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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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bringen. Dort konfrontierte er sie erneut mit ihren ›Sünden‹, ließ sie binden – und dann öffnete er die Frachtluke einen kleinen Spalt. Weit genug, dass die Luft ausweichen konnte und die Frauen …«
    Hilflos hob sie die Hände. »Ich bin kein Physiker, Max. Was kommt als Erstes? Erfrieren oder ersticken? Ich weiß es wirklich nicht …« Ihre Stimme brach, und die junge Frau begann hemmungslos zu schluchzen.
    Max zögerte einen Moment, unschlüssig, was er tun sollte. Dann beugte er sich vor, vertraute seinem Instinkt, und schloss sie in die Arme. Sie versteifte sich bei der Berührung – fast so, als traue sie ihm nicht ganz über den Weg. Max konnte es ihr nicht verdenken. Wenn es stimmte, was sie berichtete, würde auch er bald zu einem Wahnsinnigen mutieren. Der Gedanke gefiel ihm absolut nicht.
    Der Fluch der OCHRASY , dachte er. Ich muss hier raus, bevor es zu spät ist. Irgendwo hin. Und ich muss sie mitnehmen. Noch spürte er keine Veränderung an sich, aber das mochte nur eine Frage der Zeit sein.
    »Was ich nicht verstehe«, sagte er leise, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, »ist, warum Sie noch hier sind. Wenn doch alle Frauen hingerichtet wurden, was machen Sie dann in dieser Zelle?«
    Natalie zog die Nase hoch, fuhr sich einmal mit der Hand durchs Gesicht und räusperte sich. »Oh«, antwortete sie verwundert. »Ich dachte, das wäre Ihnen schon aufgefallen. Zumindest bin ich immer davon ausgegangen, dass ich ihr auch heute noch ähnlich sehe. Mein Name, Max, ist Natalie McGonagall. Robert Puissance ist mein Vater.«
     
    *
     
    Solomon Winterstein war im Himmel. Dumm nur, dass er das niemandem mitteilen durfte. Soziale Zwänge waren nie seine besondere Stärke gewesen, aber selbst so ein passionierter Laborjünger wie er wusste, dass man sich seine Begeisterung besser nicht anmerken ließ, solange ein Crewmitglied vermisst wurde. Nicht nur vermisst , dachte er. Vermutlich ist Max Brooks sogar tot, wenn nicht …
    Ja, das war der springende Punkt, oder? Der Aspekt, der sein Herz höher schlagen ließ und einen leichten Schweißfilm auf seine Hände zauberte. Was, wenn nicht?
    Der Einfall war faszinierend, gelinde ausgedrückt. Winterstein ließ seinen Blick über die Sternenkarte gleiten, die in die Mitte des Raumes projiziert wurde. Und wie so oft, seit Beginn seiner Arbeiten, gingen seine Gedanken auf Wanderschaft.
    »Lieutenant Commander Black Fox sendet uns Daten aus dem Maschinenraum«, meldete Joelle Sobritzky. Die junge Navigatorin stand an einer Konsole im hinteren Bereich des kleinen, an das Astrolabor der STERNENFAUST III angegliederten Versuchsraumes und ließ ihre Finger über das in die Wand eingelassene dunkle Touchpad gleiten. »Es handelt sich um die Koordinaten, Doktor.«
    Endlich! »Freut mich zu hören, Lieutenant.« Mit wenigen gezielten Handgriffen stellte Solomon eine Funkverbindung zu der Ingenieurin her. »Commander, darf ich annehmen, dass Sie meine These damit beweisen wollen?«
    »Ich wünschte, dem wäre so«, kam die Antwort aus dem Lautsprecher und raubte Winterstein einen Teil seiner neu gewonnenen Euphorie gleich wieder. Joelle, die zu ihm getreten war, schluckte hart.
    »Selbst bei nochmaliger Analyse ließen sich die von Alyawarry und al Khaled übermittelten vermeintlichen Interferenzen nicht genau verifizieren«, fuhr Black Fox fort. »Es wäre möglich, dass wir es mit einem künstlich erzeugten Energiestrahl zu tun haben – aber genauso gut auch nicht.« Sie seufzte hörbar. »Manchmal fühle ich mich, als würden wir hier einem Phantom nachjagen. Ginge es nicht um Max …«
    Black Fox brach ab, und Solomon verstand, warum. Dazu hätte er gar nicht sehen müssen, wie sich Joelle Sobritzky neben ihm versteifte. Ginge es nicht um Max, hätte ich diese Zeitverschwendung längst aufgegeben – das war es, was Black Fox vermutlich hatte sagen wollen. Und dann war ihr wohl aufgefallen, wer an diesem Ende der Leitung noch mithörte.
    Sie hat nicht Unrecht , dachte er. Wir haben wirklich Besseres zu tun. Und dennoch …
    Es war kein Geheimnis, dass sich zwischen Brooks und Sobritzky etwas angebahnt hatte, das über ein rein kollegiales Verhältnis hinausging. Winterstein kannte beide nur flüchtig, und selbst ihm war es aufgefallen. Er hatte allerdings auch bemerkt, dass die schöne Navigatorin den unbeholfenen Avancen des Lieutenants mitunter recht ignorant begegnete. Nicht aus Absicht, darin bestand für ihn kein Zweifel, aber dennoch.

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