Sternenfaust - 112 - Anschlag auf Vesta
passiert.«
Emma zog die Knie wieder vor ihre Brust. »Sagen Sie’s doch gleich, Sie wollen mich einfach nicht mehr fliegen lassen!«
»Sie sehen das entschieden zu schwarz, Miss Kalani«, meinte Tregarde ruhig. Mit Mitgefühl kam er hier nicht weiter. »Wir werden Sie zusammen mit Dr. Kremer auf das Medikament einstellen, mit dem wir Sie schon seit den Ereignissen auf dem Titan behandeln. Das wird noch einige Zeit dauern, aber dann bin ich sehr zuversichtlich, dass Sie sich wesentlich besser fühlen werden und dass man Sie auch wieder einen Jäger steuern lassen kann, ohne dass Sie sich oder Ihren Co-Piloten umbringen oder ein horrend teures Fluggerät buchstäblich in den Sand setzen. Von Ihnen mal gar nicht zu reden!«
Auf einen scharfen Blick hin, den nur Frida bemerkte, Emma jedoch nicht, räusperte sich Santos noch einmal kurz. »Dr. Tregarde hat recht, Lieutenant.
Lassen Sie den Kopf nicht hängen. Sobald es Ihnen besser geht, werden Sie Ihre Fluglizenz zurückbekommen.«
»Sollten Sie noch Fragen haben, was die erhöhten Neurotransmitterwerte und Ihr aktives Sprachzentrum im Gehirn angeht, stehe ich Ihnen beiden später gern zur Verfügung«, sagte Abt Daniel. »Ich muss mich noch einigen Klosteraufgaben widmen und werde später noch einmal nach Ihnen sehen.«
Die drei Herren verabschiedeten sich und ließen die drei jungen Leute allein. Mauritio hatte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurückgelehnt, kaum, dass sich das Schott hinter Santos, Leslie und Tregarde geschlossen hatte. »Ist ja irre«, sagte er nach einem kurzen Lachen. »Daher habe ich also meine Albträume!«
Emma, die sich schweigend zusammengekauert hatte, sah auf. »Du hast Albträume?«
»Und wie. Aber das, was der Doktor da gesagt, hat, erklärt es doch, oder?«
»Für mich erklärt das gar nichts.«
»Na ja, für mich erklärt es zum Beispiel, warum ich mich ziemlich niedergeschlagen fühle, wenn andere Leute in meiner Gegenwart es sind. Auch wenn mein Verstand mir sagt, dass ihre Gefühle mit meinen nichts zu tun haben und ich keine Angst zu haben brauchte.«
Emma schwieg, und so war es Frida, die nachfragte. »Du spürst Emmas Gefühle, stimmt’s?«
Mauritio lächelte. »Ja, genau. So ging’s mir schon mein ganzes Leben lang. Ich konnte schon immer spüren, was die Leute um mich rum fühlen und was sie denken. Ihre Stimmungen spüre ich stärker, vielleicht, weil sie, wie Doktor Tregarde sagt, so ist wie ich. Wenigstens weiß ich jetzt, wo das herkommt.«
Emma warf ihm einen schiefen Blick zu. »Du meinst also, du kannst Gedanken lesen?«
»Nein, das kann ich nicht«, meinte Mauritio und richtete sich auf. »Du doch auch nicht. Was mich angeht, ich weiß heute das erste Mal, dass ich nicht verrückt bin. Und dir sollte es eigentlich ebenso gehen.«
Emma warf ihm und Frida einen langen Blick zu.
Dann schwang sie ihre Beine über die Bettkante. »Ihr könnt denken, was ihr wollt. Ich weiß nur, dass man glaubt, ich bin nicht ganz richtig im Kopf! Außerdem weiß kein Mensch, wann ich wieder fliegen kann. – Ich muss etwas allein sein, ich werde verrückt hier«, meinte sie. »Sagt den anderen, ich drehe eine Runde in der Station.«
Bevor Frida oder Mauritio sie aufhalten konnten, war Emma schon durch die Tür verschwunden.
»Müssen wir uns Sorgen machen?«, fragte Frida nachdenklich.
»Ich fühle nicht, dass Gefahr besteht, falls du das meinst«, meinte Mauritio ruhig. Frida sah ihn an. Neuer Respekt vor ihrem Ordensbruder wuchs in ihr. »So was kannst du?«
»Das konnte ich schon immer, ich hab nur nie darüber gesprochen«, meinte Mauritio nach einer Pause. »Ich hab echt gedacht, ich bin verrückt, dass ich immer sofort wusste, wer es gut meint, wer böse ist und all so was. Ich hab zwar in den letzten Wochen ziemlich miese Albträume gehabt, aber irgendwie wusste ich auch, dass uns keiner was tun wollte, der hier in der Nähe der STERNENFAUST war.«
»Woher willst du das denn wissen, du warst doch bewusstlos.«
»Ich wusste es eben. Irgendwie im Traum. Es war nicht gut, was ich darin erlebt habe, und es war sehr gefährlich, aber irgendwann war auch wieder alles gut. Immer noch anstrengend, aber ich war sicher, dass nichts mehr passieren würde.«
»Vielleicht war das zu dem Zeitpunkt, an dem der Abt mit diesem Alien geredet hat«, meinte Frida nachdenklich.
Mauritios Augen begannen zu funkeln. »Das könnte sein. Ich wünschte, wir könnten an die medizinischen Datenbanken kommen!«
»Kannst
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