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Sternenfaust - 121 - Weg ins Unbekannte

Sternenfaust - 121 - Weg ins Unbekannte

Titel: Sternenfaust - 121 - Weg ins Unbekannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Odyssee?
     
    *
     
    Es war der Beginn einer Reise ins Unbekannte.
    Maverick empfand das erste Mal in seinem Leben, was es bedeutete, den Weltraum mit der Endlosigkeit gleichzusetzen. Sie wurde von einem Abstraktum zu einer Gewissheit und ging Hand in Hand mit der zweiten Wahrnehmung, der Ewigkeit. Maverick begriff den Sinn der waagerecht liegenden 8, die man im Alten Rom für die Zahl 1000 verwendet hatte und nun als Symbol für Unendlichkeit nutzte. Stets musste er sich zwingen, nicht in düstere Gedanken zu fallen.
    Wir wissen zu viel.
    Wir sind nicht nur Soldaten, sondern auch Astronomen.
    Roul führte ein überlegenes Regiment. Binnen weniger Stunden hatte er die meisten Besatzungsmitglieder auf seine Seite gezogen. Commander Leon Roul hatte bei vielen Soldaten einen guten Ruf. Nicht wenige der Männer, sowie auch eine Frau, waren von ihm ausgebildet worden, waren durch seine sprichwörtliche harte Schule gegangen. So einem Mann konnte man vertrauen. Er würde seine Gründe haben, so oder so zu reagieren. Und bei Kochs Tod handelte es sich um einen tragischen Unfall. Das hatte jeder gesehen. Shit happens!
    Dies alles unterstützte Rouls Pläne, hinzu kam, dass der Franzose eine starke Persönlichkeit war, die sich auch ohne Waffengewalt Gehör verschaffen konnte.
    Mit ziemlicher Sicherheit hatte besonders Hammonds Missgeschick dazu geführt, dass die anderen Shuttle-Insassen Roul folgten. Maverick fand, dass Roul, seitdem Hammond und Koch nicht mehr lebten, wesentlich entspannter wirkte, manchmal ertappte er sich sogar dabei, die Anweisungen des Franzosen zu bejahen.
    Selbstverständlich kannte Maverick das sogenannte Stockholm-Syndrom, ein psychologisches Phänomen, das bei Betroffenen von Entführungen zu beobachten ist. Es beschreibt die auf den ersten Blick paradoxe positive Beziehung verbunden mit Gefühlen des Verständnisses und der Zuneigung, die Entführungsopfer zu den Tätern aufbauen.
    Würde auch er später, falls sie irgendwann zur STERNENFAUST zurückkehrten, um Gnade für den Täter bitten? Empfand er nicht erschreckend oft Wertschätzung für Rouls Freundlichkeit? Würde auch er eine Flucht verweigern, selbst dann, wenn er die Möglichkeit dazu hatte?
    Derzeit versuchte Maverick nichts anderes, als einen klaren Kopf zu bewahren und hielt seine Kooperation für eine rationale Überlebensstrategie. Man konnte es drehen, wie man wollte, die Leute auf Shuttle III bildeten eine Notgemeinschaft.
    Der Proviant ging zu Ende, Shuttle III kroch durch den Raum wie eine vertrocknende Schnecke, der nächste bewohnbare Planet war eine Ewigkeit entfernt. Seit dem Sprung war die Energie des Bergstromaggregats fast erschöpft. Maverick beschloss, das bei ihm entstehende frühkindliche Bindungsmuster zu akzeptieren. Er wusste, dass er keine andere Chance hatte, um geistig auf der Höhe zu bleiben. Er musste mit seiner Dissonanzreduktion, also einer Verschiebung der negativen Einstellungen in eine positive Richtung, leben – vorerst!
    Dies waren die Momente, in denen er eine tiefe Sehnsucht nach Joelle empfand. Immer wieder tauchte ihr Bild vor seinem inneren Auge auf. Es schien ihm, als röche er ihre Haut, ihr Haare, schmecke ihre Küsse, fühle ihre Innigkeit. Würde er sie jemals wiedersehen? Verdammt, er hatte es sich geschworen. Ja, er würde sie wiedersehen. Und zwar bald, sehr bald schon.
    Dieser Gedanke gab ihm Kraft, sogar, als sie nach sechs Wochen zu hungern anfingen. Schlimmer als der Hunger war der Durst. Sie tranken Kühlwasser aus den Aggregaten, das Shuttle stank nach Unrat, Schweiß und Angst. Die im Maschinenraum aufbewahrten Leichen verwesten, ein Geruch, an den man sich nie gewöhnte. Zwar hatte man den Zugang so weit wie möglich abgedichtet, dennoch gelang es nicht völlig, den Mief abzuschotten.
    Der Hunger hatte auch etwas Gutes. Man erbrach nicht mehr. Überall an Bord fanden sich getrocknete Flecken. Der Magen reagierte empfindlich auf das deionisierte Kühlwasser, denn um ein Makrofouling, also eine Verschmutzung der Wärme übertragenden Anlagenteile zu verhindern, waren dem Wasser Chemikalien beigesetzt. Nun gab es nichts mehr, was der Magen loswerden konnte.
    Obwohl Roul versuchte, die hygienischen Zustände so gut es ging, im Griff zu behalten, wälzten sich die meisten Soldaten im Griff einer tiefen Depression. Damit verbunden war, dass man aufhörte, sich über Körperhygiene Gedanken zu machen. Als eines Abends ein junger, bärtiger Ensign fragte, wer wohl wen als ersten fressen

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