daher vielleicht auch genauere Möglichkeiten.«
Suresh schmunzelte, als er sah, dass es bei diesem Satz in Gondrel Haraths Mundwinkeln zuckte. »Es hilft wohl nichts«, meinte er dann freundlich. »Wenn das Universum ein Geheimnis nicht preisgeben will, dann können Wesen wie wir das wohl nicht ändern.«
»Wir J’ebeem sehen das ähnlich. – Ein schönes Schlusswort für unser Gespräch«, beendete Gondrel Harath jetzt das Treffen abrupt und stand auf.
Karendar war zufrieden. Es war klar, dass die Botschafterin einiges von dem verstanden hatte, was Gondrel gesagt hatte, aber einiges auch nicht. Das Pad würde ihr und den Solaren Welten und seinem Star Corps im Zweifelsfall sowieso nicht weiterhelfen. Die J’ebeem würden es auch weiterhin schaffen, die Trans-Porta von Wurmloch Beta geheim zu halten, auch wenn sich der Temuran gezwungen gesehen hatte, einige der Daten über die Erdanaar preiszugeben. Selbst wenn die Botschafterin verstanden hatte, dass es natürlich Aufzeichnungen und Augenzeugenberichte über das Aussehen der Erdanaar gab, wenn auch nicht von den J’ebeem – was nutzte es ihr, so lange sie nicht wusste, wer diese Zeugen waren? Das All war groß.
Neman Karendar verbeugte sich auf einen Wink von Gondrel Harath vor der Botschafterin und dem Ratsmitglied und begleitete sie, wie geheißen, zurück zu ihrem Schiff, das sie zum Gästehaus des Unteren Triumvirats bringen würde.
*
Irgendwo in Transalpha, kurz vor TASO-25943, j’ebeemsches Territorium
Für einen Moment tat Airman First Class Sam Wyczinski etwas Verbotenes: Er stellte seinen Helmfunk so leise, dass die Stimmen der anderen Jägerpiloten so gut wie verstummten.
Es war das erste Mal, dass er auf dieser Fahrt hier draußen im All unterwegs war – und er genoss es. Zwar
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