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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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mit einem kollegial anmutenden Klaps die Hand auf die Schulter legte, zuckte Max vor Schreck keuchend zusammen.
    »Ich hab’s dir gesagt, Bruder«, flüsterte der Franzose, und aufrichtiges Bedauern schien in seiner Stimme mitzuschwingen. »Manchmal ist man besser dran, wenn man nicht alles mit eigenen Augen sehen will. Findest du nicht auch?«
    Der sonore, auf eine nicht näher zu fassende Weise beruhigende Klang seiner Stimme war wie ein Anker in der Realität. Er genügte, um Max, dessen Blick noch immer auf das furchtbare Schauspiel fixiert blieb, aus seinem ersten Schreck zu lösen. »Was soll das?«, fragte er, langsam und gedehnt, als erwache er allmählich aus einem tiefen Schlaf, dessen Albträume er nicht abzuschütteln vermochte. Vor dem Fenster trieb gerade ein Mädchen vorbei, höchstens Mitte Zwanzig. Sie war schön, schlank und groß, doch ihre Augen waren so leer, wie das Universum vor dem Urknall gewesen sein musste. In ihrem schmalen, eingefallenen Gesicht regte sich kein Muskel.
    Puissance seufzte. »Es sind Leute wie du. Leute, die infrage gestellt haben, was doch offensichtlich war.«
    Max begriff, und die Wucht dieser Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag. »Sie haben sie getötet.« Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Frauen an Händen und Füßen gefesselt waren. Dicke Schnüre wanden sich um ihre Knöchel, schnitten tief in das tote Fleisch, in die unbewohnten Leiber.
    »Nicht gerne«, bestätigte der selbst ernannte König, und der Griff der Hand auf Max’ Schulter verstärkte sich. »Aber was blieb mir? Ich habe ein Land zu beschützen, eine Vision.« Abermals seufzte der Franzose. »Es steht außer Frage, dass nicht jeder diese Vision teilen mag. Dass aber gleich so viele von ihnen ihre Ansichten änderten und uns aktiv sabotierten … Ich muss gestehen: Das hat mich verletzt.«
    Der Blick des Kapitäns der OCHRASY wanderte über die langsam tanzenden Körper und blieb an der Leiche einer rothaarigen Frau hängen. Max schätzte sie auf etwa vierzig Jahre, womit sie altersmäßig im Durchschnitt der Toten liegen musste. Auch sie war brutal gefesselt worden und hatte sich nach Kräften gegen diese Behandlung gewehrt, wie die Einschnitte an ihren Gelenken verdeutlichten. Verzweiflungsszenen mussten sich dort vorne abgespielt haben. Max wollte nicht daran denken, doch die Bilder krochen immer wieder in seinen Geist.
    »Wann?«, hauchte er.
     
    *
     
    Irgendwo, 2260
     
    »Robert, pass auf!«
    Abbys warnender Schrei hallte über die kleine Brücke, und einen Sekundenbruchteil später brach die Hölle über sie herein. Ein gewaltiges Beben erfasste das Schiff, als einer der Plasmastrahlen auf die Schilde prallte. Puissance wurde aus seinem Sitz geschleudert und kam hart auf dem Boden auf. Alarmsirenen dröhnten ihren aufsteigenden, schrillen Klagelaut, und die auf Kopfhöhe angebrachten Displays leuchteten in feuerroten Schattierungen um die Wette.
    »Schadensbericht«, bellte Puissance, stemmte seine Handflächen gegen den Boden und zwang sich wieder auf die Beine.
    »Äh …« Hektisch ließ Abby McGonagall ihre zarten Finger über die Konsole gleiten und rief eine Messung nach der anderen auf. Sie klang hoffnungslos überfordert. »Wir wurden von einer Art Energieschub getroffen. Der Antrieb ist offline, Schilde sind runter auf fünfunddreißig Prozent – falls ich das hier richtig deute. Noch so einen Treffer überstehen wir nicht unbeschadet.«
    Unbeschadet? Puissance traute seinen Ohren kaum. Und wie nannte sie das hier? Eine Lappalie? Mühsam schob er seine Wut beiseite. Er war nicht wütend auf Abby, nie auf Abby, sondern auf die Situation. Sie konnte nichts dafür – er war es gewesen, der diese Route hatte nehmen wollen. Er allein.
    »Maschinenraum«, brüllte er ins Interkom, um sich über den Lärm der Sirenen Gehör zu verschaffen. »Ottomann! Was immer Sie anbieten können, ich nehme es!«
    »Überladene Maschinen und ein paar Gebete, mon capitaine «, drang die angespannte Stimme des Tiroler Ingenieurs aus dem Lautsprecher. »Ansonsten nicht mehr viel. Ich könnte versuchen, die Energie der nichtessenziellen Systeme umzuleiten und damit zumindest für ein paar Sekunden etwas mehr Geschwindigkeit zu gewährleisten. Mit ein, zwei gezielten Schüben könnten wir uns eventuell aus dem Einzugsbereich der Plasmaeruptionen …«
    »Tun Sie’s!«, unterbrach Robert ihn schroff. »In Gottes Namen, tun Sie’s.« Dann trennte er die Verbindung.
    Auf dem Bildschirm vor ihm glühte die

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