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Sternenfaust - 103 - Das Heiligtum

Sternenfaust - 103 - Das Heiligtum

Titel: Sternenfaust - 103 - Das Heiligtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Patienten war, weshalb ihr jemand anderes lieber gewesen wäre. Andererseits war Tregarde ein erstklassiger Arzt, und wenn jemand, die Ursache für ihre Halluzination herausfand, dann war er es.
    »Was haben Sie für Beschwerden, Lieutenant?«, fragte er, als Kalani vor ihm stand und sich unsicher räusperte.
    »Im Moment keine, Doktor«, begann sie mit ihrer wohl vorbereiteten Begründung. »Aber beim Einsatz vorhin hatte ich plötzlich auftretende unerklärliche Schwindelgefühle.«
    Tregarde zog die Augenbrauen hoch. »In welcher Form? Drehschwindel, Schwankschwindel, Liftschwindel, Lagerschwindel, Benommenheitsschwindel …«
    »Ich glaube Benommenheitsschwindel«, unterbrach Kalani seine Aufzählung. »Ich«, sie zögerte, »ich hatte das Gefühl, dass ich, eh, dass ich etwas benommen war und meine Sicht verschwamm und, hm, die Welt sich auch ein bisschen um mich drehte.«
    »Hm«, brummte Tregarde. »Geht es etwas genauer?«
    »Ich fürchte nein, Doktor. Ich kann nur sagen, dass ich aufgrund dieses, äh, Aussetzers mit meinem Jäger einen Schlenker gemacht habe, der nicht vorgesehen war. Und ich möchte ungern ein Sicherheitsrisiko für meine Kameraden und den Jäger werden.«
    »Hm«, machte Tregarde erneut und bedeutete ihr, sich auf eine Medoliege zu legen. Er schaltete die darüber angebrachte Diagnosetafel ein und betrachtete die Werte eingehend, während er ihr noch weitere Fragen über Art und Symptome ihres »Schwindels« stellte.
    »Haben Sie solche Schwindelgefühle öfter schon gehabt, vielleicht einmal während einer Ihrer Migräneanfälle? Oder wenn Sie nicht schlafen konnten?« Da er sämtliche Krankenakten der Besatzung studiert hatte – 545 an der Zahl – wusste er von Kalanis Anfällen, auch wenn er sie bisher noch nie wegen einem von beidem behandelt hatte.
    Emma konnte sehen, dass er seine Zweifel an der Richtigkeit ihrer Antworten hatte, beziehungsweise dass er die Symptome, die sie ihm schilderte, nicht einordnen konnte. Sie erkannte es an seiner hin und wieder gerunzelten Stirn und den zunehmend misstrauischen Blicken, die er ihr zuwarf. Sie bemühte sich, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen und so wenig wie möglich zu sagen. Wenn irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung war, würde sich das schon auf den Scannern zeigen, auch ohne dass sie allzu sehr mit ihrer Schilderung ins Detail ging.
    Schließlich nahm Tregarde einen Handscanner und überprüfte mit ihm noch einmal die Werte, die auf der Diagnosetafel der Liege bereits angezeigt wurden.
    »Ich kann nichts feststellen, was auf eine krankhafte Veränderung hindeutete«, sagte er schließlich. »Organisch gibt es keine Ursache für irgendwelche Schwindelgefühle.« Er blickte Kalani scharf an. »Was verschweigen Sie mir, Lieutenant?«
    Die Pilotin machte ein unschuldiges Gesicht und erhob sich von der Liege. »Nichts, Doktor.«
    Tregarde schnaufte ungehalten. »Dann verschwinden Sie aus meiner Krankenstation und kommen Sie wieder, wenn Sie bereit sind, mir die Wahrheit zu sagen. Sie sind jedenfalls diensttauglich, und ich kann nichts erkennen, was auf eine Erkrankung schließen ließe. – Da ist die Tür.«
    Emma Kalani zögerte, doch Tregardes lauernder Blick vermittelte ihr den Eindruck, von ihm vollkommen durchschaut zu werden. Und das verursachte ihr ein noch stärkeres Gefühl von Unbehagen. Sie verließ die Krankenstation und war kein bisschen beruhigt darüber, dass der Arzt nichts hatte finden können, was ihre seltsame Wahrnehmung erklärte. Im Gegenteil! Wenn das, was sie gesehen hatte – sich eingebildet hatte zu sehen –, keine organisch bedingte Fehlfunktion ihres Gehirns war, so konnte es nur etwas Psychisches sein. Wie bei ihrem Vater …
    Ich bin doch nicht verrückt! , versuchte sie sich einzureden, während sie in ihre Kabine zurückkehrte, aber es gelang ihr nicht. Sie war sich nur in dem einem Punkt völlig sicher, nämlich dass sie niemandem etwas davon erzählen durfte, wenn sie nicht auf unbestimmte Zeit vom Dienst suspendiert werden wollte. Piloten, die »Erscheinungen« sahen, konnten nicht bei klarem Verstand sein und galten als Sicherheitsrisiko. Aber ich bin nicht verrückt! , versuchte sie hartnäckig, sich selbst zu überzeugen.
    Doch die Angst, dass sie sich diesbezüglich irren könnte, setzte sich in ihr fest und wollte nicht mehr weichen.
     
    *
     
    Ich wünschte, William Beaufort wäre bei uns.
    Dieser Gedanke war fast zu einem Mantra geworden während der letzten Tage, denn Dana Frost vermisste

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