Sternenfaust - 122 - Das Wrack
Unbekannten begeben.«
»Einverstanden.« Sobritzky nickte sofort, mit einem Mal wieder sichtlich versöhnter mit der Welt.
»Von mir aus«, stimmte auch Jenny Black Fox zu. »Schaden kann’s ja nicht. Aber das übernehmen Sie bitte selbst. Ich hänge so schon im Zeitplan hinterher.«
Winterstein bestätigte ihr, dass er und Lieutenant Sobritzky den Weg zur Brücke zur Not auch ohne ihre Hilfe finden würden, dann trennte er die Verbindung. Das breite Grinsen auf Joelle Sobritzkys Gesicht registrierte er mit Freude – und es amüsierte ihn. Falls Max Brooks tatsächlich noch irgendwo da draußen war und auf die STERNENFAUST wartete, würde sich Joelle wohl nicht mehr lange einreden können, er sei für sie nur ein Kollege.
*
Ach, verflucht …
Admiral Vincent Taglieri bemühte sich redlich, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen und fand, dass es ihm gelang. Wobei: Enttäuschung war nicht das richtige Wort, befand er. Mehr so ein … Widerwille. Eine angeborene Allergie gegen Zeitverschwendung, wie sie meiner Ansicht nach jedes Mitglied des Star Corps haben sollte. Zumindest diejenigen, die unter meinem Kommando stehen.
Er befand sich im hinteren Teil der Brücke und blickte nach vorne, wo Dr. Solomon Winterstein und Lieutenant Sobritzky gerade ihren mündlichen Bericht abgeliefert hatten. Und er konnte sich nur zu gut vorstellen, was nun als Nächstes kam.
Dana Frost erhob sich aus ihrem Stuhl, drehte sich um und warf Vince einen wissenden Blick über die Schulter zu. »Verstanden«, sagte sie dann zu den anderen beiden Offizieren. »Haben Sie vielen Dank für Ihre Mühen. Commander al Khaled, wie ist die Lage mit den Erdanaar? Ich sehe zwar keinerlei Verbindung zwischen ihnen und diesem Ereignis, würde ihm aber dennoch gerne nachgehen. Glauben Sie, wir könnten uns einen kleinen Umweg erlauben?«
Der persischstämmige erste Offizier schmunzelte. Auch er mochte Max Brooks. »Ich habe nichts dagegen einzuwenden.«
»Admiral?« Nun wandte sich Frost Taglieri zu. »Wie sagten Sie so schön? Der Ruf des Unbekannten? Nun, ich schätze, der hier gilt uns.«
Er nickte widerwillig. Du hast die Sache angeleiert, jetzt lebe mit den Konsequenzen. »In Ordnung, Captain. Steuer, wir wechseln den Kurs. Bringen Sie uns zurück ins Epsilon-System. So einen aufregenden Ort kann man gar nicht oft genug besuchen, finden Sie nicht?«
Stan Yasunara, der junge Lieutenant, der an Sobritzkys Stelle im Navigatorensessel saß, lief hochrot an und öffnete mehrfach den Mund, ohne dass ein Laut herauskam. Offenbar konnte er nicht so gut mit Ironie.
Taglieri lachte leise. »Ist schon gut, Yasunara. Führen Sie einfach den Befehl aus.«
»Aye, Sir«, bestätigte der Angesprochene sichtlich erleichtert.
Dana Frost lächelte noch, als das Schiff die Wendung längst vollzogen hatte.
*
Seine Finger waren längst taub vor Schmerz. Trotzdem machte Max Brooks weiter. Er kniete auf dem Boden ihrer kleinen Zelle, vor einer geöffneten Wandpaneele, und hatte die Hände tief in einem Gewirr aus Kabeln und Verbindungen vergraben, das sich dahinter erstreckte – Teile der Bordelektronik.
»Du glaubst wirklich, dass du das schaffst?«, fragte Natalie hinter ihm nicht zum ersten Mal. Sie waren bereits vor Stunden zum persönlicheren Du übergegangen. In Anbetracht ihrer Situation erschien ihnen jegliche Förmlichkeit unangebracht.
Max hatte den Mund gerade zu einer Antwort geöffnet, als irgendetwas zwischen seinen Händen aufblitzte. Eine elektrische Entladung schoss durch seinen gesamten Körper, raubte ihm den Atem und die Orientierung. Halb weggetreten, schlug er hin. Für einen Moment drehte sich der verdreckte Raum vor seinen Augen.
»Klar«, log er, sobald er wieder Luft bekam, und blinzelte mehrmals. »Ich hab dir doch gesagt, wie man mich als Kind genannt hat, oder?«
»Geschichten, die über ein Vierteljahrhundert alt sind, erfüllen mich heute nicht gerade mit Zuversicht. Erst recht nicht, wenn sie von Unfällen wie diesem da widerlegt werden. Alles in Ordnung?«
Schnaubend richtete Max sich auf. »Sag mal, was willst du eigentlich? Willst du hier raus, oder nicht? Dein Vater hat dich jahrelang hier eingesperrt, weil er es nicht über sich brachte, seinem Massenmord auch noch den an der eigenen Tochter hinzuzufügen. Vielleicht hast du dich ja schon dermaßen an dieses Drecksloch gewöhnt, dass du gar nicht mehr weg möchtest!«
Die Worte waren härter gewesen, als er beabsichtigt hatte. Verdutzt
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