Sternenfaust - 112 - Anschlag auf Vesta
glauben, die Gaianii ließen sich nicht von ihren Forschungen abhalten. Wir werden uns selbst davon überzeugen.
Vielleicht solltet ihr dann auch diejenigen sein, die diese Interessen bei den Gaianii vertreten, meinte Seron unwillkürlich. Vielleicht sind wir nicht die Richtigen dafür.
Doch, das seid ihr. Sie empfinden uns als fremd, doch ihr seid ihnen ähnlich. Es wäre besser, wenn ihr miteinander verhandelt. Unser Zugeständnis ist, euch für das nächste Mal mit besseren Kommunikationsmitteln auszustatten. – Dass sie nicht auf Turanor gehört haben, ist schlimm, fügte der erste Diener der Erhabenen noch hinzu. Wir haben bereits einmal eingegriffen. Sie hielten das Kollektiv gefangen und es wollte sich befreien, indem es sie für die Behandlung bestrafen wollte. Es hätte viele Tote gegeben. Das konnten wir im letzten Moment verhindern. Vielleicht war dies unser Fehler, denn die, die sich selbst Menschen nennen, haben keine Lehre daraus gezogen. Doch ein zweites Mal sollte das nicht auf diese Weise passieren. Das Strafen für ein Abweichen ist unsere Sache und nicht Sache anderer. Ein Wächter muss in der Nähe bleiben.
Seron bedachte das für einen Moment. Doch noch war er nicht ganz überzeugt. Ich verstehe euch nicht, bekannte er. Einerseits hättet ihr keine Skrupel, die Gaianii zu vernichten. Andererseits rettet ihr sie vor anderen Lebensformen, wie bei der Explosion des Zorns, die der Sand verursachte.
Wir wollen sie nicht vernichten, erklang es nach einem beinahe unmerklichen Zögern. Sie sollen gehindert werden, diesen Weg der Forschung zu gehen, den sie eingeschlagen haben. Er ist schädlich.
Seron gab auf. Sie waren wieder am Anfang der Diskussion. Er würde wohl wirklich darauf warten müssen, dass die Basrul wieder kamen und ihm und den Seinen die Lösungen und Erleichterungen präsentierten, die sie ihm, Seron, nun versprochen hatten. Erst dann würden sie wohl auch mehr von den Gaianii erfahren können.
Ihm blieb nicht viel anderes übrig, als darauf zu vertrauen und weiter seiner Aufgabe nachzugehen.
*
Erschöpft, aber zufrieden zog Commander Black Fox sich die Schutzbrille vom Kopf. Geschafft. Die letzten Verbindungen waren gelötet. Sie lehnte sich zurück und warf noch einen Blick auf das für Laien undurchdringliche Gewirr von Glasfasersträngen, die man unterschiedlich eingefärbt hatte, um sie im Falle einer Reparatur besser auseinanderhalten zu können. Gut sah das aus, nach ganzer Arbeit, dachte die Ingenieurin stolz.
In den letzten zehn Stunden hatte sie den Maschinenraum der Vesta-Station nicht verlassen, sondern dem Cheftechniker Hector Stricker geholfen, den riesenhaften Wandler, der um ein Vielfaches größer war als der der STERNENFAUST III, mit all seinen Verbesserungen ans Laufen zu bringen. Wenn der Test, der jetzt anstand, erfolgreich verlief, dann würde man ihn auch in den Antrieb auf der STARLIGHT integrieren können – und schließlich auch in die STERNENFAUST.
Und vielleicht können wir dann bald auch anderes generieren als einfach nur Wasserstoff, den wir für die schiffsinterne Versorgung und den Antrieb erst noch mühsam aufbereiten müssen.
»Na, Jenny, was meinen Sie? Können wir jetzt loslegen?«
»Ich denke schon«, meinte Jenny Black Fox und schloss die Klappe zu den Energieleitungen des Wandlers. »Ich finde aber, wir sollten mit etwas Kleinerem anfangen als ausgerechnet mit dem letzten Ziel. Vielleicht fangen wir ganz normal mit Wasserstoff oder Helium an und probieren uns dann durch die Elemente bis hin zu den schweren Aktinoiden und kommen dann erst zu den Isotopen.«
»Dieser Wandler ist dafür entwickelt worden, genau Letzteres zu tun«, entgegnete Stricker. »Isotope herzustellen, die für die Energiegewinnung eigentlich wichtig sind. Damit könnten wir uns die komplizierte Aufbereitung der Elemente als Zwischenschritt sparen. – Und die Damen und Herren da oben wollen sicher auch genau wissen, ob uns diese Modifikation gelungen ist. Wohlgemerkt, wir sind dabei in der vorgegebenen Zeit geblieben. Bis zum Stapellauf der STARLIGHT sind es noch ein paar Wochen.«
Jenny zog die Augenbrauen in die Höhe. Sie war zwar eine ausgesprochene Optimistin, aber zu viel Begeisterung und Technikgläubigkeit, wie Stricker sie gerade an den Tag legte, flößte ihr regelmäßig Misstrauen ein. Sie sah auf zum Kontrollraum. Hinter den leicht polarisierten Scheiben des Transparentstahls sah sie, wie sich einige Schatten bewegten. Das waren garantiert
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