Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III
Ash kann es ihnen nicht sagen. Er ist auf dem Planeten unten und selbst wenn er an Bord gewesen wäre, hätte er nichts sagen können, ohne sich selbst damit in die Pfanne zu hauen. Immerhin hat er meinen Zustand vor dem Admiral verschwiegen. Zwar auf mein Bitten, aber trotzdem.
Dana versuchte, ihre Gedanken von den Freunden, die sie hinter sich gelassen hatte, abzulenken und dachte wieder an den Fixstrom. Sie flog jetzt im Schritttempo. Sie kontrollierte die Flugdaten des Gleiters. Die Gravitation stieg weiter an und erreichte inzwischen Werte, die der eines kleinen Schwarzen Loches entsprach. Zumindest wären es diese Werte gewesen, die man erhalten würde, könnte ein Gleiter jemals so nah an ein Schwarzes Loch heranfliegen, was praktisch unmöglich war.
Dana horchte erneut in sich hinein und verspürte keine Angst. Warum auch? Ich habe schon Schlimmeres überstanden. Der feurig orangerote Wirbel füllte jetzt ihr Sichtfeld vollkommen aus. Nur, wenn sie den Kopf hob und weit in den Nacken legte, war noch ein wenig des samtig dunklen Weltalls zu sehen, das sie so mochte und in das sie sich damals verliebt hatte, als sie mit ihren Eltern zum ersten Mal zum Mars geflogen war.
Sie schob die Steuerhebel ein wenig weiter nach vorn. Das Shuttle reagierte sofort und tauchte mit der Nase in den leuchtenden Wirbel ein. Sofort wurde das Shuttle von den unsichtbaren Strömungen erfasst. Für einen Moment glaubte Dana, dass ihr Gleiter sich in Gummi verwandelt habe, das jetzt gnadenlos in die Länge gezogen wurde. Sie schnappte nach Luft und kroch unwillkürlich tiefer in ihren Pilotensitz.
Doch einen Augenblick später entspannte sie sich wieder etwas. Das unangenehme Gefühl, das auch dem bizarren Anblick draußen geschuldet war, legte sich wieder. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass die Antigravaggregate einwandfrei arbeiteten. So wie es aussah, schwebte das Shuttle frei, auch wenn sie sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass die Geschwindigkeit jedes Maß überschritt. Andererseits habe ich das Gefühl, ich stehe still. Die … Umgebung muss man das wohl nennen … die Umgebung bewegt sich an meiner Stelle.
Dana sah sich interessiert um. Das hier sah wirklich ganz anders aus als der HD-Raum. Keine verrückten geometrischen Formen, die den Geist überforderten, keine Gehirnleistung, die anstieg, bis man selbst glaubte, den Verstand zu verlieren oder vor Kopfschmerzen sterben zu müssen. Vor ihr breitete sich ein irgendwie milchiges, orange aussehendes, ja, streifiges Kontinuum aus. In diesem milchig-orangefarbenen Hintergrund, der sie und den Gleiter völlig umgab, waren vereinzelt winzige, tiefschwarze Punkte zu sehen. Über ihr, auf ungefähr 70 Grad und zwei Uhr, schien sich ein dunkelrot glühender elliptischer Fleck zu befinden, dessen Ränder leicht zerfaserten.
Verblüfft erkannte sie, dass es sich um die Hegel-Sonne handelte. Der Punkt, der aussah wie ein in die Länge gezogenes Ei, zog zusehends an ihr vorbei. Der Fixstrom funktioniert! , dachte sie. Wer hätte das gedacht. Wenn der Plasmasammler nicht verrückt gespielt hätte, dann hätten von Schlichten und die Ptolemäer wirklich einen großen Durchbruch erzielt.
Aber wenn das da oben die Hegel-Sonne ist, dann müssten doch diese schwarzen Punkte allenthalben … Ja, das sind die Sterne! Ich komme mir hier vor wie in einem Falschfarbenbild. Es wirkt ähnlich wie die Karten der J’ebeem.
Im nächsten Moment spürte Dana einen jähen Kopfschmerz hinter ihrer Stirn. Das ist die fremde Sicht , dachte sie sofort. Sie blinzelte die tränenden Augen leer und zwang eine plötzlich in ihr hochsteigende Übelkeit nieder.
Das kann ich mir jetzt nicht leisten! Ich muss mich zusammennehmen, und die Piloten hier herauslotsen. Anders geht es nicht. Sie schloss wieder für einen Moment die Augen und versuchte, ruhig zu atmen. Doch es schien kaum zu helfen, die Übelkeit machte sich weiter in ihr breit, und für einen Moment schien sich das Stahlband um ihren Kopf, das die Schmerzen dort verursachte, noch fester zuzuziehen.
Jetzt kam auch noch ein schleichendes Gefühl von Panik dazu.
Dana keuchte auf und versuchte dann, die Kontrolle über die Situation zu behalten. Vergeblich. Nein! Nein, ich will nicht! Ich will hier raus!
Panisch sah sie sich um, in diesem seltsamen Weltraum, der glühte wie das Fegefeuer der Hölle und es ihr nicht möglich machte, sich zu orientieren. Wie kam man hier wieder heraus? Sie musste fort von hier!
Dana schluchzte
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