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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Beine, hielt sich zitternd an der Konsole fest und tastete sich langsam zu Cho vor.
    »Navigatorische Messungen kommen gerade herein«, antwortete der Asiat ungerührt. Puissance bewunderte seine Contenance. »Zurückgelegte Strecke, geflogener Vektor, blablabla … Hier: Abstand zur Sonne!«
    »Und? Reden Sie, Mann!«
    Cho hob den Kopf, blickte seinem Kapitän direkt in die Augen. Und dann lächelte er. »Wir werden’s überleben.«
    Puissance atmete tief aus. Unglaubliche Anspannung fiel von ihm ab. Dass Abby sich hinter ihm nicht mehr bewegte, merkte er gar nicht.
     
    *
     
    »Sie kam wieder auf die Beine, wissen Sie?«, sagte der Franzose. Er war ans Fenster getreten und ließ seine Rechte langsam über die Scheibe gleiten. Dort, wo die Rothaarige auf der anderen Seite durch den luftleeren Raum glitt, hielt er inne. »Es dauerte, klar, aber sie schaffte es. Sie war stark, immer schon.«
    »Was war passiert?«, fragte Max Brooks leise.
    »Ja, wer weiß das schon?« Puissance zuckte mit den Achseln. »Die Ärzte sprachen von inneren Verletzungen, von Knochenbrüchen und einer Gehirnerschütterung. Sie sagten, ich hätte mich so fest gegen sie gepresst, dass ich sie beinahe zerquetscht hätte. Aber wenn Sie mich fragen, hatte all das wenig mit dem zu tun, was wirklich vorgefallen war.«
    Er drehte sich um, sah Max ins Gesicht. »Körperliche Verletzungen kann man heilen, mein dunkelhäutiger Freund. Doch bei der Psyche sieht es mitunter ganz anders aus.«
    Der Mann im Leinenanzug berichtete davon, dass Abby McGonagall nie mehr dieselbe geworden sei. Ihr Leib mochte genesen sein, doch ihr Geist, ihr Vertrauen in die Mission und die Philosophie hinter dem Unternehmen Ochrasy waren gebrochen, endgültig. Sie sei die Erste gewesen, die den Willen und die Überzeugung verloren habe, ihr Gelobtes Land zu finden. Und es breche ihm bis heute das Herz, dass ausgerechnet sie es war.
    »Ich verstehe noch immer nicht, warum Sie hier geendet sind«, warf Max ein, als Puissance nicht weitersprach. »Hatte Sie Chos Ausweichmanöver etwa direkt in den Ring von Epsilon VII befördert?«
    Der Franzose schnaubte seltsam amüsiert. »Wo denkst du hin, Bruder? Hikaru ist der beste Navigator der Welt. Warum sonst habe ich ihn wohl mitgenommen, als ich von der Erde aufbrach – gegen seine innere Überzeugung, übrigens. Nein, der gute Cho hat sein Möglichstes getan, uns in den freien Raum zu manövrieren, und genau dort befanden wir uns auch. Antriebslos und mehr tot als lebendig. Und dann kamen die Starr.«
    Max glaubte seinen Ohren nicht, als ihm sein Gegenüber eine weitere haarsträubend abenteuerliche Geschichte offenbarte. Wochenlang hatten Puissance und die anderen im Raum gehangen und sich verzweifelt darum bemüht, die nötigsten Reparaturen durchzuführen, als auf einmal ein Raumschiff in ihrer Nähe auftauchte.
    »Du musst verstehen, dass wir Fremden eigentlich aus dem Weg zu gehen versuchen«, fuhr Puissance fort. »Unser Weg ist einzigartig und allein uns vorbehalten. Wir entscheiden, wen wir in unser Vertrauen ziehen und an unserem großen Ziel teilhaben lassen. Und wir waren seit Jahren so verfahren, allein und autark. So, wie es sein soll. Bis …«
    Es war ein Frachter gewesen, erfuhr Max, ein kleines, keilförmiges Schiff mit einer maximal zehnköpfigen Besatzung aus Handwerkern und Tagelöhnern auf dem Weg durch Transalpha. Alle Besatzungsmitglieder waren Starr.
    »Sie wollten irgendwelche neuen Handelsrouten ausprobieren, so was in der Art, ich erinnere mich kaum noch an Details.« Der Franzose schluckte. »Mag untypisch für die Rasse sein, ich weiß. Aber sie waren da, Bruder, so sicher, wie ich hier stehe. Und ihr Schiff funktionierte.«
    Langsam dämmerte Brooks, wie die Erzählung enden würde. Es war kein Ende, das ihm gefiel.
    »Sie hatten angehalten, weil sie uns für Schrott hielten, den man ausschlachten konnte. Und da haben wir einfach sie …« Er brach ab.
    »Sie haben Ihre Ideale verraten«, sagte Max. Es kümmerte ihn nicht, dass die Worte seinen Gesprächspartner verletzten, denn genau das sollten sie. Sie waren die einzige Waffe, die Brooks noch zur Verfügung stand. »Sie haben Unschuldige überfallen, um Ihre eigene Haut zu retten. Sich am Leben anderer Wesen vergriffen – und für was? Weder haben Sie das Frachtschiff gekapert, noch seinen Antrieb gestohlen. Wäre dem so, wären Sie nicht mehr hier.«
    »Ts, ts, ts.« Puissance schüttelte abfällig den Kopf. »Bruder, nicht so emotional! Deine

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