Sternenfaust - 128 - Katastrophe im HD-Raum
hinteren Strahlenkanone in Richtung des Hauptmaschinenraums führte. Die zerstörten Gondeln waren schlimm genug, aber sie betrafen den Antrieb, nicht die existenziellen Funktionen der STARLIGHT.
»Ma’am?«, rief er erneut und berührte Wilson, die gerade mit der Krankenstation über die Anzahl der Verletzten sprach, am Ellenbogen. Sie beendete das Gespräch und wandte sich ihm zu.
»Ma’am, sehen Sie, diese Linie hier.« Er zoomte sich die zerstörte Kanone näher heran, sodass deutlich zu sehen war, dass in Richtung der Maschinensektion ein elektronisches System nach dem anderen ausfiel. »Das von der zerstörten Kanone ausgehende Energieversagen breitet sich in Richtung des Maschinenraums aus.«
Wilson runzelte die Stirn. »Wenn man die Linie der Ausfälle genau verfolgt, werden die Kurzschlüsse in …«, sie tippte nervös auf der Kommandokonsole herum, »… einer Stunde den Wandler erreicht haben.«
»Wenn nicht früher.«
»Verdammt«, murmelte Wilson. »Wir brauchen den Wandler, um den HD-Raum wieder verlassen zu können. Das ist mit zwei nicht funktionierenden Gondeln schon nicht einfach, aber ohne Wandler wird es gar nicht gehen. Und dass die Lebenserhaltungssysteme ausfallen, ist dann nur noch eine Frage der Zeit.«
Cody wurde erneut daran erinnert, dass dies die Konsequenz seines Versagens war, den Torpedo rechtzeitig zu treffen.
Wenn dieser Systemausfall den Wandler erreicht, dann ist uns die Rückkehr versperrt. Wir werden für immer im HD-Raum gestrandet sein.
*
Irgendwo in Transalpha, unbekannter Planet
Samtig.
Weich.
Glatt.
Mary wusste nicht, wie oft sie die Hand schon über die leuchtend weiße Wand des Tempels hatte gleiten lassen. Das Gefühl war wunderbar sinnlich, und sie glaubte fast, dass sie noch nie etwas Schöneres berührt hatte.
Die Oberfläche ist völlig kühl , dachte sie. Wie ein sehr kurzer Samt. Oder Seidenkrepp. Aber hatte Jamal nicht gesagt, dass er vermutet, wir befassen uns nur mit einem Energieschild und sehen die eigentliche Wand gar nicht? Das würde zumindest erklären, warum die Schriftzeichen nur dann erscheinen, wenn ich die Oberfläche berühre.
Wieder ließ Mary mit geschlossenen Augen ihre ganze Handfläche über das leuchtende Perlmutt streichen. Sie vergaß die glühende Hitze, die von den beiden Sonnen ausging und ihr den Rücken verbrannte – und die zusätzlich noch durch die Salzpfannen, die sich überall im Wüstensand gebildet hatten, verstärkt wurde. Die Reste des Hemdchens, das sie auf der STERNENFAUST getragen hatte, als sie von den Meuterern aus ihrem Quartier in einen der Hangars getrieben worden war, boten eigentlich zu wenig Schutz. Aber es half nichts. Es würde Tage brauchen, bis Commander Black Fox dafür sorgen konnte, dass alle neue Gewänder aus Bast bekamen.
Eigentlich logisch, dass die Oberfläche so kühl ist. Sie ist weiß und glatt, dabei reflektiert sie wahrscheinlich alles Licht, das sie trifft. Doch während sie das Gefühl der Kühle, die langsam von ihrer Handfläche über ihr Handgelenk den Unterarm hinauf kroch, genoss, spürte sie auf einmal, wie auf ihren Rücken ein Schatten fiel.
Erschrocken und ein wenig schuldbewusst drehte sie sich um. Hoffentlich waren das nicht der Admiral oder Captain Frost! Immerhin hätte sie sich weniger um die Textur dieser Kuppel als vielmehr um die Schriftzeichen kümmern sollen, die immer dann erschienen, wenn sie mit leichtem Druck über die Oberfläche strich. Erst erkannte sie gegen das grelle Licht der beiden Sonnen nur eine dunkle Silhouette, die sich langsam neben ihr niederließ. Dann erst sah sie, wer da gekommen war.
Ningihu.
Mary musste lächeln.
Immer, wenn sie den Eingeborenen sah, beschleunigte sich ihr Herzschlag, und sie schien unter Strom zu stehen. Bei den harmlosesten Dingen lief sie rot an. Und auch er schien ihre Nähe zu genießen.
Es tat ihr leid, dass ihn die Anwesenheit der STERNENFAUST-Leute noch immer zu stören schien. Mary Halova war hin- und hergerissen. Sie konnte ihn verstehen. Dieser Tempel war Teil seiner Religion. Die Kuppel zu erforschen war für sein Volk ein Tabu. Aber sie hatte eine Aufgabe. Eine Verpflichtung ihren Kollegen gegenüber.
Doch nicht nur das. Sie war die Einzige, die die Schriftzeichen, die bei einem festen Strich auf der perlmuttfarbenen Oberfläche des halbkugelförmigen Gebäudes erschienen, wirklich lesen konnte. Und das gefiel ihr. Es war ihre Arbeit.
Na ja. Lesen kann man das nicht direkt nennen ,
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