Sternenfaust - 128 - Katastrophe im HD-Raum
ihren Namen, doch Commander Wilson war nicht mehr wach zu bekommen. Cody blickte wieder zum Hauptschirm hin. Auch wenn auf dem zitternden und Schlieren ziehenden 3-D-Schirm keine deutlichen Angaben zu sehen waren, zu erkennen war immerhin, dass wieder ein paar Systeme mehr ausgefallen waren. Die Daten zeigten an, es würde nur noch eine knappe Dreiviertelstunde dauern, dann würden die Kurzschlüsse den Wandler erreicht haben.
Dann fliegt hier alles in die Luft. Selbst wenn wir Glück haben und der Fusionsreaktor intakt bleibt – wir werden keine Möglichkeit haben, genug Energie zu erzeugen, um in den Einsteinraum zurückzukehren.
Das Kaskadenversagen muss aufgehalten werden, koste es, was es wolle.
Für drei Sekunden starrte Cody die Daten auf dem Hauptschirm an und überlegte. Dann stand für ihn fest, was er tun würde.
»Okay«, rief er laut. »Kuhn, Sie haben das Kommando auf der Brücke.«
Der Navigator wirbelte herum. Er lag unter seinem Navigationssitz und hatte gerade versucht, die Bildfilter, die die Realbilder aus dem HD-Raum in optisch erträgliche umwandelten, wieder zu aktivieren, damit die Navigation erleichtert wurde. »Was … wieso, Sir?«
»Dieses Kaskadenversagen muss aufgehalten werden. Wir verlieren sonst den Wandler. Ich muss mich vor Ort darum kümmern, es gibt sonst keine andere Möglichkeit. Die Verbindung zum Maschinenraum ist unterbrochen, wir können keine Techniker losschicken – und außerdem haben sie da unten keine Bildübertragung.«
Kuhn starrte Cody sprachlos an. »Mulcahy, das ist nicht Ihr Ernst. Das können Sie allein nicht tun!«
Jetzt, wo Cody sich dazu entschlossen hatte, fühlte er sich besser. Er ging zum nächsten Notfallspind und öffnete ihn. Darin war ein Taschengürtel mit elektronischem Werkzeug und anderer Ausrüstung für alle Fälle.
»Wer soll es sonst tun? Sie sind derjenige, der sich um die Navigation kümmern muss. Sonst nutzt uns die Reparatur der Gondeln auch nichts, wenn wir nicht mehr navigieren können, um den HD-Raum zu verlassen.« Damit riss er die Tasche heraus und schnallte sie sich um die Hüften.
»Sir, ich komme mit Ihnen«, hörte er auf einmal eine entschlossene Stimme hinter sich. Als er sich umwandte, sah er eine junge Frau, von der er nur wusste, dass sie an der Technikkontrolle arbeitete. Sie war klein und drahtig und wurde bis unter die Wurzeln ihres kurzen braunen Haars rot, als er sie prüfend ansah. »Sir, ich habe letztes Jahr bei Jenny Black Fox von der STERNENFAUST ein Praktikum in Wandlertechnik absolviert. Ich kann mit Elektronik umgehen, und ich könnte Ihnen sagen, welche Leitungen zum Fusionsreaktor gehen oder nicht.«
Cody nickte und sah noch einmal über die Brücke. »In Ordnung, Miss …?«
»Ensign, Sir. Ensign Lisa Martelli.«
»Also, dann kommen Sie mit mir, Ensign«, meinte Cody. Dann rief er zur Navigationskonsole hinüber: »Kuhn, Sie haben also das Kommando! Wir bleiben so lange wie möglich in Kontakt. Versuchen Sie, die Navigation wieder herzustellen!« Damit verschwand er durch das Schott auf den Gang hinaus.
*
Irgendwo in Transalpha, unbekannter Planet
Die Nacht kam schneller, als Mary erwartet hatte. Wie immer verschwanden die Sonnen sehr plötzlich, beinahe ohne Dämmerung, hinter dem Horizont. Vor den Hütten, die Ningihu und seine Stammesgenossen auch für die STERNENFAUST-Leute aufgebaut hatten, wurden kleine Lagerfeuer entzündet. Noch reichte der Proviant aus, den sie mitgebracht hatten, und schon bald brutzelte das eine oder andere Tier, das in der Oase gehalten wurde, über den Flammen.
Doch heute war etwas anders als an den paar Abenden davor. Es schien weniger dunkel zu sein, obwohl keine Monde am Himmel standen. Mary rollte das Pergament mit ihren Aufzeichnungen sorgfältig zusammen, damit ihre Schrift darauf nicht verwischte und sah in den Himmel hinauf, an dem nur noch ein paar rote Streifen in der Ferne auf die Anwesenheit von zwei Sonnen hinwiesen. Ein großer Stern leuchtete etwa 30 Grad über dem Horizont. Für einen Moment musste Mary an die Venus denken, den irdischen Abendstern. Doch dann tauchte in ihr die Frage auf, warum ihr dieser Stern nicht schon an den vergangenen Tagen aufgefallen war.
Ich muss Sol danach fragen , dachte sie. Er als Astronom sollte wissen, ob ich nur nicht auf so eine Erscheinung geachtet habe oder ob es sich wirklich um einen neuen Stern am Firmament handelt.
Langsam ging Mary ins Lager. Es war überschaubar, es waren nur rund zwanzig
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