Sternenfaust - 118 - Preis der Gewalt
wenigstens Sie beide mit uns!«, stieß Dana hervor.
Der junge Bewahrer der Mythen schüttelte den Kopf. »So geht das nicht!«
»Dann werde ich es befehlen!«, sagte die Karema.
»Wie willst du dein Leben beenden? Im Wissen darum, weggelaufen zu sein? Im Wissen darum, dein Volk im Stich gelassen zu haben?«, schnappte Gendar.
Im Hintergrund wurden die Bediensteten unruhig. Sie bekamen mit, was los war. Eine Frau fing an zu weinen.
»Hör mit dem Unsinn auf!«, zischte Gendars Mutter. »Ich habe die Wahl zwischen Leben und Tod!«
»Und was ist mit unserem … Abgesandten, den wir schon seit fünf Jahren beherbergen? Ihn mussten wir auch mitnehmen!«
»Also willst du dieser Rebellenführerin das Geheimnis verraten?«
»Ja, Mutter! Diese Entscheidung habe ich gefällt.«
»Ich werde es nicht zulassen!«
»Wie willst du es verhindern?«
»Indem ich dir befehle …«
Gendar lachte hart. »Sogar im Angesicht des Todes ganz Königin? Schau dir die Blüten an. Sie alle sind geschlossen. Ich als Padoora von Darinoor sage dir: Auch hiernach gibt es einen neuen Weg.«
Die Lautsprecher knackten und krachten. »Hier Sternensegel Andoor Zwei. Wir leiten weitere Funkkommunikationen weiter und bitten um Überprüfung.«
»Kommen Sie, Doktor Winterstein. Wir müssen weg«, drängte Dana und griff den Astronomen am Ärmel.
»Warten Sie noch. Vielleicht …«, stemmte der sich dagegen.
»Hören Sie, Doktor. Uns läuft die Zeit davon!«
Winterstein runzelte die Stirn. »Sie sind sicher, die Rebellen zerstören den Planeten?«
»Ich weiß es nicht, Doktor. Aber ich weiß, dass ich nicht auf Darinoor sterben möchte. Wir benötigen fünf Minuten bis zum Shuttle und weitere fünf Minuten, um aus dem Dunstkreis des Planeten zu kommen. In zwölf Minuten läuft das Ultimatum der Rebellen ab. Eine einfache Rechnung.«
Winterstein streckte sich. »Ich bleibe!«
»Sind denn alle hier verrückt geworden?«, rief Dana.
Gendar lächelte. »Vielen Dank, Doktor.«
Dana verdrehte die Augen. Ihr Blick fiel auf die Königin.
»Ich danke Ihnen, dass Sie versucht haben, uns zu retten«, sagte die Karema würdevoll. »Ich danke Ihnen, dass Sie sich unseretwegen in Gefahr gebracht haben. Ihr Menschen habt offensichtlich höhere moralische Werte, als manche eurer Vertreter vermuten lassen.«
Dana musste sehr genau hinhören, um den Sinn der Worte zu verstehen, aber es gelang einigermaßen. Im Äther knackte es und eine Stimme, von Funkstörungen belegt, meldete: »Ich rufe die STERNENFAUST! Commander Austen hier. Ich rufe die STERNENFAUST! Wir haben die Gewalt über die Brücke. Der Auftrag ist erfüllt!«
Dana erstarrte. Eines der Sonnensegelraumschiffe der Dondari hatte offenbar eine Konferenzschaltung bewerkstelligt, oder kamen die Meldungen alle über eine einzige Frequenz? Nun, auf der STERNENFAUST konnte man dem Funkverkehr ebenso lauschen, eine klassische Gabelschaltung. Jeder begegnete jedem, und jeder konnte sprechen, wie er wollte.
»Glaubt ihm nicht! Hier gibt es keinen Commander Austen!«, schrie eine Frauenstimme. Rudy Ritters. »Ihre Männer haben weder die Gewalt über die STARLIGHT noch über die Brücke. Vielmehr ist es umgekehrt. Deshalb erwarte ich jetzt auf der Stelle eine Antwort von Gendar Maras auf Darinoor!«
Winterstein griff sich verwirrt an die Stirn. Was ging hier vor sich?
»Hier spricht Commander Austen! Maras – bitte schweigen Sie! Ihr Planet hat nichts mehr zu befürchten!«
Rudy schrie dagegen. »Unsere Waffen sind scharf. Der Angriff auf Ihren Planeten ist programmiert. Niemand kann diese Routine löschen, niemand, der das Passwort nicht kennt. In sieben Minuten werden wir alle Strahlenwaffen, die wir an Bord der STARLIGHT haben, auf Ihren Planeten abschießen, es sei denn, Sie haben uns gesagt, was wir wissen wollen!«
Eine kleine Pause. Dana bekam eine Gänsehaut.
»Hier spricht Commander Austen! Dies ist unwahr! Ich wiederhole: Dies ist unwahr! Wir haben die Rebellen überwältigt!«
*
Sie hatten sich überschätzt.
Hatten ihre Autorität als Elitemarines der STERNENFAUST zu hoch bewertet. Hatten die Rebellen nicht ernst genug genommen.
Etwas, dass es eigentlich nicht geben durfte. Und was dennoch geschah!
Die Rebellen erwarteten sie. Wie immer man den Einsatz später analysieren würde: Was Yefimovs Trupp hier durchführte, war die einzige vernünftige Möglichkeit. Ein stilles Einschleichen wäre unmöglich gewesen, da man sie schon nach der Sprengung des Schotts entdeckt
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