Sternenfaust - 103 - Das Heiligtum
außergewöhnlich«, meinte Tregarde, bevor Taglieri etwas sagen konnte und wandte sich an Frost. »Sie erinnern sich doch ganz sicher noch an unseren seltsamen Passagier damals, von dem wir annehmen, dass er wohl auch zu den Fremden gehörte, die wir damals getroffen haben. Er ist auf mysteriöse Weise von der STERNENFAUST verschwunden, als wir schon Hunderttausende von Kilometern von seinem Zielplaneten weg waren.«
»Natürlich erinnere ich mich, Doktor. Wir vermuteten damals, dass er über die Fähigkeit zur Teleportation verfügte. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Wenn wir basierend auf diesen Erkenntnissen voraussetzen, dass die Erdanaar auch über Techniken verfügen, mit denen sie Tausende von Lichtjahren ebenso leicht überwinden – womit ich nicht unbedingt die Wurmlöcher und auch nicht die Transporter der Starr meine – so wundert es nicht, dass sie ihre Hinterlassenschaften derart weit im All verstreut haben.«
»Und nicht nur das!«, warf Winterstein eifrig ein und projizierte eine neue Sternenkarte auf den Monitor, auf dem an verschiedenen Stellen gelbe Punkte blinkte. »Das hier sind alles Planeten, auf denen die J’ebeem Hinterlassenschaften der Erdanaar gefunden haben. Nach den Daten über das Alter der Bauten habe ich mal zurückgerechnet, wie die Sternkonstellationen zu den Zeiten der jeweiligen Erbauung gewesen sind und eine interessante Entdeckung gemacht.« Er blickte triumphierend in die Runde.
»Nun spannen Sie uns nicht auf die Folter, Solomon«, forderte Tregarde ihn auf.
Der Astronom gab konzentriert ein paar Befehle in die Konsole ein. Ihm war die Begeisterung über die Daten und das, was er entdeckt hatte, anzusehen und das machte ihn Taglieri auf Anhieb sympathisch. Der Astronom projizierte eine Karte auf den Monitor, die die Sternkonstellationen vor Tausenden von Jahren in einem Raumsektor zeigte, der sich zwar in Transalpha befand, doch dem Gebiet zugerechnet wurde, das die J’ebeem für sich beanspruchten. Auf dem großen Schirm markierten dünne rote Linien aus Licht die Sternbilder, und auf Wintersteins Befehl hin verzogen und verzerrten sie sich zu den Positionen, die sie vor Jahrzehntausenden eingenommen hatten. Die blinkenden gelben Punkte, die die Fundorte von Eranaar-Bauten anzeigten und die vorher wie zufällig verstreute Lichtpunkte ausgesehen hatten, lagen jetzt erkennbar auf einer geraden Linie wie Perlen, die man auf eine Schnur aufgereiht hatte.
»Interessant«, bemerkte Tregarde fasziniert, während Frost die Darstellung nur mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete.
»Nicht wahr?«, bestätigte Winterstein und gab erneut einen Befehl ein. Auf der Karte erschien eine grüne Linie, die die Kette der Eranaar-Standpunkte virtuell verlängerte. Er fror die Darstellung ein, als die Linie einen bestimmten Punkt erreicht hatte, deutete mit dem Finger darauf und sagte: »Und nun raten Sie, was sich an genau dieser Stelle befindet.«
»Aditi«, stellte Frost fest.
»Exakt, Captain. Und ich gehe jede Wette ein, dass sich auf etlichen Welten entlang dieses Strahls – und zwar in beide Richtungen, ins Gebiet der J’ebeem hinein und von ihnen weg – noch andere Ruinen der Erdanaar befinden, die bisher bloß noch niemand entdeckt hat. Ich habe bereits einen entsprechenden Bericht ans Hauptquartier geschickt. Wie es aussieht, haben diese Wesen einen weiten Teil der Galaxis mit ihren, hm, Stützpunkten buchstäblich wie am Schnürchen durchzogen. Ich möchte zu gern wissen, wie weit ihr Verbreitungsgebiet reicht. Und natürlich erst recht, welchem Zweck diese Linie von Bauten ursprünglich diente. Waren es Relaisstationen? Teile eines Überwachungssystems? Oder …«
Winterstein war jetzt von wissenschaftlichem Eifer gepackt, doch bevor er sich noch weiter in seine Begeisterung hineinsteigern konnte, unterbrach ihn Taglieri.
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Dr. Winterstein, wenn Sie das nächste Mal vorher die Brücke informierten, ehe Sie eine Nachricht ans Hauptquartier senden, egal welchen Inhalts.«
Winterstein wurde rot und murmelte eine Entschuldigung. Frosts Gesicht blieb ausdruckslos, und in Tregardes Augen funkelte Spott. Taglieri war sich sicher, dass zumindest der Arzt seine letzte Bemerkung dahingehend interpretierte, dass Taglieri sich auch in diesem Moment übergangen fühlte. Und es wurmte ihn, dass er damit sogar recht hatte.
Natürlich besaßen sowohl Frost wie auch Tregarde hinsichtlich TASO-24713-B oder Aditi Erfahrungen aus erster Hand, die ihm
Weitere Kostenlose Bücher