Sternenfaust - 109 - Ankunft der Erdanaar
einen Blick zu. Ihr war der militärische Titel, den diese für den Ratsvorsitzenden benutzt hatte, nicht entgangen. Wie immer wurde es Admiral Gernet etwas unbehaglich dabei. Doch das Gefühl verschwand sofort wieder, als der junge Mann sie freimütig anlächelte. Ein ehrliches Lächeln.
Gernet nickte. »Ich habe dafür vollstes Verständnis. Wir befinden uns wirklich in schwierigen Zeiten.«
Der junge Mann öffnete die Tür zum Büro des Ratsvorsitzenden, kündigte den Admiral an und ließ Suzanne Gernet und Jasper Mitchell dann allein.
Mitchell stand sofort hinter seinem Schreibtisch auf und ging auf Gernet zu. Wie immer hielt er sich kaum mit Höflichkeitsfloskeln auf. Aber das kannte der Admiral schon. »Schön, dass Sie kommen konnten, Admiral«, sagte Mitchell knapp und wies auf eines der beiden Sofas, die sich in einer Ecke des Zimmers befanden. Gernet nahm Platz und war insgeheim froh, dass sie ihre Unterlagen bereits im Gleiter sortiert hatte.
»Was haben Sie mir von Vesta zu berichten?«
»Die Bauarbeiten an den Schwesterschiffen der STERNENFAUST, der STARFIGHTER und der STARLIGHT, gehen schnell voran. Wir werden sie in vielleicht einem oder zwei Monaten beenden können. Es gibt noch einige Probleme mit dem Wandler an Bord. Far Horizon hat sich in den Kopf gesetzt, die Mechanik des Wandlers zu verfeinern. Wie Sie wissen, Vorsitzender Mitchell, kann der Wandler bisher nur uns bekannte Elemente in ihrer sehr einfachen Struktur produzieren. Wasser beispielsweise oder reines Eisen, das danach aber noch zu Stahl oder Titanstahl verarbeitet werden muss. Oder auch reine Brennstoffe wie Deuterium, das man für die Energiegewinnung an Bord der STERNENFAUST und ihren Schwesterschiffen benötigt.«
Mitchell, der sich entspannt in seinem Sofa gegenüber von Gernet zurückgelehnt hatte, runzelte die Stirn. Die Narbe, die er bei der Laborexplosion davongetragen hatte, gab dem an sich gut aussehenden Ratsvorsitzenden etwas Unheimliches. Admiral Gernet kam bei seinem Anblick das Klischee eines Straßenräubers aus vergangenen Zeiten in den Sinn. Doch sie hatte keine Zeit, dem Gedanken länger nachzuhängen.
»Haben Sie diese zusätzlichen Nutzungen an Bord der neuen Schiffe gestattet, Admiral?« Mitchells Stimme klang scharf und missbilligend. »Die STERNENFAUST hat bisher keine nennenswerten Schwierigkeiten damit, die Wandlertechnik, so wie sie ist, an Bord zu verwenden. Ich halte es in Anbetracht der Ereignisse in den letzten Wochen für unbedingt notwendig, dass die Schiffe fertig werden und wir noch in diesem Quartal mit dem Bau einer Flotte beginnen.«
Gernet spürte, wie ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg und sie fragte sich, wie Jasper Mitchell es immer wieder schaffte, sie zu verunsichern. Das gelingt ihm mit jedem, den ich kenne. Jeder hat einen heillosen Respekt vor ihm, ich kenne eigentlich niemanden, bei dem er keinen Eindruck macht , schoss es ihr durch den Kopf. Doch diesmal würde sie sich nicht davon einschüchtern lassen.
»Wenn Sie mich so fragen, es ging nicht um das, was ich genehmigt habe oder nicht. Die Schiffe sind noch nicht fertig und so lange soll Far Horizon ruhig versuchen, die Dinge zu verbessern«, erwiderte sie mit fester Stimme und hielt dem stechenden Blick Mitchells äußerlich ungerührt stand. »Mit anderen Worten: auch wenn ich der Admiralität in Cisalpha vorstehe, werde ich Far Horizon sicher keine Vorschriften über das machen, was der Konzern entwickeln möchte. Die STARFIGHTER und die STARLIGHT werden rechtzeitig fertig werden. Was Far Horizon sonst tut, ist Sache des Konzerns.« Auch wenn er dabei immer wieder anderen ins Handwerk pfuscht , sagte Gernet zu sich selbst und dachte dabei an die kürzlich erfolgten Ereignisse in Transalpha, von denen die Besatzung der MERCHANT dem Star Corps in Karalon berichtet hatte.
»Es liegt mir fern, Far Horizon seine Forschungsgebiete vorzuschreiben, Admiral, dass wir uns da richtig verstehen.« Mitchells Stimme klang eisig. »Ich halte es nach allen Erkenntnissen, die die STERNENFAUST und das IDC bisher zusammentragen konnten, für elementar wichtig, dass wir in Transalpha Präsenz zeigen. Sei das nun den J’ebeem, den Starr oder diesen Erdanaar gegenüber. Wie dieses geheimnisvolle Volk reagieren wird, wenn wir weiter in den Perseusarm der Milchstraße vordringen, wissen wir ja noch gar nicht. Es gilt in jedem Fall, mehr über die Erdanaar zu erfahren. Aber dass sie zusehen, wie wir versuchen, Artefakte wie die
Weitere Kostenlose Bücher